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Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen

Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen

Titel: Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Boyd
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hatte, aber es war so real gewesen. Ich
schlang die Arme um mich. Im dichten Wald hing immer noch die feuchte
Kühle des Regentages. Ich musste einer großen Pfütze
ausweichen. Kjell lief zügig voran. Wieder konnte ich kaum
Schritt mit ihm halten. Doch diesmal nahm er nicht meine Hand –
was ich ehrlich gesagt sehr bedauerte. Er war noch schweigsamer als
sonst und wirkte ziemlich angespannt. Ob er wohl sauer auf mich war,
weil ich ihn hatte warten lassen?
    Die weichen
Moospolster am Boden verschluckten jeden unserer Schritte. Ich
räusperte mich.
    »Bist du
wütend auf mich?«, fragte ich ihn zaghaft.
    Kjell zuckte
zusammen, als hätte ich ihn einen Stich verpasst. »Was
redest du da für einen Unsinn?« Seine Stimme klang
gereizt.
    »Na ja, du
sprichst kein Wort mit mir und läufst so schnell vorweg, dass
ich dir kaum folgen kann.« Ich wartete einen Moment, aber Kjell
sah mich nur schweigend an. Was stimmte bloß nicht mit ihm? Er
durfte sich schlecht benehmen und ich sollte ihm alles sofort
verzeihen. Aber wenn ich etwas zu spät kam, machte er gleich ein
Drama daraus.
    »Okay, ich
habe mich verspätet. Es tut mir leid«, lenkte ich ein.
»Aber das ist doch kein Grund so sauer zu sein. Ich hatte mir
unseren Ausflug zu den Fischadlern ehrlich gesagt etwas vergnügter
vorgestellt. So macht mir das wirklich keinen Spaß.«
    Kjell strich sich
eine dunkle Haarsträhne aus dem Gesicht. »Ich bin nicht
sauer auf dich. Aber kannst du mir erklären, wieso du dich so
leichtsinnig aus dem Boot beugen musst. Es sah aus, als wolltest du
dich ins Wasser stürzen. Was war los, Sofie?«
    »Du hast dir
Sorgen um mich gemacht?« Ich war ehrlich erstaunt.
    »Ja,
verdammt!« Dann fuhr er mit sanfter eindringlicher Stimme fort:
»Mach so etwas nie wieder! Du könntest mit dem Boot
umkippen. Versprich mir aufzupassen.«
    Ich nickte.
Innerlich machte mein Herz einen kleinen Hüpfer. Er sorgte sich
um mich und war deswegen sauer gewesen. Das bedeutete, er musste mich
gern haben. Ich lächelte Kjell an. Er drehte sich um und wollte
weiter gehen. Doch eine Sache wollte ich unbedingt noch wissen.
    »Kjell?«
    »Hm?«
    »Ich weiß
es klingt seltsam. Aber hast du zufällig auch etwas bei den
Seerosen gesehen?« Kaum hatte ich diese Frage gestellt, wusste
ich, dass es ein Fehler gewesen war.
    »Wie
bitte?« Ruckartig fuhr er herum. Kjells Augen schienen Funken
zu sprühen. »Was hast du gesehen?«
    Seine Reaktion
verunsicherte mich. Ich hatte das Gefühl einem Raubtier
gegenüberzustehen, dass gleich zum Sprung ansetzen wollte.
    »Vielleicht
habe ich mich auch nur getäuscht.« Ich merkte wie meine
Stimme zitterte.
    Mit einem Satz war
er bei mir und drängte mich gegen den dicken Stamm einer großen
Kiefer. Mir blieb fast die Luft weg, während er mich mit seinem
ganzen Körper gegen den Baum drückte.
    Ein kleiner
abgebrochener Ast bohrte sich in meinen Rücken. »Sag mir,
was du gesehen hast!«
    Kjell fasste mich
nun an den Schultern und ich glaubte für einen kurzen Moment, er
wolle mich schütteln. Doch er sah mir nur tief in die Augen.
    »Ich …«,
begann ich zögernd. »Ich glaube, da war eine Hand. Ich
dachte, jemand würde ertrinken. Die Hand hat gewinkt.«
    Jetzt würde er
mich bestimmt für völlig geistesgestört halten. Doch
anstatt etwas zu sagen, schlang er seine Arme um mich und zog mich
noch fester an sich. Ich spürte seinen Körper so nah an
meinem und roch seinen Duft, der mir schon in der Elchnacht
aufgefallen war. Ein verführerischer Duft nach Wald,
Wasserlilien und etwas Undefinierbarem. Er umhüllte mich. Ich
bekam kaum noch Luft.
    Eigentlich hatte ich
mir so eine leidenschaftliche Umarmung von Kjell gewünscht. In
einer anderen Situation hätte ich sie sicherlich genossen, aber
jetzt war ich verängstig von seinem Verhalten. Er neigte seinen
Kopf und küsste meinen Hals. Ich spürte seinen Atem auf
meiner Haut. Er flüsterte in mein Haar »Nein! Nein, du
gehörst mir!« Seine Arme hielten mich so fest wie ein
Schraubstock.
    Ich fühlte
Angst in mir aufsteigen. »Kjell, du tust mir weh!«, rief
ich und versuchte mich mit aller Kraft aus seiner Umarmung zu lösen.
    Unvermittelt ließ
er mich los. »Komm«, forderte er mich auf, »wir
müssen zurück.«
    Ich war völlig
verwirrt. »Warum?«
    »Ich habe
etwas Dringendes zu erledigen.« Kjell griff nach meinem
Handgelenk und zog mich hinter sich her.
    »Aua, lass
mich los. Verdammt, Kjell, was soll das?«, fluchte ich, während
er mich hinter sich her in Richtung des

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