Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen
Ich
wusste es nicht, aber eines war sicher: Diese drei Männer
gehörten zur Sommerhaus-Bande.
Was für ein Schlamassel. Ich musste zum Telefon kommen! Zitternd
ging ich in die Hocke und kroch auf allen vieren zum Küchentisch.
Wenn ich unter dem Tisch kauerte, konnte ich vorsichtig mit der Hand
hoch greifen und das Handy vom Tisch nehmen, ohne das mich jemand
sah. Eilig krabbelte ich unter den Holztisch. Vorsichtig taste ich
mit der Hand die Tischplatte ab. Ich fand mein Handy und griff
danach. Kaum hatte ich es, als ich ein Knirschen vor dem
Küchenfenster vernahm. Der dritte Mann war anscheinend nicht bei
meinem Auto stehengeblieben. Er musste zum Haus gekommen sein. Ebenso
wie auf dem Weg zum Haus, war auch vor den Küchenfenstern
zwischen den Petunien Kies gestreut. Ich konnte das Knirschen der
Steinchen unter den Schuhsohlen deutlich hören. Verzweifelt
drückte ich das Telefon an meine Brust und hielt die Luft an.
Durch das Fenster fiel nun ein Schatten auf den Holzboden der Küche.
Direkt neben mich. Offenbar stand dieser Kerl am Fenster und blickte
hinein. Ich hockte zitternd unter dem Küchentisch und betete
still. ›Geh weg, geh weg! Hier ist niemand. Alles ist gut.
Bitte, geh weg!‹
Auf einmal ertönte
ein kurzer Pfiff. Ich hörte wieder den Kies knirschen und der
Schatten verschwand. Ein Motor wurde angelassen. Die beiden Komplizen
waren anscheinend mit dem Beladen fertig. Ich lauschte. Der Wagen
fuhr weg. Das Motorengeräusch wurde immer leiser. Dennoch traute
ich mich nicht, aus meinem Versteck herauszukommen. Ich saß
noch eine ganze Weile mit klopfendem Herzen unter dem Küchentisch
und horchte, ob der Wagen nicht plötzlich doch noch zurückkam.
Irgendwann krabbelte ich unter dem Tisch hervor und schaute noch
einmal vorsichtig aus dem Fenster. Alles schien friedlich. Die Motten
flogen um den Lichtkegel der Laterne und die Straße lag
verlassen da. Nichts deutete darauf hin, dass dort eben noch dreiste
Diebe am Werk gewesen waren. Ich löste meinen Blick vom Fenster
und lief ins Wohnzimmer, um nun endlich die Polizei anzurufen.
Was
ich nicht mehr sah, als ich mich vom Fenster abwandte, war die dunkle
Gestalt, die sich nun aus dem Schatten der Kiefern löste, sich
langsam umdrehte und im Wald verschwand.
6.
Kapitel
Mit Augen kälter als Eis
Es
dauerte eine ganze Weile bis ein Wagen mit der Aufschrift Polis
die Straße heraufgefahren kam. Damit man den Wagen auch von
weitem gut erkennen konnte, hatten die Polizisten das Blaulicht
eingeschaltet. Selbst wenn ich gleich die Nummer der Polizei gewählt
hätte, wären die Gangster frühzeitig gewarnt gewesen.
Nun saß ich am
Küchentisch und berichtete einem Beamten von meiner Beobachtung.
Er war etwas untersetzt und trug eine rahmenlose Brille, durch die er
mich mit hellen Augen musterte. Sorgfältig notierte er alles,
was ich ihm erzählte und fragte mich immer wieder nach dem
Lieferwagen und dem Mann am Fenster. »Und Sie konnten das
Nummernschild des Wagens nicht erkennen?«
Ich schüttelte
zum wiederholten Male den Kopf. »Nej! Nur, dass der Wagen weiß
war.«
»Hm, ein
weißer Lieferwagen und es waren drei Männer?« Er
rückte seine Brille zurecht.
»Ja, soweit
ich erkennen konnte.« Ich hielt einen Becher mit Tee in den
Händen und nippte daran. Die Zeit, bis die Beamten hergekommen
waren, hatte ich nicht nur genutzt um mich anzuziehen, sondern ich
hatte auch eine Kanne Tee gekocht.
»Gut«,
sagte der Polizist jetzt. »Noch einmal zu dem dritten Täter.
Sie sagten, er wäre ein junger, schlanker Mann mit dunklen
Haaren. Ist das richtig soweit?«
»Ja«,
erwiderte ich kurz.
»Und
mehr können Sie mir nicht sagen? Versuchen Sie, sich genau
zu erinnern!«, drängte der Beamte mich.
Ich
stellte den Teebecher ab. In meinen Gedanken hörte ich die
Stimmen von anderen Polizisten: ›Mädchen, versuch dich
genau zu erinnern! Du musst uns mehr sagen. Versuch dich zu erinnern!
Erinnere dich. Streng dich an! Was ist genau passiert?‹ Immer
und immer wieder hatten sie mich befragt. Ich hatte nur gezittert und
geweint. Meine Mutter war ganz aufgelöst gewesen. Sie hatte mich
an den Schultern gepackt und geschüttelt. ›Sofie, sag es
uns. Sag, was passiert ist!‹
Aber ich hatte nur
weinen können, bis mein Vater mit ruhiger aber bestimmter Stimme
gesagt hatte: ›Lass das Mädchen in Ruhe. Siehst du nicht,
wie verstört sie ist?‹
Da hatte meine
Mutter von mir abgelassen. Mein Vater hatte mich auf den Arm genommen
und zu den Beamten gesagt:
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