Klagelied der Sterne: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 2
deuten darauf hin, dass er öfter repariert und ausgebessert wurde, als zulässig ist. Ich habe eben erwähnt, dass ich die Kleidung unseres geheimnisvollen Gastes verbrennen wollte. Seinen Raumanzug hätte man schon verbrennen müssen, bevor er hineingeschlüpft ist.«
»Trotzdem hat der Anzug ihn am Leben erhalten«, erwiderte vaan Leuderwolk. »Auf dem inneren Argus-Mond.«
»Doch unter welchen Begleitumständen?« Lahtehojas Verstand arbeitete auf Hochtouren. »Unterhielt die Kolonie auf dem Mond eine Wissenschaftsstation? Eine Art von Beobachtungsposten, vielleicht für Meteorologen?«
»Da muss ich Sie leider enttäuschen, Commander.« Vaan Leuderwolk wusste, worauf seine Vorgesetzte hinauswollte. Er selbst war ebenfalls schon auf den Gedanken gekommen, hatte ihn jedoch nach einer kurzen Recherche gleich wieder verworfen. »Alle verfügbaren Aufzeichnungen von Treetrunk besagen, dass es keinerlei Außenposten oder Basen hier draußen auf den beiden Monden gegeben hat, weder in letzter Zeit noch jemals zuvor. Die Monde sind so klein und ihre Umlaufbahnen so unregelmäßig, dass sie sich nicht als Standorte für Beobachtungsstationen eignen. Und wie die meisten relativ neuen, schnell wachsenden Kolonien hatte auch diese keine Ressourcen für leichtsinnige Wissenschaftsprojekte zu verplempern. Ihre einfachen Kommunikationssatelliten hätten die gleiche Arbeit leichter und kostengünstiger erledigt.« Er stockte kurz.
»Allerdings dürfen wir nicht vergessen: Wer immer die Bevölkerung ausgelöscht hat, hat sich die Zeit genommen, alles zu zerstören, was die Bluttat hätte aufzeichnen können. Einschließlich aller Kommunikations- und Überwachungssatelliten.«
Lahtehoja schnaubte. »Also wissen wir nicht einmal, woher dieser arme Teufel kommt.«
Holomusa schüttelte traurig den Kopf. »Richtig, sein äußeres Erscheinungsbild, sein Raumanzug und seine Kleidung geben uns darüber keinerlei Aufschluss. Wir können nicht einmal sagen, ob er von Treetrunk stammt oder von einem Schiff, das hier vorbeigekommen ist. Wir haben nichts, womit wir arbeiten können.«
»Nicht ganz«, konterte die stets kalkulierende Kommandeurin. »Wir haben noch das Schiff, in dem die UnopPatha ihn gefunden haben.« So gern sie auch mit dem Überlebenden gesprochen hätte, das konnte noch warten. Sie wandte sich dem Kommandanten der Ronin zu und wies ihn an, einen Orbitwechsel zu befehlen.
Zwei Suchteams sollten das unbekannte Schiff unter die Lupe nehmen, das eine vom Bug und das andere vom Heck aus, und ein drittes würde das Schiffsinnere untersuchen. Falls sie irgendetwas Bedeutendes fänden, würde es zur detaillierten Analyse in die Laboratorien des Kreuzers gebracht. Nach dieser Voruntersuchung würden die Teams das winzige Schiff bergen und an Bord des Kriegsschiffs bringen, wo es während des Rückflugs zur Erde in einer kontrollierten Umgebung genauer untersucht werden könnte.
Selbst wenn die UnopPatha ihnen nicht genau verraten hätten, wo das Schiff zu finden sei, wäre es sicher leicht aufzuspüren. Der innere Mond war nicht groß. Aber wenn man nicht gezielt auf der planetenabgewandten Mondseite suchen würde, dachte Lahtehoja, würde man das unglaublich schwache Signal des Schiffs niemals empfangen. Das Schiff zu bergen und zu identifizieren erwies sich als überraschend leicht.
Es war ein Rettungsboot. Ein Rettungsboot aus einem KK-Schiff. Was es, bemannt von einem Psychotiker, auf dem inneren Mond von Argus V zu suchen hatte, konnte sich niemand erklären. Die Bergungsteams begannen sofort mit ihrer Untersuchung. Erst als die Ronin schon einige Plusraum-Tagesreisen von Treetrunk entfernt war, meldete ein Team aus Ingenieuren, dass es bei seiner Untersuchung etwas entdeckt habe.
Gewisse Details hatten die Ingenieure zu einer unglaublichen, aber unausweichlichen Schlussfolgerung geführt. Das Rettungsboot jvar nicht von einem Schiff gestartet. Zumindest nicht in letzter Zeit. Stattdessen hatte jemand es von einem Planeten zu dem Mond geflogen, wo man es gefunden hatte. Eine Reise ohne Wiederkehr, ohne die Möglichkeit, den Mondje wieder zu verlassen. Ein selbstmörderischer Akt - oder einer, der aus tiefster Verzweiflung heraus begangen worden war. Die Analyse mikroskopisch kleiner Partikel aus dem Schiffsinneren bestätigte das Offensichtliche: Das zerbeulte Schiff war von Treetrunk zu seinem letzten Flug gestartet.
Was hatte ein altes, oft repariertes und amateurhaft überholtes Rettungsboot auf einer Kolonie
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