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Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen

Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen

Titel: Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Boyd
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plötzlich ausgerechnet an sie denken musste,
war mir schleierhaft. Aber irgendwie schien das alles
zusammenzupassen. Auch, wenn ich die Verbindung nicht fand. So viele
seltsame Dinge waren in den letzten Tagen geschehen und dann noch die
Leiche im Schilf. Ob der Tote wirklich Opfer des entsprungenen
Häftlings geworden war? Der konnte jedenfalls nicht für
Liljas Verschwinden verantwortlich sein. Ich dachte wieder an Kjell.
Ich sah vor meinem geistigen Auge, wie er so vertraut mit Lilja
zwischen den Kiefern gestanden hatte. Die Erinnerung gab meinem
Herzen einen kleinen Stich. Kjell hatte mir immer noch nicht
verraten, warum er von meinem Ärger mit der Polizei wusste.
Hatte Lilja ihm davon erzählt? So musste es sein. Trotzdem
erklärte es sein seltsames Verhalten nicht. Warum wechselte
seine Stimmung wie der Wind auf dem Sandsjön?
Wer war der mysteriöse andere Typ gewesen, mit dem sich Kjell am
Strand gestritten hatte? War er vielleicht doch ein Mitglied dieser
Sommerhaus-Bande? Hatte er deshalb von meinem Zusammentreffen mit der
Polizei gewusst? Hatte Lilja etwas herausgefunden und Kjell sie
deshalb verschwinden lassen? Er hatte behauptet, er wäre nicht
mit ihr schwimmen gewesen. Aber auf meine Frage, ob er ihr etwas
angetan habe, hatte er geschwiegen. Nein, das war doch alles viel zu
weit hergeholt. Ich konnte einfach nicht glauben, dass Kjell Lilja
etwas angetan haben konnte. Aber was wusste ich schon von ihm? Ich
wusste, dass er unglaublich sexy und charmant sein konnte. Aber im
nächsten Augenblick konnte er ebenso kalt und beängstigend
aufbrausend sein. Das war nicht gerade viel und schloß nicht
aus, dass er ein Mörder sein konnte. Es machte ihn sogar
ziemlich verdächtig. Meine Gedanken drehten sich im Kreis und je
mehr ich nachdachte, desto klarer wurde mir, dass mir die
entscheidenden Antworten auf meine Fragen fehlten. Irgendwann musste
ich über meine Grübbeleien eingeschlafen sein, denn ich
träumte. Ich träumte von einer Leiche im Schilf mit langen
blonden Locken und einem rotem Pullover. Sie bewegte sich im Spiel
der Wellen auf und ab.
    Ich schrak aus dem
Albtraum hoch. Vor mir am Ufer lag mein Ruderboot. Es war an einer
Birke festgebunden. Die Riemen lagen ordentlich im Boot, aber von
Kjell war weit und breit nichts zu sehen. Meine Glieder waren etwas
steif als ich aufstand und auf das Ruderboot zuging. Wenn ich gehofft
hatte, wenigstens eine Nachricht von Kjell im Boot vorzufinden, so
wurde auch diese letzte Hoffnung zerstört. Er war einfach
verschwunden, ohne mich zu wecken und hatte das Boot ohne Nachricht
für mich zurückgelassen. Und das war genaugenommen auch
eine klare Nachricht.
    Ich band das Boot
los und stieg ein. Dann stieß ich mich mit Hilfe des Ruders ab
und ruderte zurück zum Sommerhaus.
    Diesmal weinte ich
nicht. Ich fühlte mich dennoch scheußlich. Mein Herz hatte
sich wund geliebt, an diesem so widersprüchlichen Jungen und es
war definitiv an der Zeit, mit meinem ursprünglichen Plan
fortzufahren und meine Zelte abzubrechen. Ich hätte in ein paar
Tagen sowieso fahren müssen, obwohl ich am liebsten so lange
geblieben wäre, bis das Verschwinden von Lilja aufgeklärt
war. Doch ob sich diese Angelegenheit bis zum nächsten
Donnerstag, dem letzten Termin für den mein Fährenticket
galt, klären würde, wagte ich zu bezweifeln.
    Es war einfach
schrecklich fort zu fahren, ohne noch einmal mit Lilja sprechen zu
können. Mir war klar, dass ich nie erfahren würde, was aus
ihr geworden war, wenn ich nun abreiste.
    Kurz überlegte
ich, ob ich versuchen sollte, Liljas Oma zu kontaktieren. Aber ich
wusste weder wo sie genau wohnte, noch wie sie es aufnehmen würde,
wenn eine völlig Fremde plötzlich auftauchte, um mit ihr
über Lilja zu sprechen. Vermutlich würde die misstrauische
alte Lady mich für sehr verdächtig halten und sofort die
Polizei informieren. Ich würde also mit der Ungewissheit leben
müssen. Aber Lilja hatte ja meine Mobiltelefonnummer. Wenn es
ihr gut ging, würde sie sich vielleicht bei mir melden. Ich zog
den Reizverschluss der Jackentasche auf und nahm das Handy raus.
Hoffentlich funktionierte es noch. Ich suchte das Ladekabel und
steckte es ein. Tatsächlich das Telefon lud. Vielleicht hatte
ich Glück und es war eine Nachricht von Lilja drauf.
    Als
ich die Jacke hob um sie wieder auf zu hängen, fiel ein weiterer
Gegenstand auf den Boden. Es war der Kettenanhänger. Ich hob ihn
auf und drehte ihn zwischen den Fingern. An der breiten Seite, wo er
in

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