Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen

Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen

Titel: Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Boyd
Vom Netzwerk:
verantwortlich war.
    »Wo sind all
die vermissten Mädchen geblieben? Wo ist Lilja?«,
verlangte ich deshalb zu wissen.
    »Du wirst
nicht aufhören zu fragen, bis du die ganze Geschichte kennst,
nicht wahr?« Kjells Stimme klang plötzlich erschöpft.
    »Nur
einmal will ich die reine Wahrheit von dir hören«,
erwiderte ich beherrscht. »Keine Ausflüchte mehr.«
    »Wir sind
Wassergeister!« Kjell zuckte die Schultern, als wäre diese
Aussage allein schon Erklärung genug, fuhr dann aber fort: »Wir
leben von den Seelen der Mädchen, die wir uns holen. Wir bringen
sie dazu, sich in uns zu verlieben und dann, wenn der richtige
Zeitpunkt gekommen ist …, dann nehmen wir sie mit in den See.«
    »Ihr nehmt sie
mit in den See?« fragend sah ich ihn an, nicht sicher, ob ich
die Antwort wirklich hören wollte.
    »Es muss im
Wasser geschehen, nur dort können wir uns nähren. Wenn die
Mädchen uns voller Liebe küssen und uns ihr Herz
anvertrauen, ziehen wir sie in die Tiefe. Während sie ertrinken,
atmen wir durch den Kuss ihre Seelen ein, die sie uns in
leidenschaftlicher Hingabe schenkten.«
    Mir lief ein kalter
Schauer über den Rücken. Plötzlich erkannte ich die
ganze Wahrheit. »Das Vollmondbaden!«, entfuhr es mir.
»Unser Kuss!« Eine eisige Klammer legte sich um mein
Herz. »Du wolltest mich tatsächlich töten, in dieser
Nacht.« Meine Stimme zitterte, während ich gegen die
Erkenntnis ankämpfte.
    Er nickte. »Ja,
ich wollte dich in den See holen, oder besser gesagt, ich musste.
Aber ich konnte es nicht.« Er streckte die Hand aus und fuhr
mir sanft über das Gesicht und zeichnete meine Lippen nach. »Ich
war wirklich böse auf dich, Sofie!«
    »Warum
auf mich? Du
wolltest mich in den See holen und warst sauer auf mich?«
    »Du solltest
dich in mich verlieben, aber dann … Was hast du mit mir
gemacht? Ich war nicht fähig, dich in die Tiefe zu zerren.
Dieser Kuss, der Geschmack deines Mundes … Ich wollte dein
Herz und deine Seele aufnehmen, aber ich wollte auch, dass es nie
mehr aufhört!«
    »Deshalb hast
du mich wieder an Land gebracht. Aber warum warst du hinterher so
gemein zu mir?«, fragte ich, bemüht zu verstehen, was
Kjell mir gerade gestand.
    »Ich konnte
nicht verstehen, warum ich nicht fähig gewesen war, dich
hinabzuziehen. Ich wusste nur eines, du musstest fort, damit weder
ich, noch einer aus meiner Familie dir gefährlich werden konnte.
Und dass einer von ihnen dir etwas tun würde, war sicher,
nachdem ich dich nicht geholt hatte. Es war die einzige Möglichkeit.«
Kjell fuhr sich durch die Haare und wirkte das erste Mal seit ich ihn
kannte unsicher.
    »Du wolltest
mich von dir forttreiben?« Ich hatte plötzlich einen Kloß
im Hals.
    »Sieh mich an,
Sofie!« sagte er mit dunkler sanfter Stimme. »Bitte, ich
…, ich bin nicht gut in so was ….«, Kjell stockte
und dann berührte er mit seinen Lippen die meinen. Erst sanft
und dann immer drängender. Ich wollte den Kopf wegdrehen. Wollte
ihm nicht nachgeben, doch ich konnte nicht. Ich öffnete meine
Lippen etwas und ließ seinen Kuss zu. Er küsste mich
zuerst sanft und dann immer fordernder. Seine Arme umschlangen mich,
als wollte er mich nie wieder loslassen. Ich drückte mich gegen
seinen Körper und versank fast ganz in diesem Kuss. Mein
Herzschlag beschleunigte sich. Ich atmete seinen Atem und fuhr mit
den Fingern durch seine dunklen Haare. Dann kam ich plötzlich
zur Besinnung. Ich küsste einen Mörder! Schnell versuchte
ich mich von ihm zu lösen. Er zog mich nur noch fester in seine
Arme.
    »Nein, ich
kann das nicht«, wehrte ich mich nun gegen ihn. Langsam wurde
mein Verstand wieder klar. Ich konnte doch keinen Mörder lieben,
oder? »Wassergeist hin oder her, du hast all diese Frauen
umgebracht«, rief ich verzweifelt.
    Kjell lies mich los
und schüttelte den Kopf. »Nein, nicht alle. Nur wenige. So
oft brauche ich keine Seele. Aber wir sind eine recht große
Familie.«
    »Und was war
mit Lilja?« hakte ich nach.
    »Ich sagte dir
bereits, ich habe nichts mit ihrem Verschwinden zu tun.«
    Ich hatte immer noch
Zweifel. »Aber ich habe dich mit ihr auf dem Fest gesehen. Das
sah so aus, als wolltest du sie bezirzen.«
    »Okay, ich
gebe es zu. Ich wollte sie holen. Statt dir. Ich brauchte einen
Ersatz. Aber ich war es nicht. Ich musste doch aufpassen, dass du gut
über den See kommst. Ich bin dir im Wasser gefolgt, weil ich
Angst hatte, mein Cousin würde dir etwas antun. Als ich
zurückkam war deine Freundin nicht mehr da. Ich dachte

Weitere Kostenlose Bücher