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Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen

Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen

Titel: Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Boyd
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mich mit Kjell treffen wollte, als mir auffiel, wie nahe ich an
dem versteckten Zulauf des schwarzen Waldsees war. Eine Gänsehaut
lief mir bei dem Gedanken über die Arme. Seit meinem letzten
Besuch hatte ich diese Ecke des Sandsjön gemieden. Warum musste
sich Kjell auch gerade an dieser Stelle mit mir verabreden, fragte
ich mich nervös. Vermutlich lag auf dieser Seite des Sandsjön
der Pfad, den wir nehmen mussten, um die Fischadler zu beobachten.
Dennoch fühlte ich mich plötzlich sehr unwohl. Ich atmete
tief durch und versuchte, mich zu beruhigen. Ich musste nur noch
ungefähr vierzig Schläge rudern, um den verwitterten
Holzsteg zu erreichen. Dabei kam ich genau an dem schattigen
Durchlass vorbei. Ich vermied es, in die Richtung zu sehen und
beschleunigte meine Ruderschläge. Trotzdem hatte ich das Gefühl
immer langsamer zu werden. Die Luft roch intensiv nach Moor. ›Komm
schon, Sofie‹, redete ich mir laut Mut zu. ›Es ist nur
noch ein kurzes Stück bis zum Steg.‹ Ich legte mich in
die Riemen.
    Aus den Augenwinkeln
glaubte ich eine Bewegung wahrzunehmen. Mein Kopf drehte sich wie
mechanisch.. Bei den Seerosen entdeckte ich etwas. Ich hielt inne.
Eine Hand ragte aus dem dunklen Wasser. Jetzt versank die Hand
langsam immer tiefer. Ob dort gerade ein Mensch ertrank? ›Ich
muss ihm helfen‹, war mein erster Gedanke, doch ich saß
stocksteif im Boot, unfähig auch nur einen Finger zu rühren.
Die Hand war fast im See versunken, als sie mir plötzlich
zuwinkte. Ich glaubte meinen Augen nicht zu trauen. Nun konnte ich
ganz deutlich erkennen, wie die Hand mich zu sich heran winkte. Panik
stieg in mir auf. Ich kniff die Augen zu. Ich träume, versuchte
ich mir einzureden. Es konnte nur ein böser Traum sein. Als ich
die Augen wieder öffnete, war die Hand verschwunden. Das
Ruderboot trieb langsam und unaufhörlich auf die Seerosen zu.
Ich legte die Riemen ins Boot und starrte auf die Wasseroberfläche.
Obwohl das Wasser des Sees glasklar war, konnte ich nur etwa einen
halben Meter hinabsehen. Die dicken Stiele der Seerosen wurden von
einer undurchdringlichen Finsternis verschluckt. War da etwas unter
der Wasseroberfläche? Ich riss gebannt die Augen auf und beugte
mich über den Rand des Bootes, um etwas zu erkennen. Es schien
mir, als hätte ich mich schon einmal so über den Bootsrand
gelehnt und in die pechschwarze Tiefe gestarrt. Aber ich konnte mich
nicht erinnern. Dieser moorige Geruch nahm mir die Luft zum Atmen und
benebelte mir die Sinne. Irgendwo in meinem Inneren warnte mich eine
Stimme: Doch ich konnte mich nicht aus meiner Starre lösen.
Immer weiter beugte ich mich hinab. Fast berührte meine
Nasenspitze die Wasseroberfläche. Plötzlich schien sich
etwas unter der Oberfläche zu regen. Ich fühlte ein starkes
Verlangen meinen Kopf unter Wasser zu tauchen, als mich eine laute
Stimme aufschrecken ließ.
    »Hej, was
machst du da? Willst du ins Wasser fallen?«, rief Kjell zu mir
herüber. Er war aus dem dichten Wald getreten und stand in
einiger Entfernung auf dem Bootssteg. Kjell wirkte ärgerlich.
    Ich schüttelte
mich kurz und der Bann fiel von mir ab.
    »Unsinn, ich
dachte nur, ich hätte etwas gesehen. Wahrscheinlich war es ein
großer Hecht.«
    Hastig griff ich
nach den Riemen und ruderte weiter auf den Steg zu. Noch einmal
blickte ich kurz zurück. Das Wasser war ruhig und keine Bewegung
war mehr zu entdecken. Die Sonne glitzerte auf der Oberfläche
und nichts Unheimliches war zu erkennen.
    ›Ich fange an
zu spinnen‹, dachte ich. ›Es gibt überhaupt nichts
bei den Seerosen, das ich fürchten müsste. Das kommt alles
von meinen Alpträumen und Erinnerungen. Ich bin einfach
überspannt.‹
    Beim Bootssteg
angekommen, band ich das Boot fest und kletterte umständlich auf
den Holzsteg. Kjell beobachtete mich aufmerksam. Er hatte die Arme
vor der Brust verschränkt und machte keine Anstalten, mir beim
Aussteigen behilflich zu sein.
    Etwas Dunkles lag in
seinem Blick. »Du bist spät!« Seine Stimme klang
vorwurfsvoll. Ich war verwirrt. Unwillkürlich blicke ich auf
meine Armbanduhr. Wie lange hatte ich auf das Wasser gestarrt?
    Während ich
Kjell den Pfad entlang folgte, grübelte ich immer noch darüber
nach, wieso ich über eine viertel Stunde auf das Wasser gestarrt
hatte. Mir war es nur wie wenige Sekunden vorgekommen. Bei der
Erinnerung an die Hand, die mir von den Seerosen aus zu gewinkt
hatte, fröstelte es mich. Ich versuchte mir einzureden, dass ich
mir die Hand nur eingebildet

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