Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen
und umspannten alles mit gelbem Absperrband. Ich stand etwas
abseits und beobachtete das Treiben, während ein weiterer
Polizist meine Aussage aufnahm. Zum zweiten Mal in diesem Urlaub. Ich
sah ihn nicht richtig an. In mir herrschte wirres Durcheinander.
Während ich wie ferngesteuert alles erzählte, lief in
meinem Kopf immer wieder die gleiche Frage ab: Wenn in diese Häuser
ebenfalls eingebrochen worden war, konnte es sich bei dem Toten um
ein Mitglied der Sommerhaus-Bande handeln? Vielleicht sogar um den
dunkelhaarigen Mann, der am Abend zuvor noch in mein Küchenfenster
geschaut hatte? Aber warum war er jetzt tot? Ertrunken? Ich überlegte
gerade, ob ich dem Beamten meine Vermutung mitteilen sollte, als ein
Mann im Trenchcoat auf mich zukam. Er hatte kurze, mausgraue Haare,
Hamsterbacken und einen stechenden Blick. Das Klischeebild eines
Inspektors. Beinahe hätte ich hysterisch losgelacht. Die ganze
Szenerie erschien mir so unwirklich.
Der Mann blieb
direkt vor mir stehen. »Ist sie das?«, fragte er den
Beamten, der immer noch dabei war meine Personalien
niederzuschreiben. Der Polizist nickte.
»Ich bin
Kommissar Persson. Sprechen Sie Schwedisch?«
»Javisst«,
erwiderte ich knapp, bemüht, meine Stimme nicht zittern zu
lassen.
»Gut, das
spart uns eine Menge Zeit.« Die Stimme des Kommissars war rau.
»Kannten Sie den Toten?«
»Nein, ich
habe den Mann nie zuvor gesehen.«
»Tatsächlich?
Da besteht für Sie kein Zweifel?« hakte der Kommissar
nach.
Ich nickte
entschieden. »Ich weiß doch, wen ich kenne und wen
nicht!«
»Nun gut,
Fräulein Bachmann, dann berichten Sie mir bitte ganz genau, wie
Sie die Leiche entdeckt haben.«
»Aber das habe
ich doch schon ihrem Kollegen geschildert«, wagte ich
einzuwenden.
»Dann werden
Sie es mir eben noch einmal erzählen«, fuhr der Kommissar
mich ungeduldig an. »Und wenn ich bitten darf, detailliert und
von Anfang an.«
Ich unterdrückte
ein Seufzen und schilderte den Leichenfund erneut.
Nachdem
ich meine Aussage beendet hatte, zog Kommissar Persson eine
Augenbraue hoch. »Sie haben das Mordopfer also bewegt?«
In seiner Stimme schwang Unmut mit.
»Natürlich.
Schließlich hätte es ja sein können, dass der Mann
noch lebt und meine Hilfe benötigt hätte. Außerdem
habe ich ihn nicht angefasst. Also keine Fingerabdrücke oder so.
Ich habe ein Ruder benutzt um ihn an Land zu holen.« Fast
trotzig streckte ich das Kinn vor. Was wollte dieser Kommissar
Persson mir eigentlich unterstellen? Dann wurde mir bewusst, was der
Kommissar gerade gesagt hatte: Mordopfer!
»Moment mal,
ich dachte, der Mann wäre ertrunken.« Ich war nun völlig
verwirrt und blickte hinüber zum Seeufer. Dort wurde die Leiche
gerade in einen schwarzen Plastiksack gesteckt. Einige Beamte hoben
den Sack hoch, um ihn zum Wagen zu tragen. Ich fing wieder an, zu
zittern.
Kommissar
Persson beobachtete mich genau. »Und Sie sind sicher, dass Sie
das Opfer nicht kennen?«
Bevor
ich antworten konnte, kam ein kleiner, glatzköpfiger Mann zu
uns. Kommissar Persson trat ein Schritt auf ihn zu und blickte ihn
erwartungsvoll an. Der kleine Mann informierte den Kommissar darüber,
dass der Tote nun ins Institut gebracht werden sollte.
Kommissar Persson
nickte und fragte: »Haben Sie schon nähere Erkenntnisse
gewonnen, Doktor Viklund?«
»Nun Genaues
kann ich zum jetzigen Zeitpunkt natürlich noch nicht sagen. Wir
müssen die Ergebnisse der Sektion abwarten.«
»Wie üblich«,
brummte der Kommissar genervt. »Aber eine erste Einschätzung,
was die Todesursache betrifft, werden Sie mir doch geben können,
Doktor. Ist der Mann ertrunken?«
»Nej, so wie
es aussieht, war das Opfer, als man es in den See warf, bereits tot.
Sein Genick wurde gebrochen. Und das muss mit sehr viel Kraft
geschehen sein.«
»Gut.«
Der Kommissar sah auf und sein Blick wanderte in meine Richtung. Er
schaute mich aus zusammengekniffenen Augen an und kam dann auf mich
zu, während Doktor Viklund den Männern mit dem Leichensack
zum Wagen folgte.
»Sind Sie
sicher, dass Sie das Opfer nicht kannten?«, fragte er barsch.
Langsam wurde mir
bewusst, was der Kommissar da andeutete.
»Sie
…«, begann ich den Tränen nahe, »Sie,
glauben, ich hätte den Mann ermordet?!« Meine eigene
Stimme klang schrill in meinen Ohren.
»Nun, mag
sein, dass Sie mit dem Mord selbst nichts zu tun haben, Fräulein
Bachmann. Wie Doktor Viklund soeben sagte, ist die Tat mit großer
Kraft ausgeführt wurden und wenn ich Sie mir so ansehe,
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