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Kite

Kite

Titel: Kite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Crouch
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Flur entlang und fuchtelte mit meinem freien Arm herum, um Phin auf mich aufmerksam zu machen. Aber der trank immer noch Wasser.
    »Hallo, Jack? Sie wirken irgendwie abgelenkt. Laufen Sie gerade herum?«
    »Ich vertrete mir nur ein wenig die Beine«, sagte ich schnaufend.
    »Wechseln Sie die Kameras. Zeigen Sie mir, wohin Sie gerade schauen.«
    Ich blieb neben Phin stehen und tippte auf den Kamera-Button, sodass Luther den Warteraum sehen konnte. Dann flüsterte ich Phin ins Ohr: »Luther bringt einen Mann namens Roe im Marquette-Hochhaus um.«
    Phin nickte und holte sein Handy hervor.
    »Okay, Jack, lassen Sie wieder Ihr fettes Gesicht sehen und beantworten Sie meine Frage.«
    »Ich überlege gerade.«
    »Entweder Sie wissen es oder nicht.«
    Der Todeszeitpunkt.
    Der Todeszeitpunkt.
    Marquette.
    Wurde gegen zwei Uhr nachmittags vor dem Aquarium abgelegt.
    Komm, mach schon.
    Ich dachte an meine Notizen.
    »Noch zehn Sekunden, Jack.«
    Zwischen dem Mord an Jessica Shedd und dem an Marquette gab es eine direkte Verbindung. Ihr Name wies auf den nächsten Tatort hin – das Shedd-Aquarium. Gab es auch einen Hinweis auf den Todeszeitpunkt?
    »Noch sieben Sekunden.«
    Das Buch vielleicht?
    Nein, das war zu allgemein.
    Die Seite mit dem Eselsohr. Ja, das musste es sein.
    Die Seite mit dem Eselsohr, die in Jessica Shedds Magen gefunden wurde, stammte aus dem einunddreißigsten Kapitel in
Der Feuerteufel
.
    »Noch fünf Sekunden.«
    Die Seitenzahl.
    Was war die Seitenzahl?
    102.
    Laut Aussage des Rechtsmediziners war Marquette getötet worden, kurz bevor seine Leiche um zwei Uhr nachmittags vor dem Aquarium hinterlassen wurde. Wahrscheinlich nicht mehr als eine Stunde zuvor.
    »Vier … drei … zwei …«
    »Sie haben Marquette gestern um ein Uhr zwei getötet.«
    Luther nickte und wirkte dabei ein bisschen enttäuscht. »Sie sind wohl doch nicht so dumm, wie ich dachte. Okay, letzte Frage: Wie endet der Roman
Die Waffe des Mörders

    »Den hab ich noch nicht gelesen. Ich kenne bloß
Der Feuerteufel

    »Echt? Wie hat er Ihnen gefallen?«
    »Ganz gut. Dem Autor ist es wirklich gelungen, sich in die Gedankenwelt eines Psychopathen hineinzuversetzen. Lebt er übrigens noch? Ich meine Andrew Z. Thomas.«
    »Andy wird ewig in seinen Worten weiterleben. Und jetzt beantworten Sie endlich die Frage.«
    »Am Ende von
Der Feuerteufel
verbrennt die Hauptfigur sich bei lebendigem Leibe.«
    »Darum geht es hier aber nicht. Ich habe nach
Die Waffe des Mörders
gefragt.«
    Verdammt. Warum hatte ich das nicht zuerst gelesen? Ich schloss die Augen und rief mir den Klappentext ins Gedächtnis. Das Buch handelte von einem Otto Normalverbraucher, der seinen mörderischen Instinkten freien Lauf ließ. Thomas schrieb nihilistische Literatur und hatte eine Schwäche für Dante.
    »Noch fünf Sekunden, Jack.«
    »Er …«
    »Ja?«
    Ich schoss einfach ins Blaue und hoffte, dass ich damit richtig lag. »Er kommt in die Hölle.«
    Luther starrte mich einen Augenblick an. Dann nickte er. »Nicht schlecht. Sie sind darauf gekommen, ohne das Buch gelesen zu haben?«
    »Ich hab einfach geraten.«
    »Gut geraten. Der Kandidat hat hundert Punkte. Aber wie ich vorhin schon sagte: Hochmut kommt vor dem Fall.«
    Luther schwenkte die Kamera auf Mr Roe, und jetzt begriff ich klar und deutlich, was er mit diesem Spruch gemeint hatte.

Peter Roe
1. April, 13:45 Uhr
    Der Mann, der sich Siders nannte, legte das iPhone auf den Schreibtisch und starrte Roe aus pechschwarzen Augen an. Er zog ein Klappmesser aus der Vordertasche seiner Jeans und ließ die Klinge aufschnappen.
    Sie glänzte silbern und ähnelte mehr der Kralle eines Raubvogels als einem Messer.
    Roe flehte: »Bitte nicht«, aber das Klebeband auf seinem Mund dämpfte sein Rufen.
    Als Siders die Klinge auf sein Bein zubewegte, stammelte Roe: »Oh mein Gott, bitte nicht.«
    Er fiel in Ohnmacht. Eine Ohrfeige brachte ihn zurück in die Wirklichkeit.
    »Das ist Ihr letzter Augenblick auf dieser Welt, Peter. Sie wollen ihn doch nicht etwa verschlafen?«
    Roe wimmerte, als Siders in seine Hose schnitt – sie hatte ihn siebenhundert Dollar gekostet – und den Stoff bis zum Knie aufschlitzte. Dann nahm er eine Rolle Isolierband aus der Sporttasche und befestigte damit einen in Luftpolsterfolie verpackten Gegenstand an der Innenseite von Roes Bein.
    Als er damit fertig war, legte er die Rolle beiseite. Er packte Roe am Bein, rüttelte daran und sagte: »Ich glaube, das passt so.«
    Dann ging

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