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Klagelied der Sterne: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 2

Klagelied der Sterne: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 2

Titel: Klagelied der Sterne: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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wie Treetrunk zu suchen? Das war eine Frage, auf die selbst die gründlichste Untersuchung des Bootes keine Antwort erbrachte. Die Bordinstrumente des Schiffs hatten nur Flugdaten aufgezeichnet, und es gab auch keine magische Flasche voller Antworten, die jemand in einem Schrank oder Lagerspind versteckt hatte und die nur darauf wartete, geöffnet zu werden. Allein der mutmaßliche Pilot, Navigator und einzige Überlebende konnte mit einer Erklärung dienen.
    Doch der lag im Koma.
     
    Die Weltregierung wollte die Angelegenheit möglichst lange möglichst geheim halten. Die Neuigkeit, dass jemand das Treetrunk-Massaker überlebt haben könnte (ganz zu schweigen davon, dass er in diesem Falle ein Zeuge der Zerstörung war), hätte ein Medienspektakel nach sich gezogen, das in der Geschichte der interstellaren Kolonisation seinesgleichen gesucht hätte. Unter dem daraus resultierenden öffentlichen Druck hätte es sich für die behandelnden Ärzte durchaus als nahezu unmöglich erweisen können, sich ihrem Patienten angemessen zu widmen. Daher beschloss man in höchsten Kreisen, dass nicht nur der komatöse Überlebende unter allen Umständen von der Öffentlichkeit abgeschirmt werden sollte, sondern auch die Fachärzte, die ihr Möglichstes tun sollten, um ihn aus dem Koma aufzuwecken.
    Die Klinik stand in einem ruhigen Vorort von Kavieng, auf der Pazifikinsel New Ireland. Sie war sowohl in weltkultureller Hinsicht als auch für die 3-D-Medien ausgesprochen uninteressant, während sie zugleich dicht bei den zuständigen Regierungszentren auf Bali und in Brisbane lag. Einst ein Wissenschaftszentrum zur Erforschung und Behandlung tropischer Krankheiten, wurde sie mit den Jahren ausgebaut und erweitert, um die medizinischen Bedürfnisse einer größeren Region abdecken zu können, einschließlich der der Bismarcksee und darüber hinaus. Mitarbeiter der regionalen Tunfisch- und Hummerzuchtstationen gehörten regelmäßig zu den Patienten des Krankenhauses.
    Nicht jeder wusste, aus welchem Grund man den bewusstlosen Mann in Zimmer 54 eingewiesen hatte und warum er in so schlechter Verfassung war. Ungewöhnlich viele Ärzte kümmerten sich um ihn, verordneten Medikamente, berieten und unterhielten sich über den Fall. Bei einigen von ihnen handelte es sich angeblich um Spezialisten, die eigens aus dem fernen Europa und aus Nordamerika angereist waren, und mehrere Krankenhausangestellte erkannten in einem von ihnen einen berühmten Neurochirurgen, der eigentlich dafür bekannt war, niemals seine berühmte Praxis in Gangzhou zu verlassen.
    Doch spielte es keine Rolle, wie viele Ärzte Zimmer 54 besuchten. Der Zustand des Patienten, der in diesem Zimmer lag, änderte sich nicht.
    Das reguläre Krankenhauspersonal kümmerte sich um seine täglichen Bedürfnisse. Man fütterte ihn und führte ihm intravenös Flüssigkeit zu. Krankenschwestern aus dem fünften Stock badeten ihn und wechselten seine Kleidung, sorgten dafür, dass die Monopolbänder über seinem Bett, die rings um ihn herum ein steriles Magnetfeld erzeugten, weder ausfielen (wodurch er aufs Bett stürzen würde) noch zu viel Energie bekamen (wodurch er gegen die Zimmerdecke geschleudert würde). Solch starken Magnetfelder, die einen Patienten in der Luft schweben ließen, kamen in der Regel bei besonders schweren Fällen zum Einsatz, etwa bei Patienten mit schweren Verbrennungen. Dass man diese Technik nun einsetzte, um es einem Patienten bequem zu machen, der seine Gefühle und seinen Schmerz nicht ausdrücken konnte, verwirrte so manchen Krankenhausangestellten. Doch Anweisungen waren Anweisungen, und da das Krankenhaus in jenen Tagen bemerkenswert wenige kritische Fälle zu verzeichnen hatte, entwickelte sich die Sonderbehandlung des Patienten nicht zu einem Stein des Anstoßes, sondern diente lediglich hin und wieder für Gesprächsstoff.
    Dass der Patient jemand Besonderes war, ging nicht nur aus der großen Zahl von Spezialisten hervor, die ihn behandelten, sondern auch aus der Tatsache, dass zu jeder Tagesund Nachtzeit zwei Wächter in Zivilkleidung vor der Tür von Zimmer 54 standen. Diese Männer und Frauen waren stets höflich, aber verschwiegen; den neugierigen Krankenhausangestellten gegenüber behaupteten sie, ebenso wenig über den Mann im Zimmer zu wissen wie sie. Sie hätten den Auftrag, auf ihn aufzupassen und ihn zu beschützen. Es gebe keinen Grund, warum sie mehr über ihn wissen müssten, und offen gesagt, sei ihnen das auch lieber so.
    Und so

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