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Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen

Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen

Titel: Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Boyd
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Ein
Nachrichtensprecher war zu sehen und dahinter das Bild des
entflohenen Häftlings. Leider konnte ich nicht hören, ob er
schon gefasst war, aber als eine Nummer für sachdienliche
Hinweise eingeblendet wurde, begriff ich, dass sich der Sträfling
noch auf freiem Fuß befand.
    Momentan
war mir viel zu viel los in dieser eigentlich so beschaulichen
Gegend. Dass die heile Welt meiner Kindheit nur eine Illusion gewesen
war, begrenzt auf einige wenige Sommerwochen, wusste ich heute nur zu
gut. Aber dass da draußen gleich ein Mörder und eine
Diebesbande den Wald unsicher machten, war des Bösen
einfach ein wenig zu viel.
    Etwas nervös
war ich schon, bei dem Gedanken an die nächste Nacht im
Sommerhaus. Mich erfasste wieder das Gefühl von Kälte. Doch
diesmal ging es tiefer als das übliche Schaudern. Das Gefühl
durchdrang mich. Ich fühlte mich beobachtet und umklammerte
meine Cappuccinotasse fester. Verwirrt blickte ich mich um. Dann sah
ich ihn. Er stand gegenüber des Eiscafés an der
Straßenecke und blickte unverhohlen zu uns rüber. Lässig
lehnte er an der Häuserwand. Seine Haare waren fast weißblond
und obwohl er in einiger Entfernung stand, war ich mir sicher, seine
Augen seien von einem hellen Eisblau. Sein Blick war so kalt und
abschätzend, dass ich glaubte, auf meiner Haut müssten sich
jeden Augenblick Eiskristalle bilden. Ich löste meinen Blick von
dem mysteriösen Jungen und sah Lilja an, die gerade auflegte.
    »Entschuldige«,
bat sie mich, »aber ich musste meiner Oma sagen, dass ich
einkaufen gehe, sonst hätte ich mich nicht ausklinken können.
Heute ist, wie ich dir erzählt habe, der große Putztag und
sie ist gerade beim Gardinenwaschen. Jetzt wartet sie darauf, dass
ich zurückkomme, um ihr beim Aufhängen der Gardinen zu
helfen.«
    »Schon gut.
Lilja, dreh dich mal unauffällig um. Der Junge, der dort an der
Straßenecke steht, starrt zu uns herüber. Kennst du ihn
zufällig?«
    Lilja tat wie
geheißen. »Welcher Junge?«
    Ich blickte
ebenfalls wieder zur gegenüberliegenden Straßenecke. Der
Junge war verschwunden. Ich musste mich zusammenreißen, nicht
zu zittern.
    »Da stand eben
noch ein blonder Typ und hat herüber geguckt.«
    »Hm, du
scheinst ja die schwedischen Verehrer anzuziehen, wie der Honig die
Bienen«, meinte Lilja fröhlich.
    »Also ich weiß
nicht. Der sah irgendwie bedrohlich aus. Wenn er nun einer von der
Sommerhaus-Bande war.«
    »Unsinn!«,
wischte Lilja meine Bedenken fort. »Die haben dich doch nicht
gesehen. Wie sollten sie überhaupt von deiner Existenz wissen,
oder wer du genau bist? Und warum sollte dir sonst jemand auflauern?
Der Typ fand dich bestimmt einfach nur hübsch. Mach dir keine
Gedanken!«
    »Vermutlich
hast du recht«, gab ich kleinlaut zu. Obwohl ich mir sicher
war, dass der Junge ganz und gar nicht so ausgesehen hatte, als würde
er mich toll finden.
    Liljas Handy
klingelte erneut. Sie warf einen Blick auf das Display. »Ist
wieder meine Oma. Ich muss los, bevor sie noch eine Vermisstenanzeige
aufgibt. Tut mir leid. Wir könnten uns die Tage ja noch mal
länger treffen und dann musst du mir von deinem Date berichten.«
    »Ja, das wäre
toll. Danke, das du gekommen bist.«
    »Klar, ich
lass dich nicht hängen.« Lilja griff nach ihrer
Einkaufstasche und umarmte mich noch kurz, bevor sie das Café
verließ. Draußen winkte sie mir nochmals zu. Ich bezahlte
meine Rechnung und überlegte, was ich mit dem Rest des
Nachmittags anfangen sollte. Es war noch früh genug, um ein
wenig zu Rudern. Sozusagen als Dessert.
    ***
    Als ich beim
Sommerhaus ankam, schien alles friedlich. Der Kater döste auf
der Terrasse und die Vögel zwitscherten. Der Himmel war bedeckt,
aber hier und da sah man einen kleinen blauen Fleck. Es war auch
nicht sehr kalt. Dennoch nahm ich meine Windjacke mit ins Boot. Auf
dem See wehte oftmals ein frischer Wind. Obwohl ich keine rechte Lust
zum Angeln hatte, packte ich meine Rute und die Köder ein.
Vielleicht fand sich doch noch ein Plätzchen, an dem ich die
Angelrute auswerfen wollte.
    Ich
stieg ins Boot. Eigentlich hatte ich gehofft, wieder ein Taschentuch
am Ruder zu finden. Doch ich wurde enttäuscht. Keine Nachricht
von Kjell. Dabei hätte ich mir gerade heute eine Nachricht von
ihm gewünscht. Aber selbst ist die Frau und so stieß ich
mich energisch vom Ufer ab und ruderte los.
    Ich
entschied mich wieder für den Sandsjön.
Vorbei an meiner Lieblings-Angelbucht, ruderte ich zügig durch
einen schmalen Schilfgürtel zwischen

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