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KISSED

KISSED

Titel: KISSED Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ALEX FLINN
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würde, hätte ich gar nichts mehr.«
    Ich hole tief Luft. »Tut mir leid. Ich weiß. Hör mal, ich gehe zurück ins Hotel und arbeite. Du solltest mitkommen. Dort ist es kühl. Wenn wir im Laden bleiben, bis es dunkel ist, dann brauchen wir hier nur zu schlafen. Die Hitze wird dann nicht mehr so schlimm sein.«
    Meine Mutter schüttelt den Kopf. »Geh du nur alleine. Aber lass mich dir erst ein paar Eier machen. Wir sollten die Lebensmittel essen, bevor sie schlecht werden. Ich kann den Gasofen mit einem Feuerzeug anmachen.«
    Ich nicke. So viel zum Thema Magie.

5
    In der folgenden Woche versuche ich, Prinzessin Victoriana noch einmal über den Weg zu laufen. Das sollte doch eigentlich nicht so schwer sein, oder? In Anbetracht der Tatsache, dass sie in einem Hotel wohnt, in dem ich sechzehn Stunden pro Tag verbringe (noch mehr als gewöhnlich, weil es zu Hause keine Klimaanlage gibt), und es ist ja nicht so, als wäre sie total unauffällig. Ich versuche, mich mit den Paparazzi in der Lobby anzufreunden, aber schnell findeich heraus, dass sie nur mit mir reden, weil sie glauben, ich würde Victorianas Terminkalender kennen.
    Den kenne ich aber nicht. Das Einzige, was ich weiß, ist, dass jeden Morgen um acht ein Bediensteter mit ihrem Hund auf der Collins Avenue Gassi geht, und fast jeden Tag ist in den Zeitungen ein Foto von Victoriana abgedruckt, wie sie die Nächte im Mansion, im Opium Garden oder einem anderen Club in South Beach durchfeiert.
    Aber immerhin finde ich heraus, wohin der Hund geht. Am nächsten Tag bringt der Herald ein Foto des Hundes, auf dem er im Hafen von Miami herumschnüffelt.
    Daneben wird Victoriana mit folgender Aussage zitiert: »Ich kann nichts dafür, wo mein Personal meinen Hund ausführt. In Aloria kann ich ihn selbst Gassi führen, aber hier werde ich von Reportern gejagt.«
    Außerdem ist da noch ein Foto vom Hund mit der Unterschrift: »Gejagt?« In der Rubrik Leute ist ein Schnappschuss von Victoriana zu sehen, wie sie auf einem Tisch tanzt.
    Ich gewöhne mir an, im Laden zu schlafen, über die Ladentheke gelümmelt, weil ich hoffe, sie zu erwischen, wenn sie von einer ihrer Sauftouren kommt, aber ich sehe sie nie. Ich schwöre, dass ich manchmal aufwache und sie hinter einer Palme oder neben Megs Kaffeebar, die nachts geschlossen ist, stehen sehe. Schlafmangel führt bei mir offenbar zu Halluzinationen.
    Aber eines Tages kommt sie in meinen Laden.
    Ja, wirklich. Und sie ist betrunken.
    An und für sich ist das ja nicht gerade schockierend. Viel schockierender ist, dass sie betrunken genug ist, um mit mir zu reden.
    »’scusez-moi«, sagt sie, während ich mich aus meiner zusammengesackten Haltung aufrichte. »Isch bin ein Notfall.«
    Bevor ich Luft holen, geschweige denn etwas sagen kann, wird sie von einer zweiten, dann von einer dritten Stimme auf Französisch unterbrochen. Zwei breitschultrige Bodyguards füllen mein gesamtes Blickfeld aus, so dass ich sie nicht mehr sehen kann.
    Sie fängt an, mit ihnen zu schimpfen. »Non! Non!« Eine kleine weiße Hand schiebt sich zwischen die Fleischberge. Sie sagt etwas auf Französisch, dann fügt sie hinzu: »Isch muss selbst mit ihm reden.«
    Victoriana schiebt sie auseinander, wie ein Eispickel, der sich durch Mount Rushmore pflügt. Die zwei Bodyguards wollen sich offenbar nicht auseinanderdividieren lassen, aber sie haben keine andere Wahl. Sie ist schließlich ihre Prinzessin.
    Sie stellt ihre Sandale auf die Theke. Sie besteht aus olivfarbenem Schlangenleder, kostet im Laden über tausend Dollar und hat einen gerissenen Riemen.
    All das nehme ich kaum wahr.
    Das Einzige, was ich wahrnehme, ist, dass noch immer ihr Fuß darin steckt. Und der hängt an ihrem Bein. Auf meiner Ladentheke!
    »Hübsch, non?«, sagt sie.
    »Doch.« Das Wort ist kaum mehr als ein Ausatmen. Dann kapiere ich, dass sie die Schuhe meint. »Ja, hübsch.Donna Karan, aus Italien. Ich habe sie in der Vogue gesehen, sie sind aus der Frühlingskollektion.«
    »Isch brauche deine ’ilfe.« Beim Sprechen bläst sie Mojito- Dämpfe – Rum und Pfefferminzblättchen – zu mir herüber. »Das sind meine Lieblingsschuhe, und jetzt …« – verzweifelt schaut sie auf ihren Fuß, als wäre er ein verletzter Welpe – »… sind sie ruiniert.«
    »Okay.« Trotz meiner blank liegenden Nerven setzen meine Instinkte ein, und ich strecke die Hand nach dem Schuh aus. Als mich ihr Bodyguard finster anblickt, halte ich in meiner Bewegung inne. »Ähm, ich kann dir helfen.

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