Klagelied der Sterne: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 2
hatte sich dem weit größeren Menschen bis auf Armeslänge genähert. »Der Fall das wäre, absuchen würden die Menschen sicher die Monde und die Planetenoberfläche nach ihrem verlorenen Kameraden. Und unser Schiff informiert hätten sie bei unserer Ankunft darüber, dass vermisst einer der ihren wird.«
»Kommunikation der Schlüssel ist«, bemerkte EinunddreißigSohn. »Sobald kommunizieren wir können mit dem Menschen, er uns beantworten kann all diese Fragen.«
Zum zweiten Mal streckte ZwölfSohn dem Menschen den Arm entgegen; dieses Mal packte er das Wesen beim Arm. Der behelmte Kopf fuhr heftig herum, und die UnopPatha sahen, dass die Gesichtsöffnung des Menschen wieder aufklaffte und sich bewegte. Doch blieb er nach wie vor stehen, rücklings an die Wand gepresst.
Verwirrt trat ZwölfSohn zurück und bemerkte, dass sein Kopilot sich einige Schritte zurückgezogen hatte und den Menschen stumm anstarrte. »Was ist losjetzt?«
Es dauerte einen Moment, ehe EinunddreißigSohn reagierte. »Der Transmissionsempfänger in deinem Anzug. Schalte aus die interne Kommunikation und gehe auf Frequenz …«, er blickte auf das Display über dem Tastenfeld, auf dem er einige Tasten gedrückt hatte, »… achtzigsechs Punkt drei Strich elf.«
»Warum? Welchen Sinn das hat?« ZwölfSohn sah von seinem Freund wieder zu dem reglosen Menschen auf. »Etwa du meinst, dass du ihn kannst verstehen?«
»Ja.« EinunddreißigSohns Worte waren kaum zu hören. »Ja, ihn verstehen kann ich. Hör nur, und du ihn auch verstehen wirst.«
Verwirrt und ein wenig zornig stellte ZwölfSohn seine Anzugs-Kommunikation so ein, wie sein Gefährte es ihm aufgetragen hatte. Als er die angegebene Frequenz einstellte, gellte die Stimme des Menschen in seinen Ohren wieder, und er begriff, dass EinunddreißigSohn ihm die Wahrheit gesagt hatte. Er konnte den Menschen tatsächlich verstehen.
Schreien er tat.
11
» Was behaupten die?«
Da man der Ordonanz nicht befohlen hatte, sich zu rühren, blieb sie in Habachtstellung im Vorraum stehen, umgeben von viktorianischen Antiquitäten, dem bevorzugten Dekor der Kommandeurin. »Sie behaupten, einen Menschen vom inneren Mond gerettet zu haben. Sie sagen …« Der Ordonanzoffizier blickte auf das Display seines Lesegeräts und überflog den Bericht noch einmal, um sicher zu gehen, dass er alles richtig wiedergab, »…sie haben einen lebenden Menschen in einem einzelnen kleinen Schiff auf der Rückseite des Monds gefunden. Abgesehen davon, dass er am Leben sei, könnten sie nichts über seinen Zustand sagen, aber sie vermuten, dass sein Zustand kritisch sei.«
»Das ist absurd.« Während Kommandeurin Lahtehqja sprach, schloss sie die Verschlüsse an den Seiten ihrer leichten Dienststiefel. »Weder wir noch die Shaka vermissen ein Crewmitglied, und ich wäre ziemlich verärgert, wenn ich herausfinden müsste, dass nicht alle Shuttles und Rettungsboote genau da sind, wo sie hingehören. Ich weiß, dass die Besatzungen sich sehr langweilen, aber falls jemand einen unautorisierten Ausflug gemacht hat, wird er sich noch wundern!«
Mitjedem Satz war die Stimme der Kommandeurin leiser geworden. Die Ordonanz stand stocksteif da, den Blick starr geradeaus gerichtet. Der Mann wusste, was es bedeutete, wenn die Kommandeurin leise sprach: Dann war sie, im Gegensatz zu manch anderem Offizier, sehr wütend. Wenn man sich anstrengen musste, um Lahtehqja zu verstehen, war es an der Zeit, sich ein Loch zu suchen, in das man sich verkriechen konnte.
Er machte auf dem Absatz kehrt und folgte ihr, als sie das Kommandeursquartier verließ und sich auf den Weg zur Brücke machte, mit den gleichen langen, entschlossenen Schritten, die sie damals auf der Akademie zum Quintathlet-Champion gemacht hatten. Die Besatzungsmitglieder, denen sie begegneten, ließen alles stehen und liegen, womit sie gerade beschäftigt waren, um Haltung anzunehmen und zackig zu salutieren. Lahtehqja erwiderte pflichtschuldig die Ehrenbezeugungen. Jeder, der geglaubt hatte, dass die Kontroll- und Untersuchungsmission auf dem unglückseligen Treetrunk wie ein Spaziergang durch Aerogel sein würde, hatte sich offenbar nicht bewusst gemacht, wie die Kommandeurin, unter der sie augenblicklich dienten, hieß.
Ein Lift brachte die beiden zum kuppeiförmigen Kommandostand, der ungefähr auf dem vorderen Mittelteil des großen Schiffs lag. Weit vorne dominierte der riesige Projektionsfächer des KKAntriebs das Blickfeld. Dahinter füllte Treetrunk, die
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