Klagelied der Sterne: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 2
überprüfte. Der Bildschirm war weit fortschrittlicher als jeder vergleichbare Schirm auf seinem Sternenschiff.
EinunddreißigSohn wandte sich ihm zu und starrte ihn aus der Helmglocke seines Anzugs an. »Keine Atmosphäre es gibt in diesem Schiff. Falls es je eine gab, schon längst sie ist durch ein Leck entwichen.«
»Vielleicht nie Atmosphäre war an Bord.« ZwölfSohn begab sich zur inneren Schleusentür und fuhr mit den dicken, behandschuhten Fingern über den Rahmen. Es war dunkler hier, einige Meter vom Außenluk entfernt. »Versehentlich von der Oberfläche des fünften Planeten dieses Schiff vielleicht gestartet ist oder von einem Sternenschiff der Menschen. Oder von einem Schiff der gewalttätigen Spezies. Oder seit Generationen es hier schon ist, echtes treibendes Wrack.«
»Nicht seit vielen Generationen«, erinnerte EinunddreißigSohn ihn. »Nicht sehr lange die menschlichen Kolonisten hatten die Welt besetzt, ehe sie wurden ausgelöscht.«
»Bewusst ist mir das, aber trotzdem …«
Er stieß einen unfreiwilligen Jaullaut aus und sprang zurück, als die innere Tür sich zu öffnen begann. Er wäre aufgrund der niedrigen Schwerkraft glatt mit dem Kopf gegen die Decke geprallt, hätte nicht der aufmerksame EinunddreißigSohn reagiert und seinen Partner am Unterschenkel festgehalten. Noch während EinunddreißigSohn seinen Freund wieder auf den Boden hinun ter zog, taumelte er bereits auf das Außenluk zu.
»Was los da ist? Was da drinnen geschieht?«, krächzte VierzigTochters aufgeregte Stimme aus ihren einfachen Helmlautsprechern.
»Aktiviert ist die innere Schleusentür. Sie öffnet sich«, meldete ZwölfSohn, während er sowohl sein emotionales als auch sein körperliches Gleichgewicht zurückerlangte. Gemeinsam hielten EinunddreißigSohn und er sich am Rahmen der äußeren Schleusentür fest und warteten.
Die innere Tür öffnete sich weiterhin, bis sie ganz offen stand. Dahinter sahen sie einen Korridor und weitere fremdartige Geräte. Nur wenige Lichter spendeten trübes Licht. In der Stille des atmosphärelosen Mondes regte sich nichts.
»Mit der Hand berührt sicher du hast einen noch immer aktiven Schalter bei deiner Untersuchung«, sagte EinunddreißigSohn zu seinem Gefährten. Als der Pilot, noch immer außer Atem, nicht antwortete, fügte der etwas größere UnopPatha hinzu: »Untersuchen wir sollten das Innere des Schiffs.«
ZwölfSohn sah ihn an. »Lieber ich würde das nicht.«
EinunddreißigSohn besaß keine besonders ausgeprägte Fantasie, eine Eigenschaft, die in der gegenwärtigen Situation von Vorteil war. Sein Tonfall klang mütterlich ernst. »Erkunden sollten wir das Schiff«, beharrte er energisch. »Die Möglichkeit zur Erkundung gewährt uns wurde, gezüchtigt wir würden, wenn, ohne getan zu haben es, wir kehrten zurück.«
»Erfahren keiner es wird, wenn … oh, warte«, murmelte ZwölfSohn unglücklich. Sie hatten dem anderen Reparaturschiff schon gemeldet, dass die innere Schleusentür offen stand. Selbst wenn EinunddreißigSohn das Spiel mitgespielt hätte, sie konnten nicht mehr zurück. Mit großem Widerwillen näherte sich der Pilot wieder der inneren Schleusentür und dem bedrohlich gähnenden Korridor.
Es war beruhigend, dass es keine atembare Atmosphäre in dem herrenlosen kleinen Schiff gab. Außer ihnen lebte an Bord sicher nichts mehr. Während sie tiefer eindrangen, blieben sie dicht beisammen, und ZwölfSohns Unbehagen wich immer mehr einem wachsenden Selbstvertrauen. In technischer Hinsicht war das fremde Schiff primitiver als die moderne Technik der Menschen, Thranx und AAnn, doch war das Schiff immer noch fortschrittlicher als alles an Bord seines eigenen Schiffs. Plötzlich kam ihm ein Gedanke: Falls die Menschen zufällig nicht wussten, dass dieses Schiff hier um den Mond trieb, könnte sein Volk es bergen und standrechtlich für sich beanspruchen. Vielleicht könnten sie vieles von der Bordtechnik lernen. Das hing davon ab, wie fortschrittlich diese wirklich war. Erbeutete Technologie nutzt dem, der sie sich aneignet, nur wenig, wenn er weder die Konstruktion noch die Details begreift.
EinunddreißigSohn prallte mit ZwölfSohn zusammen und stieß ihn in der schwachen Gravitation beinahe von den Füßen. ZwölfSohn fuhr verärgert zu seinem Kopiloten herum. »Wohin du trittst, pass auf! Und nicht so dicht sollst du mir folgen. Genug Platz für uns beide hier drinnen ist.«
In diesem Moment bemerkte er, dass seinem Freund das Haar auf dem
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