Kissed by an Angel
vom Grab.
Es war merkwürdig, sie vor den Bäumen stehen zu sehen Die Weidenzweige bewegten sich im Wind, ihre Haare lagen jedoch so glatt an wie bei einem Mädchen auf einem Foto.
»Jetzt erinnere ich mich«, sagte Tristan. »Dein Flugzeug ist über dem Meer abgestürzt. Man hat dich nie gefunden.«
»Stell dir vor, wie ich mich gefreut habe, als ich im Hafen von New York an Land geklettert bin!«
»Der Unfall war vor zwei Jahren, oder?«
Als er das sagte, senkte sie den Kopf. »Na ja ...«
»Ich hab was über deine Trauerfeier gelesen«, fuhr Tristan fort. »Es waren ein Haufen Promis da.«
»Und ein Haufen Möchtegern-Promis. Die Leute nutzen jede Gelegenheit, um im Rampenlicht zu stehen.« In ihrer Stimme lag Bitterkeit. »Du hättest meine Mutter sehen sollen, wie sie geheult und gejammert hat.« Lacey posierte wie die Marmorfigur der weinenden Frau in der nächsten Reihe. »Man hätte echt denken können, sie hätte jemanden verloren, den sie geliebt hat.«
»Hat sie sicher auch, du warst doch schließlich ihre Tochter.«
»Du bist echt naiv, oder?-« Es war eher eine Feststellung als eine Frage.
»Wenn du auf deiner eigenen Beerdigung gewesen wärst, hättest du was über Menschen lernen können. Vielleicht kannst du immer noch was lernen. Heute Morgen wird auf der Ostseite jemand beerdigt. Komm, da gehen wir hin«, forderte sie ihn auf.
»Zu einer Beerdigung? Ist das nicht ein bisschen morbide?«
Sie lachte ihm über die Schulter zu. »Wenn du erst mal tot bist, Tristan, ist alles oder nichts morbide. Außerdem sind Beerdigungen total unterhaltsam. Und wenn sie es nicht sind, sorge ich dafür, dlass sie es werden, und du siehst aus, als könnte dir ein bisschen Aufheiterung echt nicht schaden. Los, komm.«
»Ich glaube, ich passe.«
Sie drehte sich um und musterte ihn eine Minute lang verblüfft. »In Ordnung. Wie wär’s damit: Vorhin habe ich eine Gruppe Mädchen zum protzigeren Teil des Friedhofs laufen sehen. Vielleicht ist das ja lustiger für dich. Man findet nur selten ein gutes Publikum, vor allem, wenn man tot ist und die meisten einen nicht sehen können.«
Sie fing an, im Kreis zu laufen.
»Ja, das ist bestimmt viel besser.« Sie schien ebenso gern mit sich selbst zu sprechen wie mit ihm. »Dafür werde ich ein paar Punkte bekommen.« Sie sah zu Tristan. "Weißt du, Blödsinn auf Begräbnisfeiern zu machen, wird nicht unbedingt gern gesehen. Aber wenn ich die Madels aufmische, erweise ich ihnen damit einen Dienst. Beim nächsten Mal denken sie zweimal darüber nach, ob sie sich den Toten gegenüber respektlos verhalten.«
Tristan hatte eigentlich gehofft, dass jemand, der so war wie er, etwas Klarheit in die Sache bringen würde, aber....
»Komm schon, lass dich nicht so hängen, Trauerkloß!« Sie setzte sich in Bewegung.
Tristan lief langsam hinterher und versuchte, sich daran zu erinnern,ob er je gelesen hatte, dass Lacey Lovitt einen Knall hatte.
Sie führte ihn zu einem älteren Teil des Friedhofs, wo die Familiengrabstätten der alteingesessenen, reichen Bewohner von Stonehill lagen. Auf der einen Seite des Wegs standen am Hang Mausoleen, deren Fassaden an kleine Tempel erinnerten. Gegenüber lagen quadratische Gartenstücke mit großen polierten Grabmalen und einer Vielzahl Marmorstatuen.
Tristan war schon einmal dort gewesen. Auf Maggies Bitte hin war Caroline im Familiengrab der Baines beigesetzt worden.
»Ganz schön protzig, was?«
»Komisch, dass du bei mir zur Untermiete wohnst«, bemerkte Tristan.
»Weißt du, ich hab zu Lebzeiten richtig Geld gescheffelt«, sagte Lacey. »Millionen. Aber im Grunde bin ich ein einfaches Mädchen von der Lower East Side in New York geblieben. Ich hab mit Soaps angefangen, das darfst du nicht vergessen - aber egal, lohnt sich nicht, darüber zu reden. Jetzt, nachdem du weißt, wer ich bin, fällt dir sicher wieder alles über mich ein.«
Tristan machte sich nicht die Mühe, sie vom Gegenteil zu überzeugen.
»Was, glaubst du, hatten diese Mädchen vor?«, fragte sie und blieb stehen, um sich umzusehen. Außer glatten Steinen, hellen Blumen und saftiggrünem Gras war nichts zu sehen.
»Ich frage mich, was du vorhast«, erwiderte er.
»Ach, ich werde einfach improvisieren. Du bist wahrscheinlich keine große Hilfe. Du hast ja noch keine Tricks drauf. Vermutlich stehst du nur rum und schimmerst, als wärst du irgendeine verdammte Christusstatue. Das heißt, dich bemerken höchstens die wenigen, die daran glauben.«
»Daran
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