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Kissed by Darkness

Kissed by Darkness

Titel: Kissed by Darkness Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shéa MacLeod
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ich zog es heraus, um die eingegangene SMS zu lesen. Sie war von Kabita. Sie hatte einen Tipp bekommen, wo sich ein Vampir, den ich gerade jagte, derzeit versteckt hielt. »Okay, dann hole ich dich um zehn Uhr ab. Ich muss noch mal auf die Jagd. Hoffentlich bin ich bis dahin fertig.« Mit diesen Worten steuerte ich die Tür an.
    »Sagen wir um Mitternacht«, rief er mir nach. »Vorher kriechen die Spinner sowieso nicht aus ihren Löchern.«
    Ich warf ihm über die Schulter einen Blick zu. »Sieht ganz so aus.«

Kapitel zwei
    Vor dem Vampirangriff, der mein Leben auf den Kopf gestellt hatte, war ich immer irgendwie ein Opfer gewesen. Ein Opfer der Umstände. Ein Opfer mieser Männer. Ein Opfer verbaler und emotionaler Angriffe von meinen sogenannten Freunden. Ich habe mich nie gewehrt, nie. Vielleicht schlug ich deshalb jetzt, wo ich die Kraft dazu hatte, so unerbittlich zurück. Wenn ich Vampire abschlachte, räche ich mich dabei auch für all die Jahre des Opferdaseins – nicht nur für mich, sondern auch für alle anderen Opfer.
    Einmal unterhielt ich mich mit einem Mönch, der mir erklärte, die katholische Kirche ziehe bei der Vampirjagd noch immer die altmodischen Methoden vor, nämlich Holzpflöcke und Weihwasser. Für einen ein Meter neunzig großen Mönch mit genug Muskeln, um einen VW zu stemmen, mag das ja gut und recht sein, aber glaubt mir, jemandem einen Holzpflock durch die Rippen zu stoßen ist nicht leicht. Und das Weihwasser ist sowieso nur Show. Ein Metallpflock tötet einen Vampir genauso gut und man kann ihn außerdem sehr viel spitzer machen, damit er leichter eindringt.
    Ich finde ein perverses Vergnügen am Vampiretöten. Manchmal frage ich mich, ob das vielleicht ein bisschen krank und abartig ist. Oder vielleicht auch sehr krank und abartig, aber es ist ja nicht so, dass ich herumlaufe und Tiere meuchele oder Kindern die Süßigkeiten klaue. Das wäre einfach nur … falsch. Ich genieße es nur, Bösewichte in der Nacht zu töten. Kreaturen, die Menschen zu Opfern machen.
    Terrance war ein echter Teufel von einem Bösewicht. Bei jemandem namens Terrance würde man eigentlich Lederflicken auf den Ellbogen des Tweedjackets und eine rauchende Pfeife erwarten und nicht einen der gemeinsten, gerissensten Vampire der Stadt. Er war nicht einmal besonders mächtig, nur psychopathisch – eine echt harte Nuss. Bei seinem letzten Raubzug in unserer Welt hatte er sich sein Dessert in einem Studentenwohnheim gesucht.
    Den meisten Vampiren ist es völlig egal, was sie fressen, solang es nur menschlich ist und atmet. Aber Terrance jagte ich bereits seit einer Weile und ich wusste inzwischen, dass er eine gewisse Vorliebe für Studentinnen hatte. Besonders für diejenigen mit großen Brüsten und langen blonden Haaren. Ich hatte bereits mehrere seiner Snacks umbringen müssen, nachdem sie sich verwandelt hatten.
    Zum Glück mochte er aber offenbar auch Dummchen ganz gerne, also war es nicht besonders schwierig gewesen, sie zu fangen. Intelligenz, oder besser, mangelnde Intelligenz reichte anscheinend über den Tod hinaus. Ich musste mir keine Geschichten ausdenken, was aus ihnen geworden war, das war Kabitas Job. Es ist schon erstaunlich, wie oft ganz plötzlich ein böser Freund im Leben einer Verschwundenen auftaucht.
    In der vorigen Nacht hatte Terrance in einem der Studentinnenwohnheime der Portland State University gewütet, und der Dekan der Uni – selbst ein Übernatürlicher, einer von den Therianthropen, wie diese harmlosen Gestaltwandler heißen – war gar nicht glücklich darüber. Es macht einfach keinen guten Eindruck, wenn ein Untoter die Hälfte des Cheerleaderteams frisst. Er beauftragte uns damit, dieses Problem für ihn zu lösen. Und da ich diejenige von uns dreien bin, die für Geld und zum Vergnügen am meisten tötet, war das nun meine Aufgabe.
    Der SMS zufolge, die mir Kabita geschickt hatte, hielt sich Terrance seit Kurzem im Keller eines alten Mietshauses im Südosten Portlands auf. Hübsch dunkel und mit nur sehr kleinen Fenstern ganz oben in den Wänden, die mit Sperrholzbrettern vernagelt waren. Diese Gegend war das genaue Gegenteil von der, in der Inigo wohnte. Nicht gerade gefährlich oder zwielichtig, aber ein bisschen heruntergekommen, mit kleineren Häusern und schwer schuftenden Arbeiterfamilien.
    Wenn ich Terrance jetzt nicht fing, würde er wieder untertauchen, und niemand konnte vorhersehen, wie viele Menschenleben es kosten würde, bis ich ihn erneut

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