Kiss and kill: Thriller (German Edition)
Yvette unternahm lange Spaziergänge mit ihm, bei denen sie nur redeten, wenn er es wollte. Sanders belästigte ihn ständig mit alltäglichen Dingen, mit denen er unter normalen Umständen allein fertig geworden wäre und bei denen es ihm sonst nicht im Traum einfiele, Griff zu fragen. Außerdem spielte er jeden Abend Schach mit ihm.
Selbst Barbara Jean machte mit bei dem Plan, Griff andauernd beschäftigt zu halten, damit er nicht langsam, aber sicher dem Wahnsinn verfiele.
Dann waren heute Morgen Lindsay und Judd eingetroffen, mitsamt der kleinen Emily. Er hatte ihnen gesagt, dass sie keineswegs sofort nach »Griffin’s Rest« gereist kommen müssten, aber das hatten sie geflissentlich ignoriert und eines der größten Gästezimmer oben kurzerhand zum Kinderzimmer umfunktioniert.
»Wir fahren morgen zum Angeln raus«, hatte Judd gesagt. »Und heute Abend wirst du Emily baden«, hatte Lindsay ergänzt.
Und genau das hatte er jetzt vor. Er war auf dem Weg nach oben, um Lindsay bei Emilys Bad zu helfen.
Die Zimmertür stand weit offen, so dass er erkennen konnte, dass Lindsay vor dem Himmelbett stand, in dem Emily lag, nackt, proper und fröhlich ihre Mutter anglucksend.
»Emilys Pate ist hier, um seine Badepflicht zu absolvieren«, sagte Griffin.
Lindsay blickte über die Schulter zu ihm. »Komm rein. Sie ist bereit für Onkel Griff.«
Griff ging zum Bett und sah Lindsays und Judds kleine Tochter an. Die Kleine war ganz rosig und wirkte kerngesund. Sie hatte Lindsays blondes Haar und Judds dunkle Augen. Eine echte Schönheit. Er nahm Emily vorsichtig in seine Arme. Sie sah ihn an und lächelte ein breites, weitestgehend zahnloses Lächeln.
»Sie mag dich«, sagte Lindsay. »Na ja, sie ist weiblich, natürlich mag sie dich.«
»Ist das Bad fertig?«
»Ja. Ich bade sie inzwischen in der großen Wanne«, sagte Lindsay und kitzelte Emilys Bauch. »Weil sie so ein großes Mädchen ist.«
Als sie ins Bad des Gästezimmers kamen, kniete Griff sich hin und setzte Emily behutsam in die Wanne, in die Lindsay mehrere Zentimeter hoch lauwarmes Wasser eingelassen hatte.
»Ihre Sachen sind alle hier«, erklärte Lindsay. »Ihr Schaumbad, ihr Shampoo und ihr Lieblingsspielzeug«, sie zeigte auf einen großen grünen Plastikfrosch, »und ich leg dir ihr Badelaken mit Kapuze hin. Wenn ihr hier fertig seid, warten eine frische Windel und ihr Pyjama auf dem Bett.«
Griff stützte Emilys Rücken mit der gespreizten Hand und sah zu Lindsay auf. »Du lässt mich doch hier nicht allein, oder?«
»Ich bin nebenan im Schlafzimmer, wenn du mich brauchst.« Mit diesen Worten ließ sie ihn doch allein.
»Tja, wie es aussieht, sind wir jetzt auf uns gestellt, Kleine.«
So wie sie beim Plantschen gluckste und kicherte, bestand für Griff kein Zweifel, dass Emily ihr Bad genoss. Wahrscheinlich musste er hinterher sein Hemd wechseln. Fürs Erste aber konzentrierte er sich darauf, die Kleine sanft mit dem Schwamm zu waschen, und unweigerlich musste er daran denken, wie es wohl wäre, ein eigenes Kind zu haben. Bisher hatte er sich stets gesagt, er wäre ohne Frau und Kinder besser dran, dass keine Frau ihn je um seiner selbst willen lieben könnte, vor allem nicht, nachdem sie etwas über seine Vergangenheit erfahren hatte.
Er hob Emily aus dem Badewasser, wickelte sie in ihr Kapuzenhandtuch und atmete den erstaunlich süßen Duft des sauberen Babys ein.
Warum hatte er keinen Gedanken an Geburtenkontrolle verschwendet, als er erstmals mit Nic schlief? Es war ja schließlich nicht so, dass er vorher noch nie von Leidenschaft überwältigt worden wäre. Aber das Verlangen, das er nach Nic empfand, war anders gewesen, intensiver, und zwar in jeder Hinsicht. Nicht zu vergessen, dass ihres ebenso ungezügelt gewesen war.
Doch nur weil er zum ersten Mal, seit er ein verantwortungsvoller Erwachsener war, keine vernünftigen Entscheidungen zu treffen vermocht hatte, könnte Nic schwanger sein. Und jetzt war sie irgendwo da draußen, einem gnadenlosen Psychopathen ausgeliefert, und kämpfte um ihr Leben.
»Griff?«, rief Lindsay nach ihm. »Alles in Ordnung?«
Er hielt Emilys winzige Wange an seine geschmiegt, als er sich nach ihrer Mutter umdrehte. Erst als er Lindsay nur noch durch einen Schleier erkennen konnte, wurde ihm klar, dass er Tränen in den Augen hatte.
Er schluckte und räusperte sich. »Nic könnte schwanger sein.«
»Ja? Wie …?«
»Falls sie schwanger ist, dann von mir.«
»Oh, Griff, nein!«
Lindsay kam auf ihn
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