Klagelied der Sterne: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 2
Kopf, im Gesicht und im Nacken zu Berge stand. EinunddreißigSohn schaute nach links und deutete auf etwas. »Du meinst, genug Platz für uns drei hier drinnen ist!«
Eine Gestalt löste sich aus den Schatten. Sie näherte sich den entsetzten UnopPatha, bis sie schließlich vor ihnen aufragte. ZwölfSohn war zu verängstigt, als dass er sich hätte vor- oder zurückbewegen oder in ein Versteck krabbeln können. Die geisterhafte Erscheinung war etwa viermal größer als ein UnopPatha und hatte einen ähnlich aufgebauten Körper: zwei Arme, zwei Beine, die allerdings viel länger waren. Das, was ZwölfSohn und sein Kopilot von dem Menschengesicht hinter der Helmglocke erkennen konnten, war beinahe so struppig wie das Gesicht eines UnopPatha, doch waren die Augen viel kleiner und der Mund größer. Während die beiden UnopPatha immer mehr Details im matten Licht erkannten, entspannten sie sich nach und nach.
Es war ein Mensch. Dann war das hier ein Menschenschiff - das nahmen sie jedenfalls an. Aber wo war der Mensch hergekommen und warum war er ganz allein? Falls das hier ein Forschungsschiff war, das einen Abstecher von einem der beiden Kriegsschiffe im Planetenorbit gemacht hatte, müssten eigentlich noch mehr Wissenschaftler an Bord sein, überlegte ZwölfSohn. Aber falls er Recht hatte, wieso trug dann dieser einzelne Mensch einen Raumanzug, anstatt in einer Sauerstoffatmosphäre zu arbeiten?
Ein Unfall! Die UnopPatha hatten ein menschliches Vermessungs- oder Forschungsschiff entdeckt, das diesen Mond hier erkundet hatte. Das Schiff war in Schwierigkeiten geraten und hier ›gestrandet‹. Vielleicht stammte es von einem der Kriegsschiffe oder - ZwölfSohn wagte kaum die Möglichkeit in Erwägung zu ziehen - vielleicht saß es hier fest, seit die unbekannten Völkermörder Treetrunk heimgesucht hatten. Die ansonsten manisch gründlichen Angreifer hatten das Schiff übersehen, und die kleine Crew hatte hier draußen bisjetzt überlebt.
Nur dass es gar keine Crew zu geben schien. ZwölfSohn sah an der torkelnden Gestalt vorbei, doch nirgends waren noch andere Menschen zu erkennen, weder aufrecht sitzend noch liegend. Das kleine Schiff war groß genug, um mehrere Personen von der Statur eines durchschnittlich großen Menschen aufzunehmen. Vielleicht waren sie in einer anderen Abteilung beschäftigt. Falls dieses Schiff nicht zu den Kriegsschiffen gehörte und falls es seit dem Angriff auf den fünften Planten hier gewesen war, müssten die Schiffsressourcen inzwischen fast zur Neige gegangen sein. Sich in ihre Druckanzüge zu flüchten hatte der ausgesetzten Crew ermöglicht, länger mit ihren Luftreserven auszukommen, indem sie nur ihre Körper unter Druck setzten anstatt eine ganze Schiffsabteilung, in der sie sich aufhielten. Er staunte über die fortschrittlichen Systeme, die es einem derart kleinen Schiff gestatteten, seine Insassen für eine so lange Zeit am Leben zu erhalten.
Wie lange die Luftreserven reichten, verhielt sich natürlich direkt proportional zur Anzahl der Crew. Je weniger Passagiere, desto länger reichten die Reserven. Erneut spähte er an der stämmigen Gestalt des Menschen vorbei. Noch immer keine Spur vom Rest der Crew.
»Wieso er nicht zu kommunizieren versucht?« EinunddreißigSohn beäugte den Menschen aufmerksam. Die beiden UnopPatha hatten noch nie zuvor einen leibhaftigen Menschen gesehen, kannten sie nur von den Com-Verbindungen oder aus Handbüchern für Sternenfahrer.
»Sehen kann er uns vielleicht nicht.« ZwölfSohn erwog, wie sie am besten verfahren sollten. »Oder mit uns zu kommunizieren ihm womöglich verboten ist, und auf einen Vorgesetzten wartet er.«
»Sein das kann«, räumte ZwölfSohn ein, »aber dass sieht er uns, weiß ich genau. Übersehen er uns unmöglich kann. Direkt vor ihm stehen wir.«
»Uns zu begrüßen, seine Benimmregeln ihm vielleicht verbieten. Bei den AAnn so das ist, auch bei den Thranx in ähnlicher Form. Längst nicht so viel wissen wir über diese Spezies wie über viele andere.«
»Also was tun wir werden? Bis auftauchen die anderen Menschen hier, warten hier?« EinunddreißigSohn sah sich unruhig um. »Nicht mag ich dieses Schiff. Auf mein Schiff ich will wieder zurück.«
»Genauso wie ich.« Benimmregeln mögen verdammt sein!, schimpfte ZwölfSohn innerlich. Er hatte nicht vor, hier für immer auf die anderen Menschen zu warten. Falls die Familien ihn für sein Verhalten rügten, würde er das bereitwillig akzeptieren. Er würde alles
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