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Kissed by an Angel

Kissed by an Angel

Titel: Kissed by an Angel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chandler
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Tore, auf denen er früher wie ein kleiner Affe hin und her geschwungen war, wie seine Mutter immer erzählte - und nach seinem eigenen Grab zu suchen.
    Er war nicht sicher, ob er der Erinnerung oder seinem Instinkt folgte, aber er fand rasch den unteren Weg und die Biegung, an der die drei Pinien standen. Von dort waren es noch ungefähr fünf Meter und er bereitete sich auf den Schock vor, seinen eigenen Namen auf einem Grabstein neben dem seiner Großeltern zu lesen.
    Aber er warf nicht mal einen Blick darauf. Die Anwesenheit eines Mädchens, das es sich auf der frisch aufgeworfenen Erde gemütlich gemacht hatte, überraschte ihn zu sehr.
    »Entschuldigung«, sagte er, obwohl er genau wusste, dass niemand ihn hörte. »Du liegst auf meinem Grab.«
    Sie sah zu ihm hoch und er fragte sich, ob er wieder schimmerte. Das Mädchen war ungefähr in seinem Alter und kam ihm irgendwie bekannt vor.
    »Du bist bestimmt Tristan«, begrüßte sie ihn. »Ich wusste, du würdest früher oder später hier aufkreuzen.«
    Tristan starrte sie an.
    »Du bist doch Tristan, oder?«, fragte sie, setzte sich auf und deutete mit dem Daumen auf den Grabstein. »Vor Kurzem erst verstorben, stimmt’s?«
    »Vor Kurzem noch am Leben«, korrigierte er sie. Sie hatte etwas an sich, das ihm Lust machte, sich mit ihr anzulegen.
    Sie zuckte mit den Achseln. »Das sieht jeder anders.«
    Er konnte nicht fassen, dass sie ihn hören konnte. »Und du?«, fragte er und betrachtete ihre eher ungewöhnliche Aufmachung. »Was ist mit dir?«
    »Na ja, nicht gerade vor Kurzem.«
    »Verstehe. Hat dein Haar deshalb diese Farbe?«
    Ihre Hand schnellte zu ihren Haaren. »Wie bitte?«
    Ihre dunkle Igelfrisur hatte einen seltsamen Rotstich mit lilafarbenen Schatten und sah aus, als wäre eine Hennatönung schiefgelaufen.
    »Es hatte diese Farbe, als ich gestorben bin.«
    »Aha. Tut mir leid.«
    »Setz dich«, sagte sie und klopfte auf die frisch aufgehäufte Erde. »Immerhin ist es ja deine Ruhestätte. Ich hab nur eine Weile hier gepennt.«
    »Du bist also ... ein Geist«, stellte er fest.
    »Wie bitte?«
    Wenn sie doch bloß diesen nervigen Tonfall abstellen würde!
    »Hast du >Geist< gesagt? Mann, du bist wirklich ein Frischling. Wir sind keine Geister, Schätzchen.« Sie tippte ihm ein paarmal mit einem langen, spitzen dunkel lila Nagel auf den Arm.
    Ihm fiel auf, dass ihr Finger nicht durch seinen Arm glitt. Sie waren tatsächlich aus demselben Material.
    »Wir sind Engel, Süßer. So sieht es aus. Kleine Himmelshelfer.«
    Ihr Tonfall und die affektierte Art, auf die sie bestimmte Worte aussprach, gingen ihm allmählich auf die Nerven.
    Sie deutete Richtung Himmel. »Da hat jemand einen schrägen Sinn für Humor. Sucht sich immer die heraus, die nichts damit am Hut haben.«
    »Ich glaub es nicht«, sagte Tristan. »Ich glaub es nicht.«
    »Du siehst deine neue Bude also zum ersten Mal? Hast deine eigene Beerdigung verpasst, was? Das«, stellte sie fest, »war ein Riesenfehler. Ich hab von meiner Trauerfeier jede Sekunde genossen.«
    »Wo ist dein Grab?«, fragte Tristan und sah sich suchend um. In den Stein auf der einen Seite seiner Familiengrabstelle war ein Lamm gemeißelt - das passte nicht zu ihr. Auf der anderen Seite faltete eine gelassen blickende Frau die Hände vor der Brust und hob die Augen gen Himmel - das kam auch nicht infrage.
    »Ich wurde nicht begraben. Deshalb wohne ich bei dir zur Untermiete.«
    »Das versteh ich nicht«, erklärte Tristan.
    »Erkennst du mich nicht?«
    »Ahm, nein«, erwiderte er und befürchtete, sie würde ihm erklären, sie seien irgendwie miteinander verwandt, oder er habe sie in der sechsten Klasse mal angebaggert.
    »Schau mal von der Seite«, sie zeigte ihm ihr Profil.
    Tristan sah sie verständnislos an.
    »Junge, du hattest aber auch nicht viel Ahnung vom I eben, als du noch gelebt hast, oder?«, bemerkte sie.
    »Was willst du damit sagen?«
    »Du bist nicht häufig ausgegangen.«
    »Laufend«, antwortete Tristan.
    »Nicht ins Kino.«
    »Da war ich ständig«, widersprach Tristan.
    »Aber du hast dir nie einen Film mit Lacey Lovitt an-geschaut.«
    »Klar, hab ich das. Das haben doch alle, bevor - Bist du etwa Lacey Lovitt?«
    Sie verdrehte die Augen. »Na hoffentlich hast du ’ne schnellere Auffassungsgabe, wenn es um deinen Auftrag geht.«
    »Vermutlich liegt es nur daran, dass dein Haar eine andere Farbe hat.«
    »Über meine Haare haben wir schon geredet«, unterbrach sie ihn und erhob sich dann umständlich

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