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Klappohrkatze auf Reisen

Klappohrkatze auf Reisen

Titel: Klappohrkatze auf Reisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Gethers
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öffentlichen Park –, von wo er gern das Kommen und Gehen der Dorfbevölkerung beobachtete.
    Ich glaube nicht, dass Norton und Othello zusammen zum Fußball gingen oder sich gegenseitig Weihnachtsgeschenke machten, es entwickelte sich jedoch eine gewisse Männerfreundschaft. Ich weiß aber, dass ich eines Tages, als ich zu einem der Dorfmetzger schlenderte, Norton und Othello zusammen draußen vor dem Café sitzen sah. Keine Sorge: Sie wurden nicht bedient. Jedenfalls nicht, als ich vorbeikam.
    Das wahrscheinlich witzigste Tier des Ortes war eine Bulldogge namens Archie (Ar- shee ausgesprochen). Archie war so solide gebaut, wie Bulldoggen es normalerweise sind, und sah dem alten J. Edgar Hoover verblüffend ähnlich, außer dass ich Archie nie im Kleid gesehen habe. Archies Besitzerin war eine junge Frau, die ihn häufig an der Leine im Ort spazieren führte, genauso oft aber hing Archie vor unserer Haustür herum, leinen- und frauchenlos. Jeder im Ort kannte Archie (er muss wohl im Laufe der Zeit jeden Menschen in Goult literweise mit Spucke vollgesabbert haben), aber er handhabte seinen Promi-Status souverän. Er war immer freundlich, zu Menschen wie zu Scottish Folds. Nachdem sie einander mehrere Wochen misstrauisch beäugt hatten, gelangten Norton und Archie zu einem gewissen Einverständnis. Wenn sie einander begegneten, tat Archie sein Bestes, nicht zu schnaufen oder so schwer zu atmen, dass er Norton Angst machte, und Norton brachte es schließlich so weit, dass er sich der Bulldogge bis auf wenige Zentimeter nähern konnte, ohne dass er weglief, fauchte oder ihm seine sämtlichen Haare zu Berge standen.
    Ich weiß, alle lieben ein Happy End, aber leider muss ich sagen, dass Norton es nie schaffte, sich mit diesen kleinen, freundlichen Vögeln abzufinden, die ein paar Blocks von unserem Haus entfernt, in einem Außenkäfig, lebten. Nach seiner grundfeigen Begegnung mit ihnen, von der ich schon erzählt habe, machte er um diesen Ortsteil den weitmöglichsten Bogen.
    Norton schloss außerdem Freundschaft – oder zumindest eine Grußbekanntschaft – mit mehreren Tieren außerhalb von Goult.
    Eines unserer liebsten Restaurants, ein atemberaubend reizendes Lokal oben in den Bergen, die Auberge de la Loube im Städtchen Buoux, war nicht nur wegen der Besitzer/Köche wundervoll, sondern auch wegen der Katzen und Hunde, die es bevölkerten.
    Das Restaurant ist ein ziemlich kleines vierhundert Jahre altes steinernes Bauernhaus. Es hat vielleicht zwölf Tische, einen gewaltigen Kamin und ist mit allen möglichen Pferdeaccessoires dekoriert – alles von Fotos über Trensen und Zügel bis hin zu Sätteln. Der Inhaber, Maurice, ein toller, sehr freundlicher und eleganter Typ, war ein bisschen verblüfft, wie erfolgreich sein Landgasthaus geworden ist, seit Peter Mayle in Mein Jahr in der Provence davon geschwärmt hat. (Dass es so viele Pferdesachen gibt, liegt daran, dass Maurice alte Kutschen restauriert. Einige davon sind amerikanische Kutschen aus dem 19. Jahrhundert, die meisten sind französisch, alle sind exquisit. Bei schönem Wetter kann man eine Kutschfahrt in die Berge mit einem Picknick am Mittag oder Abend buchen. Und noch etwas zur Auberge de la Loube: Monatelang glaubten wir, »Loube« sei eine Variante des Lubéron-Tals und -Gebirges, zu dem Buoux gehört. Aber eines Abends fragten wir Maurice, und er erklärte uns, dass – und erinnern Sie sich, ich habe Sie bereits gewarnt – loube in Wirklichkeit das provenzalische Wort für »Wolf« ist.) Seine Frau, die wir nur als Madame Maurice kannten, ist ebenso toll, und sie freute sich ganz besonders über Nortons Besuche in der Auberge.
    Maurice und seine Frau haben drei Hunde, einen bildschönen Irischen Setter, einen schwarzen Labrador und irgendeinen ausgesprochen freundlichen Mischling und außerdem eine große, dicke, umgängliche rote Katze. Die Hunde streifen durch die beiden Räume des Restaurants und kampieren unter dem Tisch der Leute, die am ehesten danach aussehen, als würden sie, entweder versehentlich oder aus Mitleid mit dem gequälten, verhungerten Blick, den Hunde jederzeit aufsetzen können, Essen auf den Boden fallen lassen. Alle drei Hunde verkriechen sich außerdem häufig in die zwei Höhlungen, die unter dem riesigen Kamin in den Stein geschlagen sind. Der Kater ist natürlich sehr viel würdevoller. Er flaniert ganz hochmütig durchs Lokal, bis er ein williges Opfer gefunden hat, dann springt er ihm oder ihr auf den Schoß und

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