Klappe, Liebling!: Roman (German Edition)
in gespielter Angst. »Die sind doch gefährlich .«
»Ja, da liegt ein gefährlicher Alligator«, sagte Stephanie zu Althea in einem Tonfall, als spräche sie zu einem kleinen Kind, das sie nicht leiden konnte. »Aber da er bestimmt nicht hier auf die Brücke klettern wird, ist das müßig.«
Vorsicht , dachte Lucy und war bereit, sie mit einem Tritt von der Brücke zu befördern, falls Althea beleidigt reagieren sollte. Doch Althea nahm lediglich ihren normalen Gesichtsausdruck wieder an und erwiderte: » Müßig . Witziger Name für ein Kroko.«
»Müßig?« , wiederholte Pepper und vergaß, auf den Boden gekauert zu bleiben. Sie spähte über das Geländer und richtete den Feldstecher hinab auf den Alligator, der jetzt im Mondlicht dahintrieb.
Stephanie kräuselte ihre Lippen. »Ja, witziger Name. Sind Sie bereit?«
»Aber sicher«, erwiderte Althea.
»Sie können jetzt gehen«, befahl Lucy Stephanie. Und später werden wir uns darüber unterhalten, dass man einen Hauptdarsteller nicht herablassend behandelt .
Als Stephanie in der Dunkelheit verschwand, senkte Althea das Kinn und sah ihr unter zusammengezogenen Augenbrauen ohne das geringste Lächeln nach.
Großer Fehler, Stephanie , dachte Lucy.
»Ich glaube, ›Müßig‹ hat nur ein Auge«, stellte Pepper fest, die noch immer durch ihren Feldstecher starrte.
Althea begegnete Lucys Blick. »Vielleicht besorge ich mir ein Huhn und werfe es dem alten ›Müßig‹ morgen hinunter.«
»Besser, als Stephanie hinunterzuwerfen.«
Althea grinste. Diesmal war es ein echtes Lächeln.
»Es ist ganz schlecht , Alligatoren zu füttern«, stellte Pepper fest und blickte zu ihnen auf. »Wenn man sie füttert, dann haben sie keine Angst mehr vor Menschen und greifen sie an .«
Lucy blickte hinunter zu »Müßig«, der vom Fluss zu ihnen hinaufschnaubte. »Zu spät. ›Müßig‹ hat schon jetzt eine sehr geringe Meinung von uns.«
»Bryce wirft ihm Schoko-Dingdongs von Crafty hinunter«, sagte Pepper traurig.
Althea ließ ihre Augen gen Himmel rollen und beugte sich dann näher zu Lucy. »Hören Sie, könnten wir uns unterhalten? Nach dieser Einstellung, meine ich? Es geht um Bryce. Und ein paar andere Dinge.«
Ich vermisse die Hunde , dachte Lucy. Die wollen nie eine Unterhaltung . »Aber natürlich. Sind Sie bereit? Können wir drehen?«
Althea nickte, und Lucy lächelte ihr aufmunternd zu und eilte dann mit Pepper auf den Fersen zurück zu Video-City. Dabei schoss ihr der Gedanke durch den Kopf, dass es vier sehr lange Tage werden würden.
»Wie sieht’s aus?«, fragte Gloom, als sie sich auf den Stuhl neben ihm fallen ließ.
»Meine Assistentin ist eine arrogante, hochnäsige Ziege, die Connor für Gott hält, meine Hauptdarstellerin möchte mit mir einen Schwatz über den Hauptdarsteller halten, und unter der Brücke liegt ein Krokodil, das wahrscheinlich die Weinkarte verlangen wird, sobald jemand von der Brücke fällt.«
»Na, dann kann ja nichts mehr schiefgehen.«
»Na klar«, erwiderte Lucy, während Pepper auf den ganz außen stehenden Stuhl zu ihrer Rechten kletterte und den Platz dazwischen, der für ihre Mutter bestimmt war, frei ließ. Schon wieder kein Script Supervisor , dachte Lucy. Das sieht Daisy gar nicht ähnlich .
»Alles in Ordnung mit dir?«, fragte Gloom.
»Ich habe allmählich das Gefühl, dass es der Crew hier entschieden an Begeisterung mangelt«, antwortete Lucy und wies mit dem Kopf auf Daisys leeren Stuhl.
»Das kann ich ihnen nachfühlen«, meinte Gloom und rief: »Achtung, drehfertig machen«, und die Leute setzten sich in Bewegung. Dann rief er: »Kamera ab«, jemand antwortete: »Kamera läuft«, und ein Kameraassistent hielt eine Klappe vor Altheas Gesicht, schrie: »Klappe, die erste«, und ließ sie zusammenknallen.
Auf Lucys Kommando »Action« schlang Althea ihr Bein über das Geländer, hievte sich hoch und schrie dann halbherzig, als Rick sie wieder zurückzog und sie ungefähr mit der gleichen Vehemenz als Dummkopf beschimpfte, mit der er einen Milchkaffee bestellt hätte. Althea rief aus: »Was kümmert’s dich?«, als sei ihr alles egal, und ließ sich von ihm zurück zum Auto ziehen.
Lucy schrie: »Schnitt«, und blickte Gloom an.
»Ganz entschiedener Mangel an Begeisterung«, befand er. »Teil zwei: die Darsteller.«
Lucy nahm den Kopfhörer ab und ging hinüber zu Althea. »Fühlen Sie sich nicht wohl?«
»Doch.« Althea blinzelte sie verwirrt an. »Wieso?«
»Weil Sie es besser können als das
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