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Kite

Kite

Titel: Kite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Crouch
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erzählen? Im Internet konnte ich nicht viel dazu finden.«
    »Wir sind ein Nischenverlag, der sich auf akademische Titel höchster Qualität spezialisiert. Ich bin Mitbegründer und Cheflektor und suche schon eine ganze Weile jemanden wie Sie.«
    »Was meinen Sie damit, ›jemanden wie mich‹?«
    »Einen echten Literaturwissenschaftler, der
Die göttliche Komödie
Lesern des einundzwanzigsten Jahrhunderts besser näherbringt als je zuvor.«
    »Augenblick … meinen Sie eine Übersetzung? Hat Pinsky das nicht schon vor einiger Zeit …«
    »Ich meine nicht irgendeine schwerverständliche Übersetzung, sondern eine Neufassung.«
    Marquette setzte sich aufrecht hin. »Ich kann Ihnen nicht ganz folgen.«
    »Wir suchen etwas, das in einer modernen Sprache verfasst ist. Möglicherweise sogar unter Verwendung prominenter Zeitgenossen.«
    Marquette lachte. »Sie meinen, indem man zum Beispiel Bill Clinton in den zweiten Kreis der Hölle steckt?«
    »Genau. Und Bernie Madoff kommt in den achten und so weiter.«
    »Und wer ist dann im neunten?«
    »Keine Ahnung. Dafür brauchen wir Sie und Ihr umfangreiches Wissen darüber, was der Verfasser mit dem Original beabsichtigte und wie es beim Publikum ankam. Wir wollen ein Buch, das die Massen im heutigen Amerika genauso anspricht,wie Dantes Meisterwerk dies im Italien des vierzehnten Jahrhunderts tat.«
    Marquette spürte, wie er vor Aufregung zitterte.
    Eine moderne Adaption für ein Massenpublikum würde Anerkennung bringen, und zwar ernsthafte Anerkennung, die weit über den kleinen Kreis von Wissenschaftlern hinausreichte, die dieselben sechs Fachzeitschriften abonniert hatten.
    Und für den Herbst hatte man ihm bereits ein Forschungssemester bewilligt.
    »Sie müssen sich natürlich nicht gleich entscheiden«, sagte Siders und erhob sich. Er knöpfte seinen Blazer zu. »Hätten Sie Zeit, mit mir zum Mittagessen zu gehen? Ich kann Ihnen alles genau erklären. Wir bieten einen großzügigen Vorschuss.«
    Marquette lehnte sich in seinen Stuhl zurück und kratzte sich an seinem grauen Kinnbart. Eigentlich hatte er seiner Frau, einer Professorin für Volkswirtschaft an der Northwestern University, versprochen, einer geselligen Veranstaltung an ihrem Institut beizuwohnen, aber das Letzte, wozu er jetzt Lust hatte, war, mehrere Stunden mit einem Haufen Buchhalter zu verbringen, die so taten, als wären sie Hochschuldozenten.
    »Das passt mir ausgezeichnet«, sagte er.
    Der Mann mit dem blassen Gesicht lächelte. »Hervorragend. Und da ich meine Firmen-Kreditkarte bei mir habe, lade ich Sie ein.«

Jack
31. März, 12:00 Uhr
    Das Haus, in dem ich wohnte, lag in einer ruhigen Gegend mit viel Baumbestand in Bensenville, einem Vorort im Westen von Chicago. Ich war vor einiger Zeit mit meiner Mutter dorthin gezogen, aber die lebte inzwischen in einem überwiegend von Rentnern bewohnten Ort in Florida. Erst letzte Woche hatte sie mich von dort aus angerufen und mir mitgeteilt, sie hätte sich eine neue Matratze kaufen müssen, weil sie die alte mit ihren sexuellen Eskapaden verschlissen hatte. Jetzt teilte ich das Haus mit Phin, einem notorisch schlecht gelaunten Kater namens Mr Friskers und einem Basset namens Duffy, den mir ein Freund gleichen Namens geschenkt hatte.
    Phin bog gerade in die Einfahrt und öffnete das Garagentor mit der Fernbedienung. Als er hineinfuhr, gab ich den Code zur Deaktivierung einer unserer drei Alarmanlagen ein. Dann ging ich ins Haus, deaktivierte die zweite Alarmanlage und streichelte die dritte am Kopf. Duffy bellte wie immer wie verrückt, und ehrlich gesagt hatte ich mehr Vertrauen in ihn als in die elektronischen Alarmanlagen. Obwohl er nur knapp über fünfunddreißig Kilo wog, klang sein Bellen laut und kräftig, als käme es von einem riesigen Rottweiler.
    Duffy leckte meine Hand und wedelte dabei wie verrückt mit dem Schwanz. Mit seinen kurzen, krummen Beinen sah er aus wie ein extrem fetter Beagle, auf den jemand getreten war. Duffy der Typ hatte mir vor ein paar Monaten Duffy den Hund ins Haus gebracht, nachdem er von der gegenwärtigen Situationmit Luther Kite Wind bekommen hatte. Inzwischen war mir das Tier sehr ans Herz gewachsen. Duffy sang, wenn ich duschte, und er war das wohl einzige Lebewesen auf dieser Welt, das von Mr Friskers akzeptiert wurde.
    Phin schloss hinter mir ab, und ich watschelte in mein Arbeitszimmer, kickte die Schuhe von den Füßen und ließ meinen fetten Arsch auf den Computerstuhl plumpsen. Ich war fix und fertig

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