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Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen

Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen

Titel: Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Boyd
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der Fassung befestigt gewesen war, gab es eine Unebenheit. Ich
betrachtete den Hornanhänger im Licht. Da waren tiefe Kratzer
auf der Oberseite. Das musste eine optische Täuschung sein. Ich
lief eilig in die Küche und schaltete die helle
Deckenbeleuchtung ein. Mit einem Kartoffelschälmesser entfernte
ich vorsichtig die Klebereste und hielt den Anhänger ins Licht.
Ich glaubte, das mir jeden Augenblick die Beine weg sacken mussten.
Da stand ganz klar und deutlich in ungelenken, krakeligen Buchstaben
B
E N.
    Ich
zweifelte langsam an meinem Verstand. Wieder und wieder betrachtete
ich den Anhänger und immer wieder sah ich die Buchstaben klar
und deutlich vor mir. Es war nicht so ein Anhänger wie Ben ihn
getragen hatte. Es war Bens Anhänger. Der Anhänger, der mit
meinem Bruder zusammen in der schwarzen Tiefe des moorigen Waldsees
untergegangen war! Wie war Kjell zu dem Anhänger gekommen? Ich
fing an zu zittern. Ich nahm ein Glas aus dem Schrank und goss mir
eine ordentliche Portion Rotwein ein. Hastig nahm ich einen Schluck,
um meine Nerven zu beruhigen.
    ›Weg hier,
nur weg aus diesem Albtraum!‹, waren meine Gedanken.
    Ich griff mir den
Einkaufszettel und meine Geldbörse. Ich würde jetzt meinen
letzten Einkauf beim ICA-Markt tätigen, Rune anrufen und dann
meine Taschen ins Auto laden. Das Haus war soweit fertig geputzt. Ich
wollte noch heute losfahren.

12.
Kapitel
Manche Legenden
können lebendig werden

    Ich rauschte im
ICA-Markt durch die Gänge und warf hastig alles in den
Einkaufswagen, was ich brauchte. Weiches schwedisches Brot und Käse
für meine Reiseverpflegung, sowie einige Getränkedosen
fanden so ihren Weg in meinen Einkaufswagen. Nachdem ich die Kasse
passiert hatte, steuerte ich den Wagen an die Seite, um in Ruhe
einzupacken. Dabei fiel mein Blick auf eine Pinnwand mit lauter
bunten Zetteln, in denen Kunden etwas zum Verkauf anboten oder
bestimmte Dinge suchten. Da suchte jemand ein gut erhaltenes
Campingzelt, es wurde ein Kinderbett angeboten und Katzenbabys wurden
für 500 Kronen Schutzgebühr an liebevolle Halter abgegeben.
Dazwischen hing eine DIN-A4 große Suchmeldung. Lilja lächelte
mir von einem Schwarz-Weiß-Foto entgegen. Meine Augen füllten
sich mit Tränen und ich ließ die Käsepackung sinken,
die ich in der Hand hielt. Ich nahm die Suchmeldung von der Pinnwand
und betrachtete sie. ›Oh, Lilja, was ist nur mit dir
passiert?‹ Ich wollte das Blatt gerade wieder zurückhängen,
da erblickte ich eine weitere Meldung. Ein anderes Mädchen
schaute mir keck entgegen. Sie hatte Sommersprossen und rotblonde
Haare. Darüber stand:
    Vermisst!
Wir suchen unser Tochter Ida Pettersson. Wer hat sie gesehen?
Hinweise bitte an unten stehende Rufnummer. Belohnung!

    Pettersson,
es war zwar ein durchaus gewöhnlicher schwedischer Nachname,
aber mir war so, als hätte ich ihn schon mal gehört. Ich
musste an das Gespräch der beiden Frauen an meinem Ankunftstag
in Vaggeryd denken. Doch ich konnte mich nicht mehr mit Sicherheit
erinnern. Während ich überlegte, fing ich, einer inneren
Eingebung nach an, die vielen Zettel zu durchsuchen. Anscheinend
wurde die Pinnwand nicht regelmäßig aussortiert. Viele
Suchanzeigen und Angebote waren schon älter. Die Zettel hingen
wie Kalenderblätter übereinander. Ich entfernte die oberen
und kümmerte mich nicht um die Kassiererin, die mich kritisch
beäugte. Was ich fand, ließ mir den Atem stocken. Immer
wieder tauchten in regelmäßigen Abständen
Vermisstenmeldungen auf. Es handelte sich dabei ausschließlich
um junge Frauen und Mädchen. Sechs Meldungen konnte ich auf
dieser Pinnwand finden und vielleicht waren das nicht einmal alle.
    »Sie sind alle
verschwunden. Alle, und keine ist jemals wieder aufgetaucht«,
die leise krächzende Stimme hinter mir ließ mich
herumfahren. Britta Janson stand dort und schaute mit trüben
Augen auf die Pinnwand.
    »Aber du bist
noch da. Das ist verwunderlich. Solltest du …, nej …«,
sie schüttelte den Kopf.
    »Meine
Freundin ist verschwunden«, sagte ich und hielt ihr das Blatt
mit Liljas Bild entgegen. »Kennen Sie sie? Wissen Sie
vielleicht etwas?«
    Die alte Frau
lächelte traurig und schüttelte den Kopf. »Akta dig.
Du solltest von hier fortgehen, bevor du doch noch verschwindest.«
    Dann wollte sie sich
zum Gehen wenden. Ich griff nach ihrem Arm, um sie aufzuhalten.
»Nein, bitte, Frau Janson, warten Sie. Sie müssen mir
helfen. Sie wissen doch etwas, oder nicht? Sagen Sie mir, was Sie von
den

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