Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen
mir. »Das war ganz sicher nicht Kjell.«
Auch
wenn ich mir wünschte, dass Kjell so gar nichts mit dieser Bande
zu tun hatte, tief in meinem Inneren regten sich dennoch Zweifel.
Kjell kannte sich in der Umgebung gut aus. Er wusste bestimmt, welche
Häuser leer standen und er bewegte sich in der Dunkelheit sicher
und lautlos. ›Wie ein Dieb‹, schoss es mir durch den
Kopf. Außerdem wusste ich nichts von ihm. Er hatte mir noch nie
etwas von sich erzählt. Gerne hätte ich gewusst, was er so
machte und wo genau er wohnte. Ob er hier mit seiner Familie lebte
oder allein. Allerdings hatte ich ihn auch nie danach gefragt. Ich
beschloss, dies so schnell wie möglich nachzuholen. Mit diesem
Vorsatz schlief ich endlich ein.
Es war schon fast
zwölf Uhr, als ich aufstand. One Ear war schon seit Stunden
draußen und so frühstückte ich allein. Als ich die
Küche betrat, warf ich einen Blick auf das Haus gegenüber.
Die Polizei, oder die Leute von der Spurensicherung, hatten das
Fenster mit gelben Klebebandstreifen versiegelt. Ein gelbes Band
versperrte auch das Tor zum Haus. Ich kam mir vor, wie in einem
schlechten Krimi. Der Kaffee schmeckte mir an diesem Morgen nicht.
Lustlos aß ich ein Joghurt. Irgendwann kam der von mir
gefürchtete Anruf. Das Display zeigte mir Runes Nummer an. Ich
seufzte und nahm den Anruf an.
»Sofie, min
lila flicka. Geht es dir gut?« Runes Stimme klang besorgt. »Die
Polizei hat eben hier angerufen und mir berichtet, was passiert ist.«
»Ja, es geht
mir gut. Es ist alles in Ordnung. Kein Grund zur Aufregung. Die Diebe
sind ja nicht hier eingebrochen. Vermutlich haben sie mein Auto
gesehen und gewusst, dass dieses Haus nicht leer steht.« Ich
gab mich lockerer, als ich war.
Doch Rune kaufte mir
das nicht ab. »Das muss ja ein Schock für dich gewesen
sein. Ich erlasse dir natürlich den Rest der Miete, wenn du
jetzt fährst.«
»Ich habe
nicht vor abzureisen.« Ich spielte mit dem Löffel, während
ich auf die Antwort wartete. Am anderen Ende des Telefons entstand
eine Pause. »Nicht?«
»Nein, ich
will hier bleiben!«, sagte ich fest entschlossen.
»Ich halte das
für keine gute Idee, Sofie. Das kann ich nicht erlauben. Deine
Eltern hätten auch nicht gewollt, dass du dich in Gefahr bringst
und ich habe eine gewisse Verantwortung für dich. Du wohnst in
meinem Haus und bist dort ganz allein.«
»Rune, mach
dir bitte keine Sorgen. Ich kann wirklich gut auf mich selbst
aufpassen. Außerdem haben die Polizisten gesagt, die Bande käme
nicht mehr zurück. Schließlich haben die ja das
Nachbarhaus schon ausgeräumt. Also was sollten die noch hier?
Die sind bestimmt weitergezogen.«
Das hoffe ich
zumindest, fügte ich im Stillen hinzu.
Rune schien nicht
überzeugt zu sein. Er äußerte weiter seine Bedenken.
Auf keinen Fall wollte ich jetzt abreisen. Mir musste etwas
einfallen. Plötzlich hatte ich eine Idee. »Rune, es tut
mir leid, ich kann nicht abreisen, nicht mal wenn ich es wollte. Die
Polizei hat gesagt, ich müsste mich vorerst noch zur Verfügung
halten, wenn noch weitere Fragen auftauchen. Das geht schließlich
nicht, wenn ich das Land verlasse.«
»Oh, haben die
Beamten das gesagt?«, fragte Rune erstaunt.
»Ja, eventuell
muss ich noch einmal aussagen.« Nur gut, dass Rune nicht sehen
konnte, wie ich rot wurde. Es war eine Notlüge. Zwar hatten die
Polizisten mich gebeten, mich zu melden, wenn mir noch etwas
einfallen sollte, aber aufgefordert, mich zur Verfügung zu
halten, hatten sie mich nicht.
»Wenn
das so ist …«, gab Rune schließlich nach. »Aber
ich werde Herrn Kvarnström bitten, nach dir zu gucken.«
»Wer ist Herr
Kvarnström?«
»Das ist der
Nachbar, bei dem eingebrochen wurde. Sobald die Polizei sein Haus
freigibt, will er hinfahren und Ordnung schaffen. Er wird ein Auge
auf dich haben.«
»Das ist
wirklich nicht nötig«, wehrte ich ab. Aber in diesem Punkt
ließ Rune nicht mit sich diskutieren.
Nach dem Gespräch
fühlte ich mich matt. Gerne hätte ich mit Kjell über
die Vorkommnisse der letzten Nacht gesprochen. Ich hätte jetzt
wirklich eine Schulter zum Anlehnen gebraucht und jemand, der mir
sagte, dass ich mir keine Sorgen zu machen bräuchte. Doch ich
wusste nicht, wie ich Kjell erreichen konnte. Ich nahm mir vor, ihn
beim nächsten Treffen nach seiner Handynummer zu fragen.
Weil Kjell nun
einmal nicht da war, beschloss ich, Lilja anzurufen. Vielleicht
konnten wir uns treffen. Schnell wählte ich ihre Nummer. Lilja
meldete sich schon nach dem
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