Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen
vor Kjell
stehen und Lilja sagte laut an uns beide gewandt: »Ich glaube,
ich hole mir mal etwas zu trinken.« Damit verschwand sie, nach
einem kurzen Winken, in der Menge.
Kjell und ich
standen einen Augenblick schweigend da. Keiner wusste, was er sagen
sollte. Also ich wusste es jedenfalls nicht Vielleicht wollte er auch
nicht mit mir sprechen, denn sein Blick war verschlossen.
Gerade als das
Schweigen unerträglich wurde, fing er an zu sprechen: »Warum
bist du hier?«
»Das habe ich
dir doch schon gesagt. Ich war mit Lilja verabredet.«
»Nein, warum
bist du jetzt wieder hier bei mir? Ich dachte, wir hätten
geklärt, dass ich nicht an dir interessiert bin. Also warum
lässt du mich nicht endlich in Ruhe?« Fahrig strich er
sich sein Haar zurück.
Ich atmete tief
durch und antwortete so cool wie es mir eben möglich war: »Keine
Sorge, ich werde dich bestimmt nicht mehr belästigen. Hier gibt
es ja noch mehr Leute, mit denen man sich unterhalten kann.«
Mit diesen Worten drehte ich mich um und wollte in Richtung Bar
gehen. Doch Kjell hielt mich zurück.
»Nein, ich
möchte, dass du die Party verlässt. Sofort!« Kjells
Stimme war eindringlich.
»Du hast mir
überhaupt nichts zu sagen. Wir sind nämlich nicht zusammen!
Damit du es nur weißt, mit so einem gefühlskalten Typen
wie dir, wollte ich um nichts in der Welt zusammen sein. Da knutsche
ich lieber mit einem Eisbären!«
Kjell sah für
einen Moment verletzt aus. »Sofie, ich …« Dann
brach er ab und schwieg. Ich wartete einen Moment, aber wenn ich
gehofft hatte, er würde mir endlich erklären, warum er mich
so von sich stieß, so wurde diese Hoffnung enttäuscht.
Es hatte keinen
Sinn. Ich entdeckte Kjells Cousin am Rand der Lichtung und winkte ihm
zu. Kjell folgte meinem Blick und stellte sich mir in den Weg.
»Halte dich
fern von ihm! Er ist ein … ein …«, Kjell suchte
den richtigen Begriff.
»Ein
Aufreißer?«, beendete ich den Satz für ihn.
»Hm, ja,
könnte man so sagen. Jedenfalls ist er nicht gut für dich.«
»Ha,
das musst du gerade sagen!« Ich funkelte ihn an und machte
einen Schritt zurück, so dass ich seinen verführerischen
Duft nicht mehr roch. Ich schüttelte meinen Kopf, um wieder
klarer zu werden, doch all die Erlebnisse und widersprüchliche
Gefühle der letzten Tage, waren einfach zu viel für mich.
Ich spürte, wie eine verhängnisvolle Welle von Emotionen
mich überflutete.
»Du willst
doch nur, dass ich verschwinde, damit du dich an Lilja ranmachen
kannst. Vielleicht kannst du mit ihr ja quer über den See
schwimmen.«
»Was ich
mache, geht dich nichts an!« Er ballte die Hände zu
Fäusten und seine Stimme zitterte. Aber aus irgendeinem Grund
wirkte diese Geste auf mich weniger wütend, als hilflos. Doch
ich wischte dieses Gefühl schnell beiseite. Er hatte mich lange
genug gequält.
Ich
drehte mich um und lief so schnell ich konnte zum Bootssteg. Kjell
lief mir nicht nach. Auf dem Steg rannte ich fast ein Pärchen
um. Doch ich blieb nicht stehen. Ich beeilte mich, mein Boot vom
Anleger zu lösen und fuhr so schnell ich konnte in die Nacht
hinaus.
11.
Kapitel
Ein gewisses Etwas, das den Kreis
schließt
Verdammt!
Ich hatte es verloren. Das konnte doch nicht wahr sein. Unglücke
passieren immer im Dreierpack, hatte ich mal gehört. Erst der
Streit mit Kjell, dann hatte ich mein Handy verloren und was würde
als nächstes kommen? Ich brauchte es unbedingt zurück.
Gerade falls etwas auf der Fahrt passierte. Wenn das Auto liegen
blieb, oder ähnliches. Ich überlegte noch einmal, wann ich
es zuletzt gesehen hatte. Auf der Party hatte es definitiv noch in
der Tasche gesteckt. Ich hatte am Morgen bereits das ganze Haus, das
Boot und den Weg vom Anleger zum Haus abgesucht, aber ohne jeden
Erfolg. Ich erinnerte mich, wie ich bei meinem fluchtartigen Abgang
auf dem Bootssteg in dieses Pärchen hineingelaufen war. Ob mir
das Telefon dabei aus der Tasche gefallen war? Vielleicht lag es noch
auf dem Bootssteg? Vielleicht war es aber auch ins Wasser gefallen.
Ich hatte zwar nichts davon mitbekommen, aber was sagte das schon
aus? Ich war ja völlig durch den Wind gewesen. Vielleicht hatte
auch jemand das Telefon gefunden und eingesteckt. Ich seufzte. Mir
blieb nichts anderes übrig, als mich vor Ort umzusehen. So sehr
mir der Gedanke widerstrebte, ich würde wohl erst Gewissheit
haben, wenn ich nachguckte.
Als ich den Anleger
von Ingers Sommerhaus erreichte, staunte ich nicht schlecht. Auf dem
Grundstück liefen eine
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