Klappe, Liebling!: Roman (German Edition)
füreinander.«
Lucy schüttelte den Kopf. »Wenn du mit mir nach New York kommen würdest, dann könnten wir aufeinander aufpassen.« Sie beugte sich vor. »Wirklich, Daize. Da gäbe es Arbeit für dich, und eine Schule für Pepper, und ein College für dich, und ich vermisse euch so sehr …«
»Das alles gibt es hier im Süden auch«, erwiderte Daisy und wirkte wieder angespannt. »Und außerdem noch, du weißt ja, Wärme.«
»Alligatoren«, versetzte Lucy.
»Den Ozean.«
»Hurrikans.«
»J. T.«
Lucy hielt den Atem an. »Äh, Riesen-Hurrikans.«
Daisy schüttelte den Kopf. »Bist du wirklich glücklich in New York?«
»Na ja …« Lucy blickte stirnrunzelnd in ihr Glas. »Ich mag meine Arbeit. Und New York ist die großartigste Stadt der Welt. ›Glücklich‹ wäre vielleicht etwas übertrieben.«
»Es ist nämlich so: J. T. ist ständig hier im Süden, nicht nur wegen der Dreharbeiten. Er unterrichtet in Fort Bragg.«
»Er unterrichtet?«, wiederholte Lucy verblüfft.
»Ja. Das hat mir Bryce erzählt. Er unterrichtet an so einer Art Militärakademie. Du könntest ihn dann jeden Tag sehen. Pepper könnte ihn dann jeden Tag sehen. Sie sagt dauernd, dass sie sein Ei ist. Sie sehnt sich auch nach einer Familie. Und sie möchte ihn in der Familie haben.«
»Damit kann ich nicht dienen. Ich glaube nicht, dass er der Typ des Familienvaters ist.« Lucy versuchte zu entspannen und dem schrecklichen Tag die Schärfe zu nehmen. »Das ist wirklich ein wunderschönes Lied.« Sie schloss die Augen und lauschte den weichen Klängen. »Komisch, dass alles, was wirklich gut ist, schon einige Jahre auf dem Buckel hat. Achtzehn Jahre alter Scotch, siebzig Jahre alte Musik …«
»Captains in den Dreißigern«, setzte Daisy fort.
»Daize …«
»Das ist kein Ulk, Lucy«, beharrte Daisy. »Ich meine es ernst. Er ist ein wirklich guter Kerl. Mach deine Augen zu und denke über ihn nach. Über ihn, nicht über die Dreharbeiten oder sonst irgendeinen Mist, sondern über ihn. Es liegt dir nämlich einiges an ihm, Lucy. Das sieht man.«
Daisys Stimme wurde untermalt von Susanna, die sang: »There’s somebody I’m longing to see« , und Lucy erinnerte sich daran, wie nahe J. T. ihr im Sumpf gewesen war, wie er sie aufgefangen hatte, als sie stolperte, und mit starken Händen gehalten hatte. Wie J. T. sie geschützt hatte, als Nash sie bedrohte, und dann J. T. neben ihr im Jeep, J. T., der für sie aus dem Helikopter sprang, J. T., wie er einfach dastand, jeder Zoll ein Held. Sie ließ das ständige Gefühl der Verantwortung von sich abfallen und gab sich der Erinnerung an seine Gesichtszüge hin, an die Art, wie bei ihm zögernd ein Lächeln erschien, an das Licht in seinen Augen …
Oh Gott , dachte sie, lass nicht zu, dass ich mich in ihn verliebe. Mit Lust kann ich umgehen, aber …
»Bitte, vermassle das nicht, Luce«, flehte Daisy.
»Du mischst dich da bitte nicht hilfreich ein.«
»Doch, das tue ich.« Daisy schob ihr Glas zur Seite. »Ich habe zu viel getrunken, um jetzt noch Auto zu fahren, und ich bin so müde, dass ich hier im Sessel einschlafen könnte. Aber ich werde hinten ins Bett zu Pepper kriechen. Falls du dich entschließt, zum Hotel zu fahren, dann wecke mich auf, wenn wir dort sind, damit ich schon mal packen kann. Aber ich hoffe, dass du das nicht tust. Ich hoffe, du gehst los und suchst den Kerl, der dich genauso braucht, wie du ihn brauchst.«
»So eine Romantikerin«, meinte Lucy, um einen lockeren Ton bemüht.
Daisy machte sich kopfschüttelnd auf den Weg zur Bettkoje, in der ihre Tochter bereits schlief und von Wonder Woman träumte.
»Warte«, rief Lucy, und Daisy wandte sich um. »Ich möchte, dass wir zusammenbleiben. Ich will das hier nicht mehr verlieren.«
Daisy nickte. »Ich auch nicht.«
»Also werden wir uns irgendetwas überlegen«, fuhr Lucy fort. »New York oder hier, wir werden schon etwas finden. Aber auf alle Fälle zusammen. Okay?«
Daisys Augen füllten sich mit Tränen. »Okay«, sagte sie mit versagender Stimme.
»Und wir kümmern uns umeinander«, fügte Lucy hinzu und nickte bekräftigend.
Daisy erwiderte das Nicken und schniefte.
»Dann gute Nacht«, schloss Lucy und musste selbst gegen Tränen ankämpfen.
Daisy eilte zu ihr zurück und umarmte sie genauso heftig wie Pepper. »Ich hab dich so lieb, Luce«, flüsterte sie.
»Ich hab dich auch lieb, Baby«, sagte Lucy und drückte ihre Wange gegen Daisys Haar, als sie die Umarmung erwiderte. »Und wie sehr.
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