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Klagelied der Sterne: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 2

Klagelied der Sterne: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 2

Titel: Klagelied der Sterne: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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der sich ein Patient auf der Krankenstation behandeln lassen wollte.
    Doch dieses Mal lächelte er nicht. Lahtehoja sah es nicht gern, wenn Unsicherheit und Verwirrung die Gesichter ihrer Untergebenen beherrschten. Noch weniger mochte sie es, wenn sich diese Gefühle im Gesicht ihres normalerweise fröhlichen Chefarztes widerspiegelten.
    »Ich kann Ihnen die Diagnose am Gesicht ablesen.« Sie seufzte. »Klären Sie mich auf!«
    Holomusa schaute auf sein Lesegerät hinab. »Ein Mann anglo-ozeanischer Abstammung, einen Meter zweiundsiebzig groß, einundfünfzig Kilo schwer.« Als er den fragenden Blick der Kommandeurin sah, fügte er hinzu: »Das reduzierte Körpergewicht scheint nicht zu seinem Körperbau zu passen. Seine erschlaffte Muskulatur lässt grundsätzlich darauf schließen, dass sein Normalgewicht weit höher liegt. Man muss kein Arzt sein, um auf den ersten Blick zu erkennen, dass seine Gesundheit gelitten hat - seine geistige wie körperliche. Mit anderen Worten: Sein Nervensystem musste einen Schock verarbeiten, und er ist unterernährt. Natürlich verstärkt das eine Leiden nur die schädliche Wirkung des anderen.« Der Chefarzt schluckte. »Nachdem ich ihn nun untersucht habe, muss ich sagen, es ist ein Wunder, dass er nicht in schlimmerer Verfassung ist. Eingedenk seines Zustandes bin ich überrascht, dass er überhaupt noch lebt.«
    »Wieso ist er Ihrer Ansicht nach noch am Leben, Ben?«, fragte vaan Leuderwolk.
    Der Sanitätsoffizier machte eine unverbindliche Geste mit seinem Lesegerät. »Das fragen Sie ihn besser selbst. Ganz sicher nicht, weil er sich ausgewogen ernährt hat. Er weist eine beeindruckende Zahl an Mangelerscheinungen auf.« Er deutete mit dem Kopf auf die Genesungskabine. »An Vitaminmangel leidet er allerdings nicht. Aber so hilfreich Pillen auch sein mögen, sie sind kein Ersatz für feste Nahrung.«
    Lahtehoja wandte sich der stillen, verschlossenen Kabine zu, in der ihr mysteriöser Besucher lag. »Päppeln Sie ihn momentan auf?«
    »Sozusagen.« Holomusa kicherte leise. »Er bekommt unablässig Dermaltransfusionen.«
    Vaan Leuderwolk nickte wissend. »Wann wird er wieder in der Lage sein, sich aufzusetzen und feste Nahrung zu sich zu nehmen?«
    »Genau, und wann können wir mit ihm reden?« Lahtehoja musste an sich halten, um die Unterhaltung nicht in die Genesungskabine zu verlegen. Sie mochte die Kommandeurin der vor Ort stationierten Streitkräfte sein, doch auf der Krankenstation hatte Holomusa das Kommando.
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte der Chefarzt ehrlich.
    Die Kommandeurin biss die Zähne zusammen, eine Angewohnheit, die sie nie hatte ablegen können. »Das ist nicht die Art von Antwort, die ich von meinen Offizieren hören will. Ich lasse mich nicht auf Ungewissheiten ein.«
    »Meinen Sie, mir gefällt das?« Von allen Besatzungsmitgliedern der Ronin war der Chefarzt einer der wenigen, die sich nicht von der Kommandeurin einschüchtern ließen. »So unspezifisch meine Diagnose auch sein mag, so lautet sie nun mal. Der Mann liegt im Koma. Ich werde nicht versuchen, ihn gewaltsam daraus zu wecken. Wenn Sie ihn Anstrengung aussetzen, verlieren wir ihn vielleicht.«
    Wie immer lag Lahtehoja eine scharfe Entgegnung auf der Zunge. Doch statt sie dem ungerührten Arzt ins Gesicht zu schleudern, seufzte sie wieder und blickte zur Decke. »Also schön, Ben. Sie bestimmen, wo’s langgeht! Berichten Sie uns davon, was Sie an Bord des unathischen Schiffs erlebt haben!«
    »Sie haben uns zu dem Raum gebracht, in dem sie ihn untergebracht hatten.« Holomusas Ton klang nüchtern und professionell, aber vaan Leuderwolk sah dem Arzt an, dass das Erlebnis an Bord der Außerirdischen ihn erschüttert hatte. »Er lag zusammengerollt in einer Ecke, noch nicht ganz so wie ein Fötus, aber auf bestem Wege dazu. Als ich sah, in welchem Zustand er war, habe ich den andren befohlen, im Korridor zu bleiben, außerhalb seiner Sichtweite. Ich bin kein großer Mann, aber die UnopPatha sind viel kleiner, und ich musste mich sehr tief bücken, um durch die Tür zu passen.«
    »Wie hat er reagiert, als sie ›seinen‹ Raum betreten haben?«, fragte Lahtehoja. Ihr Tonfall klang monoton, unemotional, analytisch.
    »Er fing an zu jammern«, antwortete der Arzt ihr ohne Umschweife. »Ich habe schon verstörte Männer und Frauen gesehen, die einen schweren psychischen Schock erlitten hatten und mit bloßen Händen Fluchtlöcher in den Fußboden oder in die Wände ihrer Zellen graben wollten. Aber

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