Klappe, Liebling!: Roman (German Edition)
Gutes hatte sich hier ereignet. Hier waren Menschen glücklich gewesen. Durch das Laub der Eichen konnte er vereinzelt Sterne über sich sehen. Der Geruch des Sumpfs, kräftig und lebendig, kam mit einer leichten Brise herüber. Es könnten sich hier noch mehr gute Dinge ereignen. Vielleicht würde es später dazu kommen, wenn die Gefahr gebannt war, wenn die Stunts vorüber waren und der Film zu Ende gedreht war. Er drehte sich auf die Seite.
Unter den Sternen hatte er schon immer gut geschlafen. Aber nicht heute Nacht. Heute Nacht gab es da Nash. Finnegan. Letsky. Lucy.
Vergiss die Mission für eine Weile. Wilder konzentrierte sich auf Lucy. Er lächelte und entspannte sich zum ersten Mal seit Tagen.
Als Lucy in den Camper stieg, saß Daisy am Tisch, die Flasche Glenlivet und ein halb geleertes Glas vor sich, und lauschte Susanna McCorkle, deren »It Ain’t Necessarily So« aus Lucys iPod erklang.
»Hey«, machte Lucy.
»Selber hey.« Daisy füllte ihr Glas nach und schob Lucy die Flasche zu. »Habt ihr den Lieferwagen gefunden?«
»Stephanie ist in die Brücke gekracht. Jetzt ist sie auf dem Weg ins Krankenhaus. Der Lieferwagen …« Lucy wurde sich bewusst, was sie getan hatten, und lachte freudlos. »Nash steht jetzt mitten in der Pampa auf der Straße, mit einem demolierten Wagen und ohne Handy, und muss den Cops erklären, was da passiert ist. Wenn das nicht lustig ist.« Sie ließ sich in einen der Drehsessel fallen und ergriff die Flasche. »Gott, was für ein Tag. Herrgott, was für ein Abend .«
»Warum zum Teufel hat sie den Lieferwagen genommen?«, fragte Daisy mit rauer Stimme.
»Wollte die Dreharbeiten stoppen«, meinte Lucy und bemerkte, dass Daisy wieder grimmig dreinblickte. »Daize, lass dich davon bitte nicht verrückt machen …«
»Zu spät.« Daisy nahm einen Schluck. »Kommt sie wieder in Ordnung?«
»Ich weiß nicht. Aber sie konnte sprechen.« Lucy biss sich auf die Lippe. »Sie wollte mich nicht in ihrer Nähe.«
»Na ja, du bist eben ihre Hauptrivalin um Connor. Nicht dass sie da eine Chance hätte, aber …«
»Den kann sie haben«, erklärte Lucy und dachte daran, wie Nash sie angesehen hatte. »Mein Gott, wie bösartig er zu ihr war.«
»Na ja, da ist sie ganz allein selbst schuld.« Daisy lehnte sich zurück und hielt ihr Glas vor der Brust. »Als die Dreharbeiten begannen, ging er mit Karen ins Bett. Stephanie hat sich einen feuchten Dreck darum geschert.«
»Ich glaube, mit Althea hat er’s auch getrieben«, meinte Lucy und erinnerte sich daran, wie nervös die Schauspielerin es abgestritten hatte. »Ich wundere mich, dass er dich nie angemacht hat.«
»Ich bin eben wie eine kleine Schwester für ihn«, erwiderte Daisy ausdruckslos. »Er kümmert sich um mich.« Wieder nahm sie einen Schluck und seufzte dann. »Na ja, er hat mir fünfzigtausend gegeben. Ich glaube nicht, dass ihm klar war, dass er mich da hineingezogen hat. Als ich nicht mehr schlafen konnte, hat er mir die Tabletten besorgt. Und als ich dich haben wollte, gab er Finnegan Bescheid und hat dich dann selbst angerufen.« Sie hob die Schultern. »Er kümmert sich wirklich um mich. Und ich habe mir immer wieder eingeredet, dass das gut für dich wäre. Ich wollte, dass es dein gro ßer Durchbruch würde.«
»Ich hatte meinen großen Durchbruch«, erwiderte Lucy gereizt. »Deswegen bin ich in New York. Das ist die Hauptstadt der großen Durchbrüche.« Sie beugte sich vor. »Hör mal, vergiss Nash. Ich werde mich um dich kümmern. Komm mit Pepper zu mir. Ich habe ein großes Loft. Da ist genügend Platz, und …«
»Ja«, sagte Daisy müde und ergeben.
»Oder nicht.« Lucy stellte ihr Glas ab. »Ich meine, ich hätte dich gern bei mir, aber nicht, wenn du dich dann elend fühlst.«
Daisy zuckte wieder mit den Schultern. »Ach weißt du, New York ist eben deine Stadt.«
»Ja, ich hasse L. A. wirklich«, gab Lucy schuldbewusst zu. »Aber New York ist nicht gerade ein Dorf . Da gibt’s eine Menge Leute, die mich nicht kennen.«
»Vielleicht könnten wir einen Kompromiss finden.« Daisy beugte sich ebenfalls vor. »Wir könnten hier im Süden bleiben. Pepper gefällt es hier so sehr. Es ist wärmer, und das Leben geht ruhiger vor sich. Wir könnten ganz von vorn anfangen. Ein ganz neuer Ort für uns beide. Ein Neuanfang für alle, und wir sind wieder eine Familie.«
Susanna sang leise im Hintergrund, und Lucy dachte: Ich brauche keinen Neuanfang .
Daisy hatte es wohl an ihrem Gesichtsausdruck
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