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Kite

Kite

Titel: Kite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Crouch
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entgegen.
    Roes Blick fiel auf das Titelblatt eines Patents für eine Notausgangbeleuchtung, das er erfolgreich beim amerikanischen Patentamt angemeldet hatte.
    Wenigstens habe ich auf dieser Welt ein klein wenig bewirkt,
dachte er.
    Sein Herz raste …
    »Noch fünfzehn Sekunden.«
    … aber er schluckte seine Angst herunter und holte tief Luft.
    »Zehn Sekunden.«
    Er hatte sein Leben damit verbracht, Reichtümer anzuhäufen. Er hatte dieses Leben geliebt und konnte sich kein anderes vorstellen. Auf gar keinen Fall würde er es bei seinem Sturz aus dem Fenster –
    »Fünf … vier …«
    – auch nur im Geringsten –
    »Drei … zwei …«
    – bereuen –
    »Eins.«
    – mit einer einzigen Ausnahme. Er wusste immer noch nicht, wie die beiden Wachmänner hießen, die bei dem Versuch, ihn zu retten, ihr Leben gelassen hatten. Deshalb drehte er seinen Kopf, starrte die Leichen an und entzifferte die Namen auf den Schildern.
    Wilson und Roberts.
    Danke, dass ihr es versucht habt, Jungs.
    »Peter Roe, es ist jetzt genau ein Uhr einundfünfzig. Leben Sie wohl.«
    Roe spürte, wie sich eine Glasscherbe in seinen Rücken bohrte. Dann fiel er nach draußen.
    Für einen Augenblick blendete ihn das grelle Sonnenlicht, doch dann sah er elf Stockwerke weiter unten die Dearborn Street, auf die er in freiem Fall zuschoss. Er spürte den Wind und die Sonne auf seiner Haut, sah, wie sich das Sonnenlicht in den Fenstern spiegelte, während unten auf dem Gehsteig Menschen vorbeigingen, die keine Ahnung hatten, was da auf sie heruntersauste. Das Letzte, was er sah, war ein Straßenprediger, der eine dicke Bibel mit schwarzem Einband in der Hand hielt und den Passanten zurief, dass der Weltuntergang kurz bevorstand.

Jack
1. April, 13:51 Uhr
    »Au weia«, sagte McGlade, als wir auf die Baustelle zurasten.
    Die Arbeiter hatten den Straßenbelag aufgerissen und einen fünf Meter langen Graben gebuddelt.
    McGlade drückte auf die Hupe –
    – und gab Gas.
    »Harry! Ach du …«
    Der Tesla erreichte das Loch, aber anstatt hineinzufallen und sich mehrmals zu überschlagen, hob der Wagen ab –
    »… Scheeeeiiißeee!«
    – und landete so sanft auf der anderen Seite, als hätten die Räder nie ihre Bodenhaftung verloren.
    »Cool«, sagte McGlade. »Man sollte das in einem Werbevideo zeigen.«
    »Jack? Jack, wo bist du?«, hörte ich Herbs Stimme aus meinem iPhone.
    »Ganz in der Nähe«, sagte ich, als McGlade um zwei Hochbahnmasten Slalom fuhr, mit zwei Rädern über den Gehsteig raste und das Steuer noch rechtzeitig herumriss, bevor er einen Hydranten rammte.
    »Schüsse im elften Stock«, sagte Herb. »Die Kollegen sind gleich da. Warte, bis Verstärkung eintrifft, Jack. Im Klartext: Geh auf gar keinen Fall rein. Wir riegeln das Hochhaus ab, damit er nicht raus kann. Mach also bloß keine Dummheiten.«
    McGlade trat auf die Bremse, bog schlingernd in die Adams Street und folgte ihr Richtung Westen.
    Vor uns staute sich der Verkehr, aber McGlade kümmerte das nicht. Er legte den Rest der Strecke bis zur Dearborn Street auf dem Gehsteig zurück und hupte dabei wie verrückt. Schließlich brachte er das Fahrzeug mit quietschenden Reifen vor dem Eingang zum Marquette-Hochhaus zum Stehen.
    »Houston, der Adler ist gelandet«, sagte er.
    Ein Streifenwagen befand sich bereits vor Ort. Der Polizist stand mitten auf der Straße und versuchte, den Verkehr umzuleiten.
    Ich stieß die Tür auf und hievte mich aus dem Sitz. Ich griff in meine Handtasche und tastete nach dem Colt, besann mich dann aber eines Besseren. Ich war mir nicht sicher, ob Herb Bescheid gesagt hatte, dass ich kommen würde. Das hier war ein Tatort, und ich wollte nicht, dass irgendein Streifenpolizist mich für einen bewaffneten Zivilisten hielt – eine todsichere Art und Weise, um erschossen zu werden.
    Zwei weitere Streifenwagen kamen mit heulenden Sirenen hinter uns aus der Adams Street.
    »McGlade, du behältst den Eingang im Auge. Lass bloß keinen schwarzhaarigen Mann aus dem Hochhaus.«
    »Ich lass niemanden raus. Aber wenn du da reingehst, setzt es eine Tracht Prügel.«
    Während er auf den Haupteingang zulief, ging ich zu den Polizeiwagen. Einer der neu angekommenen Polizisten half seinem Kollegen, die Dearborn Street für den Verkehr zu sperren. Ein anderer stieg gerade aus dem nächsten Wagen. Er sah aus, als käme er frisch von der Highschool.
    Als er mich erblickte, sagte er: »Ma’am, gehen Sie bitte auf die andere Straßenseite. Wir

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