Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen
hörte ich eine eiskalte Stimme sagen: ›Jetzt
hab ich dich!‹
Ich schreckte hoch.
Es war immer noch dunkel im Schlafzimmer. Mein Atem ging stoßweise.
Wieder ein Albtraum! Doch dieser war so ganz anders gewesen.
Ich
legte mich wieder hin und versuchte mich zu beruhigen. Dabei lauschte
ich meinen eigenen Atemzügen. Unten im Wohnzimmer schlug die Uhr
drei Mal. Nach einiger Zeit – ich war mir nicht sicher, wie
lange ich mit offenen Augen im Bett gelegen hatte – wurde ich
wieder schläfrig. Beinahe wäre ich wieder eingeschlafen,
als mich erneut etwas hochschrecken ließ. Diesmal war es
allerdings kein Traumgebilde, sondern ein echtes Krachen. Ich hielt
die Luft an und lauschte. Was war das gewesen? Nun war nichts mehr zu
hören. Gerade als ich mir einreden wollte, dass ich das Geräusch
nur geträumt hatte, ertönte ein lautes Klirren. Was ging
hier nur vor? Zögernd stand ich auf und lief auf die Treppe zu.
Ich überlegte, ob ich das Licht einschalten sollte, entschied
mich dann aber dagegen. Wer oder was die Geräusche ausgelöst
hatte, musste nicht sofort merken, dass ich es mitbekommen hatte.
Langsam schlich ich im Dunkeln die Treppenstufen hinunter. Im Haus
war alles friedlich. Dort war nicht die Quelle der Geräusche
gewesen. Ich huschte zur Küche, die mit den Fenstern zu Straße
hin lag. Ich betrat sie, ebenfalls ohne Licht zu machen und sah aus
dem Küchenfenster. Zunächst erschien auch draußen
alles friedlich, dann sah ich schräg gegenüber beim
Sommerhaus der Nachbarn einen weißen Lieferwagen parken, der am
Vorabend dort nicht gestanden hatte. Das Sommerhaus lag ein Stück
entfernt und nur die Laterne warf einen kleinen Lichtkegel auf dieses
Straßenstück, dennoch konnte ich die Umrisse zweier
Gestalten erkennen. Anscheinend hatten sie die Fensterläden
aufgebrochen. Einer kletterte ins Haus hinein und reichte dem anderen
kurz darauf durch das Fenster einen großen Fernseher. Sie waren
so beschäftigt, dass sie sich nicht umdrehten. Dennoch wich ich
langsam vom Fenster zurück, da vor den Küchenfenstern keine
Gardinen angebracht waren. Auch wenn die Küche im Dunklen lag,
wollte ich nicht riskieren, dass einer der Männer zu diesem Haus
herüberblickte und mich hinter dem Fenster bemerkte. Ich stellte
mich neben das Fenster mit dem Rücken zur Wand und spähte
vorsichtig hinaus. Ich war keinen Moment zu früh vom Fenster weg
gegangen. Denn in diesem Moment kam ein dritter Mann hinter dem
gegenüberliegenden Sommerhaus hervor. Suchend blickte er sich in
alle Richtungen um. Er half den beiden anderen Männern nicht,
sondern schien nur aufzupassen, dass sie nicht gestört wurden.
Was in der Einsamkeit sicherlich nicht der Fall gewesen wäre.
Doch mein kleiner Fiat stand direkt am Ende des Kiesweges an der
Straße und musste den Einbrechern zeigen, dass doch noch jemand
da war. Das war ganz schön riskant. Vermutlich hätte ich
die Bande aber gar nicht gehört, wenn ich tief und fest
geschlafen hätte. Nun war ich jedoch wach und stand zitternd
neben dem Küchenfenster. Was sollte ich tun? Ich warf einen
weiteren Blick hinaus. Genau in diesem Moment sah der Dritte hinüber.
Schnell zog ich den Kopf zurück. Hoffentlich hatte er die
Bewegung nicht bemerkt! Wenn er mich gesehen hatte, war es aus mit
mir. Das Sommerhaus war nicht gerade ein sicheres Versteck. Allein
durch die großen Fenster zur Terrasse im Wohnzimmer, konnte
leicht jemand hereinkommen, wenn er die Scheibe einwarf. Ich
zweifelte keine Sekunde daran, dass diese Leute nicht zögern
würden mir etwas anzutun, wenn sie wussten, dass ich sie
beobachtet hatte. Ich musste die Polizei rufen. Auch wenn meine
letzte Begegnung mit der schwedischen Polizei alles andere als
angenehm gewesen war. All die drängenden Fragen, die sie mir
gestellt hatten. Doch für solche Bedenken hatte ich jetzt
wirklich keine Zeit. Ich überlegte kurz, wo mein Handy lag. Nach
endlos wirkenden Sekunden entdeckte ich es auf dem Küchentisch –
direkt am Fenster. Es war unmöglich, an das Telefon zu kommen,
ohne am Fenster vorbeizugehen. Ich lugte erneut vorsichtig aus dem
Fenster hinaus. Der dritte Mann war auf die Straße getreten und
stand nun bei meinem Wagen. Er schien jung zu sein und hatte dunkle
Haare. Mehr konnte ich nicht erkennen. Er blickte zum Haus und schien
nachzudenken, während seine Kollegen eifrig weiter den weißen
Lieferwagen beluden. War das der Mann gewesen, den ich vor einigen
Tagen am Strand gesehen hatte? Hatte er mit dem Alten gesprochen?
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