Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen
aufgenommen.«
»Sie?!«,
rief ich erstaunt aus. Gleich darauf schämte ich mich.
Sie lachte gackernd.
»Wir werden alle nicht jünger, Herzchen. Aber Marietta war
noch schöner als ich. Komm und sieh es dir selbst an.« Sie
legte die Alben auf den Tisch.
»Sie haben
hier überhaupt keine Fotos von ihr stehen«, bemerkte ich,
während ich wieder Platz nahm.
»Nein, vor
einigen Jahren habe ich die Fotos von Marietta zusammen mit den
Zeitungsartikeln in die Alben gelegt. Ich konnte es nicht mehr
ertragen, jeden Tag und jede Minute in das Gesicht meiner geliebten
Schwester zu sehen und doch zu wissen, dass sie nie wiederkommen
würde. Ich habe die Hoffnung erst vor ein paar Jahren
aufgegeben, dass vielleicht doch noch ein Wunder geschieht.
Sie öffnete das
erste Album und zog ein Foto hervor. »Hier, das ist Marietta.«
Ich nahm das Foto in
die Hand. Auf dem Bild waren zwei junge Mädchen von etwa 16
Jahren zu sehen. Beide sahen sich unglaublich ähnlich, wobei
Brittas Schwester in der Tat noch ein wenig elfenhafter wirkte. Sie
war etwas größer und lächelte strahlend in die
Kamera.
»Sie scheint
sehr glücklich gewesen zu sein«, bemerkte ich.
»Sie
war verliebt! Töricht verliebt!« Brittas Stimme klang
verbittert.
»Waren Sie
eifersüchtig?«, wollte ich wissen.
Mit einem liebevoll
traurigen Lächeln strich Britta über das alte Foto.
»Eifersüchtig?
Auf Marietta?« Britta lachte. »Ich habe meine
Zwillingsschwester über alles geliebt. Wir haben alles zusammen
unternommen. Niemals hätte ich ihr die Liebe eines jungen Mannes
geneidet, auch wenn sie mich ausschloss. Marietta fing an, sich
heimlich davon zu schleichen, um sich mit ihm zu treffen. Sie
erzählte mir nichts mehr. Vorher haben wir jedes Geheimnis
geteilt. Dennoch hätte ich ihr alle Liebe der Erde gewünscht.
Aber Marietta hat sich in den Tod verliebt.«
Ich wusste nicht,
was ich sagen sollte und blätterte das Fotoalbum durch. Dort
waren noch weitere Fotos. Die meisten zeigten die beiden Schwestern,
als kleine Kinder beim Spielen, mit Schulranzen, mit den Eltern im
Garten. Schweigend besah ich mir diese Zeitdokumente, dann entdeckte
ich etwas.
»Was ist das?«
Ich zeigte auf ein Bündel Papier.
»Das sind die
Zeitungsartikel, die sich mit ihrem Verschwinden beschäftigen.
Die meisten aus unserem Lokalblatt. Damals war es eine große
Sache, dass die Polizei die Gegend durchkämmte und mit Netzen
den See absuchte. Unsere Eltern haben sogar eine Suchmeldung in einer
großen schwedischen Tageszeitung veröffentlicht. Schau
mal! Ich habe die Meldung aufgehoben.«
Ich schaute die
vergilbten Zeitungsausschnitte durch. Es wurde über die Suche
und die Familie berichtet. Ein Holzfäller berichtete der
Zeitung, er habe das Mädchen mit einem fremden Jungen im Wald
gesehen. Im letzten Artikel wurde davon berichtet, wie die Polizei
die Suche erfolglos abgebrochen hatte und dass man davon ausging, die
junge Frau wäre mit einem unbekannten Casanova durchgebrannt.
Ich ließ die Zeitungsauschnitte sinken. Britta Janson starrte
traurig auf die Berichte vor uns auf dem Tisch.
»Sie sagten,
sie hat sich in den Tod verliebt. Glauben Sie, dass der Junge, mit
dem sie sich traf, ihr etwas angetan hat?«
Britta nickte
bedächtig.
»Kannten Sie
ihn?«
»Nein, aber
seit damals kenne ich ihn nur zu gut!«, flüsterte sie.
Eine Gänsehaut
überzog meine Arme. »Aber wenn Sie wissen, wer es war,
warum konnte die Polizei nicht nach dem Jungen fanden. Mittlerweile
müsste er ja auch ein alter Mann sein. Wohnt er in der Gegend?«
Britta starrte
weiter vor sich hin. »Die Wälder sind nicht das was sie
scheinen. Hier gibt es Raubtiere.«
»Sie meinen
Wölfe und Bären? Fragte ich verwundert. Was hatte das mit
dem Jungen zu tun, mit dem sich Marietta getroffen hatte?
»Aber
nein, Mädchen. Wölfe und Bären kannst du lange suchen.
Ich meine richtige Raubtiere. Tödliche Raubtiere.«
Ich schüttelte
ungläubig den Kopf. Für einige Zeit hatte die alte Dame auf
mich einen klaren Eindruck gemacht, aber scheinbar war sie doch
einfach nur verwirrt.
»Okay, na ja,
ich denke, ich muss jetzt auch los.« Entschied ich deshalb.
»Nein, nein,
bleib! Ich werde es dir erklären.«
»Hat es denn
mit ihrer Schwester zu tun?«
»Ja, und mit
all den anderen jungen Mädchen, die verschwunden sind. Glaubst
du an Legenden?«, Britta schaute mich nun wieder direkt an.
»Ich
kenne nicht alle schwedischen Legenden«, gab ich zu.
»Das habe ich
nicht gefragt. Ich will wissen,
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