Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen
zärtlichen
Geste durch ihr blondes Haar fuhr, als ich auf die beiden zutrat.
»Hej
…«, begann ich. Da drehte sich der Typ zu mir um und mir
blieb das Herz fast stehen. Zwei Augen funkelten mich an. »Was
machst du
denn hier?«, Kjells Stimme bebte zornig.
»Dasselbe
könnte ich dich fragen!«, schnappte ich zurück.
»Läufst
du mir etwa wieder nach?«, ignorierte er meine Frage.
»Nur in deinen
Träumen!«, fuhr ich ihn an. Plötzlich war da dieser
Kloß in meinem Hals. Wie konnte er mich vor Lilja nur so
bloßstellen. Ich ballte die Fäuste. Wütend zu sein
war definitiv besser, als zu weinen.
Lilja blickte mit
großen Augen zwischen uns hin und her.
»Ich war
lediglich auf der Suche nach Lilja.«
»Ihr kennt
euch?«, fragte Kjell etwas verwirrt.
»Ja. Wir sind
verabredet. Aber wie ich sehe, ist sie beschäftigt. Also gehe
ich wohl besser wieder.«
»Ja, es ist
definitiv besser, wenn du verschwindest«, sagte Kjell hart.
Dann strich er sich eine Strähne seines schwarzen Haares aus dem
Gesicht. Eine Geste, die ich so an ihm liebte.
Ich schluckte und
wandte mich an Lilja, die immer noch sprachlos dastand. »Wenn
du mich suchst, ich bin beim Punsch!« Ich sah sie eindringlich
an und hoffte, sie verstand, dass sie mir nachkommen sollte. Ich
wollte unbedingt wissen, was hier vor sich ging und dazu musste ich
mit ihr reden. Allein, ohne diesen miesen Kerl.
Ich wartete eine
ganze Weile, ohne dass sich Lilja blicken ließ. Ich fühlte
mich furchtbar. Hatte sie gewusst, mit wem sie da flirtete? Auch wenn
ich ihr angedeutet hatte, dass Kjell und ich Stress hatten, würde
ich es richtig fies finden, wenn sie gewusst hatte, wer er war und
dann mit ihm geflirtet hatte. Sie musste doch wissen, dass es mich
verletzten würde. Ich musste es unbedingt erfahren. Dann konnte
ich sie auf jeden Fall als Freundin vergessen und was Kjell betraf,
so wunderte mich nach der letzten Nacht gar nichts mehr. Wie konnte
ich mich nur so in ihm getäuscht haben? Er schien einfach nur
ein mieser Casanova zu sein, der mit jeder Tussi flirtete. Während
ich wartete, hatte ich mir einen Becher Punsch geholt und in einem
Zug runtergekippt. Das Mädchen am Stand hatte mich
verständnisvoll angesehen und ungefragt meinen Punsch
nachgefüllt. Ich trank bereits den dritten Becher und langsam
breitete sich in mir eine wohltuende Wärme aus. Ich dachte
weiter über Kjell nach. Dieser Mistkerl! Ich würde ihm
nicht zeigen, wie sehr er mich verletzte! Ich würde fröhlich
sein und Spaß haben! Gerade wollte ich den nächsten Becher
Punsch holen, als ich mich irgendwie beobachtet fühlte. Ich
blickte mich um, doch ich konnte niemanden entdecken, der mir
Beachtung schenkte – als mich auf einmal jemand ansprach.
»Hej, ich bin
Bengt. Und wie heißt du?«
»Ich heiße
Sofie«, erwiderte ich. War er es, der mich beobachtet hatte?
Nein, das Gefühl war immer noch da. Ich blickte mich unsicher
um, während sich Bengt etwas wankend vor mir aufbaute.
»Was
macht so ein süßes Mäuschen, wie du denn ganz allein
auf der Party?« Bengt trat ganz nah an mich heran und strich
mir mit seiner rechten Hand an meinem Oberarm entlang. Diese Geste
war mir unangenehm und ich erwiderte hastig: »Ich bin nicht
allein hier.«
»Das sieht
aber ganz so aus«, grinste er anzüglich. »Wir
könnten viel Spaß haben, wir beide!« Er beugte sich
vertrauensvoll zu mir. Sein Atem roch nach Bier und ich trat einen
Schritt zurück.
»Jetzt zier
dich doch nicht, Süße. Willst du vielleicht tanzen?«
»Nein, danke.«
Fieberhaft überlegte ich, wie ich diesen Typen wieder loswerden
konnte, ohne seinen Zorn zu provozieren.
»Sie gehört
zu mir!«, sagte eine kalte Stimme hinter mir, während sich
eine Hand auf meine Schulter legte. Bengt funkelte seinen Nebenbuhler
kurz an, und entschied sich dann aber schnell, das Feld zu räumen.
Er schaute sich um und tat, als hätte er gerade einen Kumpel
gesehen. »Hej Arne, du auch hier«, rief er laut und ging
auf eine Gruppe am Feuer zu.
Ich drehte mich um,
um meinen Retter ins Gesicht zu sehen. Auch wenn ich mir gewünscht
hatte, es wäre Kjell, so war er es leider nicht gewesen, der
mich gerettet hatte. Meine Überraschung hätte jedoch nicht
größer sein können, denn ich blickte in ein bekanntes
Gesicht. Er war ungefähr so groß wie Kjell, hatte
weißblonde Haare und hellblaue Augen, die wie Gletschereis
strahlten und auf mich herabsahen. Es war der Typ, der Lilja und mich
im Café beobachtet und den ich vor kurzem mit der
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