Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Klang des Verbotenen

Klang des Verbotenen

Titel: Klang des Verbotenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Febel
Vom Netzwerk:
scheint weniger interessant zu sein, was einleuchtet, könnte man ja auf solche Weise letztendlich noch weniger Gäste speisen als zu Beginn des Wunders –, also Vermehrung von Gegenständen ist eine Fähigkeit, von der uns nur, zumindest meines Wissens, das Neue Testament berichtet. Andererseits könnte das Gleichnis der Orangen auch bedeuten, dass der Mensch vieles nur deshalb nicht von Angesicht zu Angesicht erfährt, weil es ihm – siehe Monsieur Blaise Pascal, dieser ein Franzose – an Geduld mangelt, denn, säße er nur einmal eine ganze Nacht unter einem Orangenbaum und nähme die Augen nicht von der Krone, nicht einen einzigen Augenblick, dann würde er sicherlich …«
    »Ja! Ja! Es reicht!«, rief Curro.
    »Einen Orangensaft, die Caballeros?«, fragte der gerade herbeigeeilte Wirt, der mit halbem Ohr die Richtung der Argumentation mitbekommen hatte. »Ich habe eine neue Presse aus Olivenholz, ein Meisterwerk! Und der Saft kommt aus dem Keller, gekühlt.«
    »Geh mir weg damit! Und bring mir einen Schnaps!«, sagte Curro.
    Es war still bis auf das Lachen der Jungen im Hinterhof. Die Morgensonne verwandelte sich in die Abendsonne und schien so eine kurze Weile senkrecht in die Gasse hinein. Curro trank seinen Schnaps, Japón träumte wieder einmal von seiner Heimat, die er weder kannte noch sich vorstellen konnte, wo aber philosophische Diskussionen etwas ganz Normales sind, und Escarlati dachte sich: Es wird wieder einmal Zeit für eine Sonate. Morgen vielleicht. Nummer … Wie viele habe ich eigentlich? Ich sollte sie einmal zählen, Buch führen …
    In diesem Augenblick fiel hinter dem Rücken der drei, im Patio, wo die Kinder spielten, eine reife, ja faule Orange vom Baum. Keiner der Freunde bemerkte es. Nur einer der Jungen, denn sie traf ihn mitten auf den Kopf und zerplatzte.
    »Bäh!«, schrie er. »Onkel, schau, eine Orange hat mich auf die Birne getroffen.«
    »Was du nicht sagst«, seufzte Curro.
    »Die Philosophie ist ein interessantes Gebiet voller Überraschungen«, stellte Japón fest.
    »Kommt mit!«, rief Montoya und sprang auf. »Musik, Trinken, Frauen!«

24
    »Frauen sehe ich schon«, sagte Japón in seltener Ausgelassenheit, als die drei sich dem Festplatz näherten, »Musik höre ich auch – fehlt nur noch der Wein.«
    »Den schaffen wir gleich herbei«, lachte Montoya. »Soviel ihr wollt!«
    Gitarrenakkorde erklangen. Einige verschleierte Frauen werkelten im Hintergrund. Geschirr klapperte.
    »Und ich sehe noch etwas ganz anderes«, rief Escarlati und blieb, als sich die Lichtung zwischen den Häusern vor ihm ganz auftat, wie angewurzelt stehen, sodass Curro ihm auf die Ferse trat. »Da steht ja schon wieder ein Cembalo! Träume ich? Habe ich eine Vision?«
    »Gefällt es Euch, mein Herr?«, schnarrte Montoya vornehm und machte eine vollendete Verbeugung.
    »Jaja, natürlich – das heißt …«, murmelte Escarlati und stürmte auf das Instrument zu. Einige von Curros Freunden hatten sich bereits um das Cembalo geschart und blickten dem Meister erwartungsvoll entgegen.
    »Das ist doch …«, stotterte Escarlati, »mein eigenes, und zwar jenes, das man für die Corrida … wie habt ihr es denn hierher … ?«
    Curro spielte einen unterwürfigen Diener, stellte den Streich, den sie gespielt hatten, nach und lispelte beflissen in einwandfreiem Hofspanisch: »- Gnädiger Herr, wir sollen den Klimperkasten wieder zurück in den Palast transportieren – Ihr? Normalerweise sind das aber andere! – Die sind alle krank und wir die Ersatzmänner. -Alle? Und warum so früh? – Der Meister selbst hat’s befohlen, er braucht das Instrument, muss dringend üben; und deswegen …«, nun änderte Curro seine Stimme wieder, »haben wir’s abtransportiert und für dich hier aufgebaut. Ganz offiziell.«
    »Ohne Ausweise? Ohne schriftlichen Befehl?«
    »Ohne.« Montoya amüsierte sich. »Meine Überzeugungskraft war genug.«
    Escarlati wusste nicht, ob er sich ärgern oder lachen sollte, und entschied sich dann für Letzteres.
    »Nicht zu glauben!«, rief er. »Ihr Schlawiner! Na gut, lasst uns feiern und dann … Morgen bringt ihr das in Ordnung.«
    Curro nickte. »Das Spinett war schlecht, und du wolltest eine Revanche. So sei es! Ich bin bereit.«
    »Ich auch«, rief Escarlati und schlug sich die Rechte aufs Herz, dass die Knöpfe klapperten. »Möge der Bessere gewinnen! Übrigens … Das Spinett aus der Kapelle, habt ihr es zurückgebracht?«
    Montoya blickte fragend in die Runde seiner

Weitere Kostenlose Bücher