Kiss and kill: Thriller (German Edition)
besonders helle war. Sie war keineswegs retardiert oder so, bloß ein bisschen langsam im Kopf. Und er behandelte sie gut, weil Allegra zu den wenigen Menschen gehörte, die ihm stets den Respekt zollten, den er verdiente.
Außerdem mischte sie sich niemals in seine Angelegenheiten.
Zum Glück war die Sonne untergegangen. Vom Fluss wehte eine feuchtwarme Brise hinauf. Allein der Weg von der Garage zum Haus reichte, dass Pudge sich nass schwitzte. Nachdem er über die hintere Veranda in die Küche gegangen war, stellte er den Alarm aus und ließ seinen Koffer nebst der Trophäenschachtel auf den Boden fallen. Der Koffer war leer bis auf seine Verkleidungen – Perücken, Make-up, falsche Bärte und sogar mehrere Sets farbiger Kontaktlinsen. Die Kleidung, die er auf der Fahrt nach und von Ballinger getragen hatte, war auf verschiedene Müllcontainer an der Strecke verteilt.
Nachdem er das Jackett ausgezogen und über die Rückenlehne eines Küchenstuhls gehängt hatte, knöpfte er sein Hemd bis zur Brustmitte auf und setzte sich hin, um sich die Schuhe und die Socken auszuziehen. Ein Lächeln trat auf sein Gesicht, als er seine Trophäenschachtel ansah. Natürlich könnte er bis morgen warten, ehe er seine neueste Errungenschaft der kleinen, exklusiven Sammlung hinzufügte, aber warum sollte er warten? Sein besonderer Raum im Keller des Herrenhauses war über ein Jahr lang leer gewesen, bis er vor wenigen Monaten eine neue Sammlung begann. Als er im letzten April das fünfjährige Spiel gegen seinen Cousin gewann und den finalen Preis, Pinkies Leben, einforderte, hatte er hinterher alle Erinnerungsstücke an die zahlreichen Beauty Queens entsorgt. Jenes Spiel war Geschichte, genau wie Pinkie. Nun spielte er ein neues Spiel mit neuen Gegnern und neuen Regeln.
Pudge stand auf, hob die Schachtel hoch und steuerte die Tür an, hinter der eine Holztreppe in den Keller führte. Er betätigte den Schalter gleich neben der Tür und stieg vorsichtig hinunter. Das größte Raum im modrigen Untergeschoss wurde als Abstellkammer benutzt und war bis oben voll mit den verworfenen Gegenständen unzähliger Generationen. Links davon lag die Speisekammer, die seit Jahren leer war, und rechts war der Weinkeller, zu dem nur Pudge einen Schlüssel besaß. Geradeaus, ganz hinten an der Wand und hinter einer Reihe rostende Ketten, die aus dem alten Gemäuer hingen, befand sich ein streng geheimer Raum, den er selbst zu seinem Trophäenzimmer gemacht hatte. Auch zu diesem Raum hatte einzig er den Schlüssel.
Die Trophäenschachtel in der Hand, näherte er sich der verschlossenen Tür. Das funzelige Licht im Kellergang warf Schatten auf die schimmeligen Wände und die Reste der schweren Ketten, die einst zur Disziplinierung ungezogener Haussklaven dienten.
Seine Schwestern hatten sich immer vor dem Keller gefürchtet und ihn seines Wissens nie betreten. Er hingegen war von diesem unterirdischen Bereich fasziniert gewesen, vor allem von den Ketten. Schon als Junge hatte er sich ausgemalt, wie es wohl wäre, jemanden dort anzuketten und zu peitschen, bis er sich ihm vollends ergab. Leider hatten die Jahre am Material gezehrt, so dass die alten Ketten heute nutzlos waren.
Als er die Tür erreichte, hielt er inne, griff in seine Hosentasche und holte sein Schlüsselbund hervor. Dann entriegelte er die Tür und stieß sie auf. Er tastete innen an der Mauer nach dem Lichtschalter, kippte ihn und betrat den knapp dreizehn Quadratmeter großen Raum. An der rechten Wand waren Regale angebracht, auf denen Glaskästen standen, die bis auf vier alle leer waren. Bald sollte seine jüngste Trophäe in dem fünften Kasten sein.
Er stellte die Schachtel auf einen runden Tisch in der Mitte, hob den Deckel ab und griff hinein. In dem Moment, als seine Hand die seidig weiche Masse berührte, schloss er die Augen und seufzte.
Kendall Moore war die stärkste, die mutigste und die entschlossenste Beute gewesen, die er je gejagt hatte. Er hoffte, dass seine nächste ihm ebenso viel Jagdspaß bescherte.
Nic glaubte noch gar nicht, was sie da getan hatte. Nicht einmal in ihren wildesten Träumen wäre sie darauf gekommen, dass sie sich einmal mit Griffin Powell zusammentun könnte. Der Mann war charmant und verstand sich ziemlich gut darauf, den Gentleman zu spielen. Aber hinter der Fassade des GQ -Titelmodells schlug das Herz eines barbarischen Kriegers.
Du tust dich nicht mit ihm zusammen. Du arbeitest lediglich vorübergehend mit ihm, und das auch nur,
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