Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen
Erkenntnis ließ
mein Herz kurz und heftig zusammenkrampfen.
Sofie,
du bist so blöd,
schalt ich mich in Gedanken. Seit der Schulzeit hatte sich überhaupt
nichts verändert. Die tollen Jungs hatten einfach kein Interesse
an einem Mädchen, das in jedes Fettnäpfchen tappte,
schüchtern errötete und sich insgesamt wie ein Vollidiot
benahm.
Während ich
noch überlegte, was ich jetzt sagen sollte, meinte Kjell: »Wenn
wir überhaupt noch eine Chance haben wollen, weitere Tiere zu
sehen, sollten wir jetzt wieder still sein.«
Ich nickte nur und
hing meinen Gedanken nach. Kjell nahm mich nicht wieder in den Arm.
Ob es daran lag, dass ich mich wie eine Ertrinkende an meinen
Kaffeebecher klammerte, oder daran, dass er mich einfach für ein
dummes Mädchen hielt, das Berge von Essen mit in den Wald
schleppte, war mir egal.
Wir warteten noch
eine ganze Weile, aber es ließ sich kein anderer Elch mehr
blicken. Kjell stand auf. »Wir sollten zurückgehen.«
»Ja«,
murmelte ich. Als ich mich erhob, merkte ich, wie steif meine Glieder
von der Kälte geworden waren und war froh, mich bewegen zu
können. Der Rückweg kam mir deutlich kürzer vor. Bald
waren wir wieder am Ferienhaus angelangt. Im Gehen holte ich den
Schlüssel aus meiner Jackentasche. Vor der Veranda bleiben wir
stehen. Kjell sprach kein Wort und auch ich wusste nichts Sinnvolles
zu sagen.
Als ich schließlich
die Tür aufschloss, plapperte ich hilflos drauf los. »Das
war, ähm, ein schöner Abend. Machen wir das bald mal
wieder?«
Während ich in
Gedanken betete, dass Kjell Ja sagte, trat er einen Schritt näher
an mich heran. Er blickte mir in die Augen. Dann legte er einen Arm
um mich und zog mich zu sich. Er beute sich zu mir herab und ich
glaubte, er würde mich nun küssen. Ich hielt den Atem an
und sah zu ihm auf, doch kurz bevor sich unsere Lippen berührten,
neigte er den Kopf zu meinem Ohr und flüsterte: »Ja, schon
sehr bald. Gute Nacht, Sofie.« Dann ließ er mich los,
drehte sich um und ging zurück zur Straße.
Verwirrt schaute ich
ihm nach, während er zwischen den zwei gegenüberliegenden
Sommerhäusern verschwand.
Schlafen konnte ich
jetzt noch nicht und so setzte ich mich noch etwas vor den Kamin. Ich
trank ein Glas Rotwein und dachte über Kjell nach. Ich konnte
mir sein Verhalten nicht erklären. Nur zu gerne hätte ich
gewusst, ob er mich mochte. Aber so sehr ich auch hin und her
überlegte, ich kam zu keinem eindeutigen Ergebnis. Dennoch war
der Abend insgesamt schön gewesen. Vielleicht war ich einfach
nur zu empfindlich. Ich beschloss, mir für heute keine weiteren
Gedanken zu machen und stellte das leere Weinglas in die Spüle.
Die Müdigkeit legte sich nun doch noch bleiern auf mich und ich
war mir sicher, dass ich heute Nacht hervorragend schlafen würde.
Vielleicht würde ich sogar etwas Schönes träumen!
Ich kuschelte mich
ins Bett. Was würde Lilja sagen, wenn ich ihr von diesem Ausflug
erzählte? Ich konnte mir genau vorstellen, wie sie reagieren
würde: »Was, da sitzt du die halbe Nacht mit einem
schnuckeligen Schweden allein im Wald und dann knutscht ihr nicht
einmal?« Dann würde sie gespielt theatralisch die Augen
verdrehen. Bei diesem Gedanken musste ich kichern. Ich zog die
Bettdecke bis zum Kinn hoch und schloss die Augen.
Die erhofften
schönen Träume blieben aus. Wieder träumte ich nur
wirres Zeug. Es begann damit, dass ich durch den Wald lief. Es war
Vollmond. Zwischen den Bäumen erkannte ich das dunkle Wasser des
Sees. Etwas zog mich magisch dort hin, obwohl meine Kehle vor Angst
ganz trocken war. Im Wald knackten Zweige. Da war etwas hinter mir.
Im Traum wusste ich mit Sicherheit, dass dieses Etwas mich jagte. Ich
fing an, immer schneller die unbekannten Wege entlang zu laufen. Die
Kiefernnadeln auf dem Waldboden, pickten in meine nackten Fußsohlen.
Wo war Kjell? Er wollte sich doch an dieser Stelle mit mir treffen.
Aber ich war ganz allein mit einem unsichtbaren Verfolger. Ich fiel
über Baumwurzeln und stürzte. Hinter mir kamen die Schritte
im Wald immer näher. Unbeholfen rappelte ich mich wieder hoch
und rannte voller Panik weiter. Ich glaubte, jemanden hinter mir
atmen zu hören. Plötzlich stand ich am Ufer des Sees. Das
Wasser umspielte meine Fußknöchel. Immer noch hörte
ich das schwere Atmen. Da bemerkte ich, dass es mein eigener Atem
war. Verunsichert, wohin ich mich wenden sollte, watete ich ein paar
Schritte weiter ins dunkle Wasser. Nun stand ich bereits bis zu den
Knien im See. Dann
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