Klagelied der Sterne: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 2
darauf dargestellten Informationen. »Wir mussten die Übertragung dreimal abspielen, um sicher zu gehen, dass wir sie richtig verstanden haben.« Er belächelte die wartenden, neugierigen Außerirdischen. »Ihre Kommunikationstechnik ist ziemlich primitiv.«
»Offenbar ist sie gut genug, um diese Person aufzuspüren, was weder wir geschafft haben noch einer unserer Vorgänger in diesem System.«
Das Lächeln des Experten verschwand augenblicklich. »Natürlich wollen Sie ihn zu uns transferieren, aber sie sagen, das könnten sie nicht.«
Lahtehoja zog die markanten Augenbrauen zusammen und senkte die Stimme ein wenig. »Warum nicht?«
Rasch antwortete der junge Mann: »Die UnopPatha sagen, sobald sie es versuchen, leistet er Widerstand - aufgrund ihrer Beschreibung nehmen wir an, dass die fragliche Person männlich ist. Manchmal wird er sogar gewalttätig.«
Die Kommandeurin nickte verständnisvoll. »Und die UnopPatha befürchten, dass er einen von ihnen verletzen oder ihr Schiff beschädigen wird. Das kann ich nachvollziehen, vor allem angesichts des Größenunterschieds zwischen unseren Spezies.«
»Verzeihung, Ma’am, aber das ist nicht der Grund«, widersprach der Experte in entschuldigendem Ton. »Sie sagen, dass sie ihn auf ihrem Schiff in sicherem Gewahrsam haben, aber sie befürchten, dass er sich selbst verletzen wird.«
»Hm.« Lahtehoja blickte die neugierigen, eindeutig ehrfürchtigen Besucher mit neuem Respekt an. »Nun, wir mögen zwar nicht viel über die UnopPatha wissen, aber eines haben wir jetzt gelernt: Sie kennen Mitleid. Das ist für mich eine gute Basis für die Zusammenarbeit mit einer fremden Spezies. Fragen Sie sie, ob sie unserem medizinischen Personal gestatten, ihr Schiff zu betreten und die Person abzuholen, die sie freundlicherweise gerettet haben.«
Der Experte nickte und wandte sich den Besuchern zu. Während er durch den Translator sprach, den er sich um den Hals gehängt hatte, ging er in die Hocke, um sein Gesicht annähernd auf Augenhöhe der Besucher zu bringen - und um weniger einschüchternd zu wirken.
Es dauerte eine Weile, da der Experte immer wieder den Übersetzungsmodus seines Translators umschalten musste, je nachdem, ob er oder einer der Außerirdischen sprach. Zwar sprachen einige Leute an Bord Hoch-Thranx oder Pitar, aber niemand beherrschte Unathisch. Das war bislang auch nicht nötig gewesen.
Schließlich erhob sich der Experte wieder. Seine zufriedene Miene sprach Bände. »Sie sagen, dass sie nichts dagegen haben, schlagen aber vor, dass wir bei der Auswahl der Leute, die wir auf ihr Schiff schicken wollen, auf deren Körpergröße und Fachkompetenz achten sollten.«
»Wie aufmerksam von ihnen.« Die Kommandeurin wandte den Kopf in vaan Leuderwolks Richtung. »Trommeln Sie mir einige körperlich kleine Ärzte und Krankenschwestern zusammen und lassen Sie sie hier antreten! Wir wollen uns mal ansehen, was diese Leute gefunden haben.« In weniger autoritärem Ton fügte sie hinzu: »Wie zum Teufel kann ein einzelner Mensch ausgerechnet hier draußen stranden, und wo zur Hölle kommt er her?«
»Da bin ich genauso neugierig wie Sie, Ludmilla.« Der Captain sah zu, wie die kleinen Außerirdischen wieder ihre primitiven Anzugshelme aufsetzten. »Wer wäre das nicht?«
Es dauerte mehrere Stunden, das eilig zusammengestellte medizinische Team zum unathischen Schiff zu transportieren und wieder zurückzubringen. Das Team wurde mit einigen Begleitschiffen der Ronin hinübergeflogen - nicht weil Lahtehoja und vaan Leuderwolk den offenkundig harmlosen UnopPatha misstraut hätten, sondern weil die Transporter, die die Außerirdischen freundlicherweise anboten, selbst für die speziell ausgesuchten kleinen Mediziner und Helfer zu wenig Platz bot.
Lahtehoja war wieder auf die Brücke zurückgekehrt und hatte sich um die normalen Alltagspflichten ihres Sonderkommandos gekümmert, als man sie schließlich davon unterrichtete, dass das medizinische Team zurückgekehrt sei. Gemeinsam mit vaan Leuderwolk übergab sie dem Ersten Offizier das Kommando über die Ronin, dann nahmen sie einen Express-Lift zur Krankenstation. Lieutenant Colonel Holomusa, der Chefarzt, erwartete sie im Aufnahmeraum. Mit dem Gesicht und dem Körperbau einer Totengräber-Karikatur gestraft, hatte er schon vor langem dazu Zuflucht genommen, seine ansonsten traurig wirkende Miene mit Makeup aufzufrischen. Dessen ungeachtet war er ein beschwingter und lustiger Geselle, genau die Sorte Arzt, von
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