Kiss and kill: Thriller (German Edition)
Mann zurück, um der Welt zu entkommen.
Nic fühlte seine Anwesenheit schon, bevor er hineinkam, bevor er ihren Namen ausgesprochen hatte. Jede Nervenzelle in ihrem Körper schien auf einmal in Alarmbereitschaft, jeder Muskel spannte sich. Sie atmete tief durch, bevor sie sich zu ihm umdrehte.
»Hallo, Nic.«
Sie mochte ihren Spitznamen, und dennoch klang er von seinen Lippen wie eine Beleidigung. Der Mann gehörte geteert und gefedert, weil er es stets aufs Neue verstand, ihr unter die Haut zu gehen und sie zu verunsichern.
Entschlossen sah sie ihm in die Augen und erwiderte: »Hallo, Grr…iff.« Sie ließ die eine Silbe absichtlich wie zwei klingen.
»Kann ich Ihnen einen Drink anbieten?«, fragte er, wobei sein Blick zu der edlen Hausbar gegenüber dem Schreibtisch wanderte.
»Nein danke, aber Sie dürfen gern …«
»Setzen Sie sich.«
War das ein Befehl oder eine Bitte? Bei Griffin vermutlich ein und dasselbe.
Sie wählte die rechte Ecke des großen Sofas.
Er setzte sich in die linke.
»Was haben Sie über das Opfer in Texas herausfinden können?«, fragte sie.
»Nicht viel. Es gab in den letzten paar Monaten zwei Morde in Stillwater. Das eine war ein Mann, der von seinem Geschäftspartner erstochen wurde. Das andere war eine junge Frau, deren Leiche von Jugendlichen in einem Stadtpark gefunden wurde. Sie baumelte an einem Ast, kopfüber und die Füße zusammengebunden.«
Nic schloss für einen kurzen Moment die Augen, ehe sie Griff wieder ansah. »Wurde ihr in den Kopf geschossen?«
Griff nickte. »Ja.«
»War sie skalpiert?«
Er biss die Zähne zusammen. »Verdammt! Sie haben einen identischen Mord in Ballinger gefunden, stimmt’s?«
»Es war ihm nicht genug, sie zu exekutieren, er musste sie auch noch skalpieren.«
»Trophäen«, sagte Griff.
Nic sprang vom Sofa auf. »Ich will den Kerl! Ich will ihn aufhalten, bevor wir noch mehr Leichen finden. Aber mein Boss sagt mir gewiss, dass zwei ähnliche Morde in zwei unterschiedlichen Bundesstaaten kein ausreichender Beweis für einen Serienkiller sind.«
»Nicht einmal, wenn Sie die Anrufe bei uns hinzufügen?«
»Die Anrufe besagen lediglich, dass irgendein Irrer da draußen unsere Privatnummern hat.«
»Dann müssen wir genügend Beweise finden, um unsere Theorie zu untermauern. Ich fahre nach Ballinger und Stillwater. Mal sehen, ob ich was finde, das über die spärlichen Polizeiberichte hinausgeht.«
»Ich komme mit.« Nic stand vor ihm, und ihre Blicke begegneten sich.
Auf einmal erschien der Anflug eines Lächelns auf Griffs Zügen. »Sie wissen, wie einige Polizeichefs und Sheriffs reagieren, wenn das FBI die Nase in ihre Angelegenheiten steckt. Sie werden die Burschen nur nervös machen, Süße, wenn Sie da als große, wichtige Agentin aufkreuzen und Fragen stellen.«
Bei dem Kosewort fuhr sie unwillkürlich zusammen. Wahrscheinlich hatte er es schon bei Hunderten von Frauen benutzt. Nein, wohl eher bei Tausenden. Und sie wusste genau, warum er es bei ihr tat: um sie zu provozieren.
»Nun, Süßer«, entgegnete sie, »ich sage Ihnen was. Ich bin im Urlaub, also kann ich inoffiziell mit Ihnen mitkommen und werde meine Marke nur zücken, wenn es absolut unvermeidlich ist.«
»Könnten Sie eventuell versuchen, charmant statt herrisch zu sein?«, fragte Griff mit einem gefährlichen Funkeln in den eisblauen Augen. »Auf die Weise bekommen wir vielleicht mehr Informationen.«
»Ich glaube, ich besitze genug Charme für uns beide.«
»Vielen Dank, Madam. Ich nehme das als Kompliment.« Nic stöhnte im Stillen. »Nehmen Sie es, als was Sie wollen.«
Griff stand auf. »Halten Sie es für möglich, dass wir unsere persönlichen Gefühle beiseitelassen und zusammenarbeiten können? Wir müssten vorübergehend einen Waffen stillstand vereinbaren.«
Nic straffte sich. »Ich werde es versuchen.«
»Das reicht mir.«
»Der Mord in Ballinger war erst vor kurzem«, sagte sie, da sie davon ausging, dass der Waffenstillstand ab jetzt galt – mochte Gott ihnen beiden beistehen. »Die Leiche wurde gestern gefunden. Was ist mit der Frau in Stillwater?«
»Ihre Leiche wurde am Ersten diesen Monats, also vor fast vier Wochen gefunden.«
»Dann sollten wir zuerst nach Ballinger fahren, alle Informationen einholen, die wir kriegen können, und von dort aus nach Stillwater.«
»Einverstanden. Ich lasse den Powell-Jet für morgen früh bereitstellen.«
»Okay. Wann soll ich morgen hier sein?«
»Wo wollen Sie denn heute Abend noch hin?«,
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