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Klagelied der Sterne: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 2

Klagelied der Sterne: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 2

Titel: Klagelied der Sterne: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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sicher, Mr Mallory. Wenn Sie auf den Flur schauen, sehen Sie vielleicht nicht viel, und wenn Sie aus dem Fenster blicken, sehen Sie noch weniger; aber wenn jemand bis zu Ihnen vordringen wollte, brauchte er eine stärkere Bewaffnung, als die Pitar oder jede andere Spezies sie besitzen.« Ihr Lächeln wirkte weder gezwungen noch künstlich. »Augenblicklich sind Sie wahrscheinlich der bestbeschützte Mensch in diesem Teil des Orion-Arms, Mr Mallory. Selbst die Mitglieder des Weltrats werden nicht so gut bewacht wie Sie.«
    »Dann glauben Sie mir also.« Vielleicht hatte Nadurovina nicht das Sagen, aber sie benahm sich so, daher richtete Mallory seine Aufmerksamkeit zum Teil auf sie. Seine restliche Aufmerksamkeit galt Irene Tse, ob sie sich dessen nun bewusst war oder nicht.
    »Wir glauben, dass Sie etwas beobachtet haben. Wir glauben, dass eine mächtige und feindliche Spezies für das Massaker an den Menschen auf Treetrunk verantwortlich ist. Ob wir mit beiden Annahmen Recht haben, können wir nicht von der Aussage eines Mannes abhängig machen, den man im All gefunden hat, dem Tode nahe und von Sinnen.« Nun wirkte ihr Lächeln schief. »Sicherlich wissen Sie es zu schätzen, dass meine Kollegen und ich, die wir diese Angelegenheit aufklären sollen, so vorsichtig vorgehen.«
    »Befragen Sie die Pitar!«, schleuderte Mallory ihr entgegen. »Drängen Sie sie in die Ecke, setzen Sie sie unter Druck! Fragen Sie sie, was sie mit menschlichen Organen wollen und beurteilen Sie dann, wie sie reagieren!«
    Ein molliger Mann in Zivilkleidung, der bislang geschwiegen hatte, drängte sich vor. »Mein Name istjenju Burriyip. Ich repräsentiere den Weltrat.« Er verzog die Lippen zu einem Lächeln. »Einer der wenigen, die über Sie informiert wurden. Bitte sagen Sie mir, Mr Mallory, wie soll ich den Abgesandten einer Spezies gegenübertreten, die bislang sympathisch und gutmütig war, und höflich fragen, ob sie eventuell mal einen schlechten Tag hatten und sechshunderttausend meiner Mitmenschen abgeschlachtet haben?«
    »Woher soll ich das wissen?«, bellte der Patient knapp. »Ich bin kein Diplomat.«
    Burriyip nickte ernst. »Genau das meine ich ja, Mr Mallory. Falls, und bitte lassen Sie es mir durchgehen, wenn ich ›falls‹ sage, also, falls Ihre Geschichte auf Ihren Geisteszustand, Ihre körperlichen Mangelerscheinungen oder auf eine andere Form von veränderter Wahrnehmung zurückzuführen ist und wir die Pitar zu Unrecht beschuldigen, dann riskieren wir, einige nette, nützliche neue Freunde zu verlieren. Wenn sich Ihre Geschichte herumspricht, könnte unsere Regierung gestürzt werden.«
    »Hören Sie mir mal zu!« Mallory sprach langsam und bedächtig. »Die Pitar sind nicht nett. Und sie werden niemals ›nützlich‹ sein. Sie haben sechshunderttausend Männer, Frauen und Kinder umgebracht, und welche verderbten Gründe sie dafür hatten, weiß ich nicht. Falls sie so eine Gräueltat zum ersten Mal begangen haben und nie wieder begehen müssen, weil sie jetzt bekommen haben, was sie wollten, dann haben sie sogar etwas noch viel Schlimmeres vollbracht: Sie sind ungeschoren damit davongekommen.«
    Burriyip ließ sich nicht erweichen. »Ich sagte, ›falls‹, Mr Mallory. Niemand will Ihre Theorie völlig verwerfen.«
    »Herrgott noch mal, das ist keine Theorie!« Er sah aus, als würde er wieder in Tränen ausbrechen, riss sich aber zusammen. Der Mann mit dem Injektor hielt sich bereit. »Dann werden Sie die Pitar nicht darauf ansprechen?«
    Das Ratsmitglied seufzte schwer. »Es tut mir Leid, Mr Mallory, aber ein ganzes Volk des interspeziären Völkermords zu bezichtigen, aufgrund der Aussage eines einzigen Mannes… Das können wir nicht. Das müssen Sie verstehen. Es braucht Ihnen nicht zu gefallen, aber verstehen müssen Sie’s.«
    »Ich weiß nur eins: Wenn Sie nichts unternehmen, wird die Menschheit in den kommenden Jahren ihre Beziehungen zu den Pitar immer mehr verbessern - zu dem schlimmsten Feind in ihrer gesamten Kulturgeschichte! Nur werden die Pitar diejenigen sein, die am lautesten lachen. Falls sie überhaupt lachen können.«
    »Wir werden etwas unternehmen, Mr Mallory.« Nadurovina gab sich größte Mühe, ihn zu beruhigen. »Wir werden herausfinden, wer lügt und wer die Wahrheit sagt.«
    »Und vor allem«, fügte Rothenburg hinzu, »werden wir herausfinden, wer oder was für die Bluttat auf Argus V verantwortlich ist.«
    »Aber nur, wenn Sie den richtigen Leuten die richtigen Fragen stellen.«

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