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Kite

Kite

Titel: Kite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Crouch
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Kinzie-Street-Brücke gehängt und diesen Professor in einem Fischfutterkarton vor dem Aquarium deponiert hatte.
    Wie hoch war die Wahrscheinlichkeit?
    »Noch fünfundvierzig Sekunden.«
    Roe konnte mit dem Klebeband vor dem Mund weder etwas sagen noch um Gnade flehen. Sein Gefühl sagte ihm, dass dies sowieso nichts nützen würde. Er war nicht religiös und wunderte sich, dass er selbst jetzt, wo er dem Tod buchstäblich ins Auge starrte, weder an Gott glaubte noch sich vor ihm fürchtete. Das Einzige, was er verspürte, war eine gähnende Leere in seinem Inneren, die er als das erkannte, was sie wirklich war, nämlich Reue.
    »Noch dreißig Sekunden.«
    Es gab so viele Dinge, die er im Nachhinein bereute.
    Er musste daran denken, wie er seiner Frau, seinem Sohn und seinen Freunden immer wieder gesagt hatte, dass Emotionen wie Schuld, Sorge, Eifersucht und Reue reine Zeitverschwendung waren.
    Aus dieser Erkenntnis heraus versuchte er, einen klaren Kopf zu bekommen.
    Plötzlich riss ihn ein lautes Geräusch aus seinen Gedanken.
    Er drehte seinen Kopf zur Seite und sah, wie die Tür zu seinem Büro aufflog.
    Waren das etwa seine Mitarbeiter, die seine Regel brachen und ihm zu Hilfe eilten?
    Nein, noch viel besser.
    Es waren die Wachmänner, die in der Eingangshalle des Hochhauses Dienst taten.
    Zwei Männer, für deren Namen er sich nie interessiert hatte, stürmten mit gezogenen Waffen in sein Büro.
    Sie waren hier, um ihn zu retten.

Jack
1. April, 13:50 Uhr
    »Ach … du … Scheiße …«
    »Sag ich doch. Fühlt sich das wie hundertdreißig an, oder was?«
    Die Stadt zog verschwommen an uns vorbei. McGlades Tesla beschleunigte so rasant, dass ich in den Sitz gedrückt wurde und an die Achterbahnfahrten in meiner Jugend denken musste, die mir damals so sehr gefallen hatten. Plötzlich hatten wir einen Stadtbus dicht vor uns und ich rechnete schon mit einem Auffahrunfall.
    Aber McGlade riss das Steuer in letzter Minute herum. Wie sich herausstellte, ließ sich der Wagen genauso gut steuern, wie er beschleunigen konnte. Wir entgingen um Haaresbreite einem Aufprall auf den Bus, drängten uns zwischen einem Taxi und einem SUV hindurch und kurz darauf zwischen zwei Stützpfeilern der Hochbahn. Dann kamen wir schließlich auf der Wabash Street heraus, wo wir in südlicher Richtung weiterrasten.
    »Erinnerst du dich an die Szene in
Brennpunkt Brooklyn
?«, sagte McGlade und grinste dabei schief. Ich schaute zu den Gleisen der Hochbahn empor und dann wieder auf den Verkehr vor uns und dachte mir, dass ich wahrscheinlich nichts weiter zu tun brauchte, um die Geburt einzuleiten. Diese Höllenfahrt würde das von alleine erledigen.
    Ich warf einen Blick auf mein iPhone.
    Im Krankenhaus war die Verbindung abgebrochen, aber jetzt sah ich eine SMS von Phin, in der er mit mitteilte, er seiunterwegs. Ich rief das Adressbuch auf und rief Herb an, als McGlade gerade hupte und mitten durch eine Gruppe alter Leute brauste, die wie Dominosteine umfielen.
    »Um Himmels willen, McGlade!«
    »Ich hoffe, die tragen Windeln für Erwachsene.«
    »Mach so was noch einmal, und ich brauch selber eine.«
    »Aber bitte nicht in meinem neuen Wagen, Jack. Den Geruch kriegt man nicht mehr aus dem Leder.« Er grinste mich verstohlen von der Seite an. »Zumindest hab ich das gehört.«
    Dann gab er wieder Gas und der Tesla beschleunigte seine Fahrt. Irgendwie war es komisch, weil der Motor dabei nicht röhrte und aufheulte. Der Elektromotor war mucksmäuschenstill.
    »Noch etwa zweieinhalb Kilometer bis zum Marquette-Hochhaus«, sagte McGlade und raste bei Rot über eine Kreuzung. Er riss das Steuer herum und entging nur knapp einer Kollision mit einem Taxi. »Ist doch ein Kinderspiel.«
    »Pass nur auf, dass du dich dabei nicht überschlägst.«
    Kaum hatte ich diese Worte gesagt, als auch schon eine Baustelle vor uns auftauchte. Mitten auf der Straße befand sich eine Absperrung und dahinter reparierten Arbeiter der Stadtwerke die Hauptabwasserleitung.
    Zum Bremsen war es zu spät.

Peter Roe
1. April, 13:50 Uhr
    Er würde jedem der Wachmänner ein neues Auto kaufen. Verdammt, er würde jedem ein …
    Siders griff in seine Jeans, zog eine Pistole und schoss den Wachmännern mehrmals in die Brust.
    Sie fielen zu Boden.
    Das Ganze hatte nicht einmal eine halbe Minute gedauert.
    »Noch zwanzig Sekunden, Peter.«
    Roe spürte die kühle Frühlingsluft auf seiner Haut und ließ den letzten Rest Hoffnung fahren.
    Es ging unaufhaltsam dem Ende

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