Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen
hinaus und da erkannte
ich, dass der Kater mit einer Libelle spielte, die scheinbar nicht
mehr richtig fliegen konnte. Eilig lief ich auf den Rasen und
schimpfte: »Nein, One, nicht die Libelle. Lass sie in Frieden,
hörst du!« Natürlich hörte der Kater nicht auf
mich. Also versuchte ich, ihn einzufangen, damit die Libelle
entkommen konnte. Wir mussten ein seltsames Bild abgeben, wie wir
über die Wiese liefen. Die Libelle vorne weg, gefolgt von einem
im Zickzack springenden Kater und ich, hinterher stolpernd. Endlich
hatte ich One Ear geschnappt, der laut miauend protestierte. Die
Libelle flog davon und ich ließ mich mit dem Kater im Arm auf
den Rasen plumpsen. »Du alter Räuber, du sollst doch keine
Libellen fangen«, tadelte ich ihn.
Ich blieb mit dem
Kater eine Weile auf dem Rasen sitzen und kraulte ihn hinter dem Ohr.
Dabei fiel mein Blick auf das Ruderboot, das leicht im Wasser
dümpelte. Erst beim zweiten Hingucken bemerkte ich es: Am linken
Riemen hatte jemand ein weißes Taschentuch festgeknotet! Wer
konnte das gewesen sein und warum? Ich ließ den Kater laufen,
stand auf und ging zum Boot. Tatsächlich war es ein weißes
Stofftaschentuch, das dort am Ruder festgeknotet war. Ansonsten war
scheinbar nichts verändert. Ich blickte mich um und löste
den Knoten, um das Stück Stoff näher anzusehen. Verblüfft
stellte ich fest, dass das Tuch eine Nachricht enthielt.
Wir
finden Deinen Elch. Morgen Abend bei Dämmerung. Ich hol Dich ab.
K.
5.
Kapitel
Gefühle, die besser wärmen
als Kaffee
In der Küche
stapelten sich die Sandwichpakete. Den ganzen Tag war ich schrecklich
aufgeregt gewesen, bei dem Gedanken Kjell wiederzusehen. Aber ich
würde ihn nicht nur wiedersehen, sondern auch noch Zeit mit ihm
verbringen. Genau das machte mich besonders unruhig. Eigentlich
wollte ich mir es nicht eingestehen, aber als ich jetzt den
Küchentisch betrachtete, konnte ich es nicht mehr leugnen. Ich
fing immer an, Essen zu machen, wenn ich nervös war. Und so wie
es aussah, war ich extrem nervös.
Gerade wollte ich
damit beginnen, die Küche aufzuräumen, als mein Handy
klingelte. Ich schaute auf das Display und nahm den Anruf entgegen.
Es war Lilja.
»Hej Sofie,
ich wollte dich fragen, ob du Lust hast, heute Abend mit mir nach
Jönköping zu fahren. Mormor hat ihren Nachbarschaftsabend,
da kann ich mich mal ausklinken. Wir könnten ins Kino, und
hinterher in einen Club gehen.«
»Oh, das ist
schade, aber heute kann ich nicht. Tut mir leid.«
»Was hast du
denn vor?«, fragte Lilja.
Ich zögerte
kurz, dann beschloss ich ihr von Kjell zu erzählen. »Na
ja, weißt du, ich habe vor ein paar Tagen diesen Jungen
kennengelernt.«
»Was,
du hast einen Typen kennengelernt und das sagst du mir erst jetzt?«,
rief Lilja gespielt aufgebracht ins Telefon. »Erzähl mir
alles über ihn!«
Ich musste grinsen.
Es war, als wären wir schon ewig Freundinnen.
»Nun,
eigentlich gibt es da nicht viel zu erzählen. Ich kenne ihn noch
nicht sehr gut. Er ist Schwede und wohnt hier in der Nähe. Wir
wollen heute im Wald Elche beobachten.«
»Elche
beobachten?«, Lilja kicherte. »So nennt man das also.
Sieht er denn wenigstens scharf aus, dein schwedischer Elchfreund?«
»Ja, schon. Er
hat unglaublich schöne Augen«, antwortete ich und nicht
nur das, dachte ich im Stillen. In meiner Erinnerung sah ich Kjell,
wie er das erste Mal am Strand vor mir gestanden hatte.
»Dann wünsche
ich dir viel Spaß«, sagte Lilja in meine Gedanken hinein.
»Ruf mich morgen an und erzähl mir wie das Date gelaufen
ist.«
»Das
ist kein Date«, erwiderte ich heftiger als gewollt.
»Na, was ist
es denn sonst?« Lilja lachte.
Ich versprach ihr,
sie anzurufen und legte auf.
Einige Sekunden
blickte ich noch auf mein Handydisplay. War es wirklich so etwas wie
ein Date? Sofort fühlte ich wieder dieses Flattern im Bauch. Ich
musste etwas tun! Ich musste mich beruhigen. Also beschloss ich, zu
Köttbullar zu braten.
Während ich
Hackbällchen formte, als ob es einen Preis dafür gäbe,
konnte ich über Kjell nachdenken. Eigentlich wusste ich ja
wirklich nichts über ihn. Hätte ich Kari von ihm erzählt,
wäre sie sicherlich nicht so unbekümmert gewesen wie Lilja.
Kari hätte sich bestimmt Sorgen gemacht, weil ich mit einem
völlig Fremden in der Dunkelheit durch den Wald laufen wollte.
Sie hätte mir bestimmt davon abgeraten. Wahrscheinlich sogar zu
recht.
***
Es
wurde bereits dunkel draußen, als ich die Plastikschüssel
mit den selbst gemachten
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