Kissed by Darkness
kennengelernt. Mir lief es heiß und kalt den Rücken herunter. Zugegeben, bei Menschen funktioniert mein Alarmsystem nicht ganz so gut, aber mit diesem Typen stimmte irgendetwas nicht.
Es war gerade erst kurz nach Mittag, aber in dem Raum, in dem wir uns trafen, herrschte Zwielicht. Dunkle Holztäfelungen an den Wänden und große Ledersessel, ein kostbarer weinroter Teppich und sogar noch kostbarere Gardinen verliehen dem Zimmer etwas Schweres und beinahe Bedrohliches. Er hatte sogar zwei praktisch identische Muskelprotze angeheuert, die zu beiden Seiten der Tür Wache standen. Und gleich noch ein paar mehr, die auf dem ganzen Anwesen verteilt waren. Allesamt sehr männlich. Und sehr überheblich. Und der Klient selbst? Tja, der war mindestens genauso schlimm.
Klar, er sah gut aus und war charmant. Äußerst charmant, aber dabei irgendwie gruselig, so wie Julian Sands. So ein Typ trieb sich vielleicht mit Adligen herum und war mit den Reichen und Mächtigen per Du, aber in einer dunklen Seitenstraße wollte man ihm trotzdem lieber nicht begegnen. Er passte in dieses verschwenderische Haus in den vornehmen West Hills von Portland. Meine Haut kribbelte.
Aber vielleicht irrte ich mich ja auch. Immerhin hatte Kabita diesen Kerl überprüft, und Kabita irrte sich nie. Falls sie ihm denn jemals persönlich begegnet war. Ich hoffte es jedenfalls. Sehr.
»Also, Mister … äh …« Nicht Sands. Verdammt, wie hieß er noch mal? Ich linste auf die Akte. »Mister Darroch. Was genau kann ich für Sie tun?«
Er lächelte mich so schmierig an, dass ich mich am liebsten gleich noch einmal unter die Dusche gestellt hätte. »Bitte, Miss Bailey, nennen Sie mich Brent.«
»Okay.« Ich zwang mich zu einem Lächeln. »Brent. Wie kann ich Ihnen helfen? Wie ich höre, haben Sie ein kleines Problem mit einem Sunwalker?«
Bei diesen Worten lächelte er wieder, nicht ganz so schmierig diesmal. Er schien tatsächlich amüsiert zu sein. »Ich weiß. Klingt verrückt, nicht wahr? Ein reicher Geschäftsmann jagt dem mysteriösen Sunwalker hinterher.« Plötzlich ernst, beugte er sich zu mir. Ich war überrascht. Im Ernstsein war er ziemlich gut. »Andererseits haben Sie selbst vor wenigen Jahren auch noch nicht an Vampire, Lykanthropen und Dämonen geglaubt, nicht wahr?«
Da hatte er recht. Einmal, vor langer Zeit, hatte ich genau wie jeder andere in der Welt der Zivilisten geglaubt, die Monster, die unter uns weilten, sie wären alle nichts weiter als Legenden. Doch das hatte sich in der Nacht des Angriffs geändert. Deshalb bin ich eine Jägerin geworden: um andere davor zu bewahren, dasselbe durchmachen zu müssen wie ich damals. Aber woher wusste Brent Darroch davon? Woher wusste er von mir? Bevor ich ihn fragen konnte, redete er schon weiter.
»Sunwalker sind real, Miss Bailey. Oder zumindest ist es einer von ihnen.« Er lehnte sich zurück und legte die Fingerkuppen aneinander wie Mister Unhold persönlich.
»Wie bitte? Sagten Sie gerade ›einer‹?« Unvermittelt musste ich an den Highlander denken. Es kann nur einen geben.
Darroch nickte. »Ja. Der Legende nach gab es einmal mehrere Sunwalker. Dutzende, wenn nicht Hunderte von ihnen lebten unter uns. Aber jetzt ist nur noch ein einziger übrig.«
»Woher wissen Sie das alles? Und was hat dieser Sunwalker mit dem Objekt zu tun, das ich ihnen wiederbeschaffen soll?«
Die Kälte in seinem Blick strafte sein Lächeln Lügen. »Glauben Sie denn wirklich, dass nur die Jäger die Wahrheit über unsere Welt kennen? So gut ist die Regierung in Sachen Geheimhaltung nun auch wieder nicht.« Er schlug die Beine übereinander. »Und was das Objekt betrifft, es ist ein Familienerbstück. Eine Kette. Nicht besonders wertvoll, außer vielleicht für jemanden, der magische Artefakte sammelt.«
Ich horchte auf. »Magische Artefakte?« Ach, wie erfrischend, ich liebte es, wenn Magie ins Spiel kam. Das machte die Sache erst richtig interessant.
Er nickte. »Einer Familienlegende nach fertigte einer meiner Vorfahren – und Freund der magischen Künste – die Kette an. Natürlich kannten die Menschen den Unterschied zwischen Magie und Wissenschaft damals noch nicht. Wie auch immer, mein Vorfahr schuf also diese Kette mit einem schlichten Amulett daran und versah sie mit magischen Symbolen und so weiter. Ich weiß nicht, ob sie jemals wirklich Macht über die Quanten hatte, falls ja, dann hat sich das mittlerweile jedenfalls verloren. Allerdings wäre die Kette als Kuriosität für ein
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