Klappohrkatze auf Reisen
sie.
Dann erzählte sie mir, sie könne nicht mit dem Faxgerät umgehen. Es hatte noch nie jemand gebeten, es benutzen zu dürfen. Also mussten wir warten, bis ihr Kollege, ein Mann um die sechzig, ebenfalls ächzend und stöhnend die Treppe hochgekommen war und versuchte, das Material abzuschicken. Er war ein französischer William Demarest, grantig, ständig grummelnd, sehr besorgt über alles und extrem gebräunt und ledrig.
Eine Stunde später waren wir dem Geheimnis einigermaßen auf die Spur gekommen. Und tatsächlich, als ich alles durchzufaxen versuchte, funktionierte es. (Als das erste Blatt Papier durchlief, starrten William Demarest und Jo Van Fleet das Gerät allerdings entgeistert an.
»Was ist dies Geräusch?«, fragte sie.
»Ich glaube, das Fax wird gerade gesendet«, sagte ich.
Sie sah ihn bestätigungsheischend an, und er zuckte nur mit den Schultern; nun, da es funktionierte, wollte er mit der ganzen Sache nichts mehr zu tun haben.)
Ich fragte, wie viel ich ihnen schuldig sei – und das schuf neue Verwirrung. Sie hatte keine Ahnung, also tigerte sie eine Weile auf und ab, spitzte auf diese französische Art die Lippen, schüttelte den Kopf und murmelte vor sich hin. Sie wollte Bill Demarest fragen, der konnte aber nur schnaufende Geräusche mit dem Mund machen und langsam den Kopf wiegen. Ich ließ sie einfach reden, tigern und schnaufen. Irgendwann einigten sie sich auf ungefähr vier Dollar.
Am Tag fünf der Fax/Computer-Geisel-Situation erklärte mir der Zoll, ich solle vergessen, was sie vorher gesagt hatten; ich konnte doch alle meine Sachen haben – für schlappe fünfzehnhundert Dollar Einfuhrzoll. Wutentbrannt sagte ich, sie sollten alles nach Amerika zurückschicken. Ich würde mir lieber eine neue Ausrüstung kaufen. (Ein Fehler: Ein französischer Anrufbeantworter, selbst ein lausiger, kostet vierhundert Dollar. Ein Faxgerät kostet etwa fünfzehnhundert. Und daran, dort einen Computer zu kaufen, darf man überhaupt nicht denken . Alles Elektrische kostet zwei- oder dreimal so viel wie in den USA .) Zum Glück hörten sie mir aber gar nicht zu. Die Franzosen hören selten auf all das dumme Zeug, das wir Ausländer sagen.
Tag 10: Sie sagten, ich solle ihnen ein Exemplar von Klappohrkatze schicken.
Tag 14: Monsieur Kebé gefiel das Buch. Ich fand, er eigne sich eher zum Literaturkritiker der New York Times als zum französischen Zollbeamten. Außerdem sagte er, ich könne meine Ausrüstung für nur tausend Dollar haben. Ich wurde wütend, lief aber in Anbetracht seines süperben Literaturgeschmacks nicht Amok.
Tag 17: Mein Freund Nicholas rief an und sagte, dass ich alles bekomme – ohne Geld. Überhaupt kein Problem; es werde alles in zwei Tagen da sein. Er sagte, das letzte Gespräch im Zollamt zwischen Monsieur Kebé und seinem Vorgesetzten habe sich wie folgt abgespielt:
»Hmmm, er scheint wirklich Schriftsteller zu sein.«
»Was sollen wir machen?«
»Hmmmm. Noch etwas Wein?«
»Danke. Glauben Sie, er führt diese Sachen ein, um sie hier zu verkaufen?«
»Nein, und Sie?«
»Ich weiß nicht. Ich glaube nicht, dass er für diese Pullover sehr viel bekommen würde.«
»Ach, schicken wir ihm doch das Zeug. Es nimmt hier ganz schön viel Platz weg.«
»Das stimmt. Okay, schicken wir es los. Könnte ich noch einen Tropfen von dem Wein haben?«
***
Sobald mein Büro eingerichtet war, konnte ich mich entspannen, statt einen Großteil des Tages damit zu verbringen, durch die Stadt Goult zu wandern und murmelnd das Ende meiner Karriere zu beklagen. Dass ich endlich eingerichtet war, hieß auch, dass unsere dreiköpfige Familie einen festen Tagesablauf entwickeln konnte.
(An dieser Stelle möchte ich zwei Tipps verraten, die das Ganze etwas entspannter gestalten, falls man Amerikaner ist und sich noch nie ein Büro in Frankreich eingerichtet hat.
Tipp Nr. 1: Man bringe einen Ersatz-Anrufbeantworter mit, weil man den ersten garantiert ruiniert, wenn man herauszufinden versucht, wie man ihn mit dem Transformator verbindet, ohne dass er wegen der unterschiedlichen Netzspannung durchbrennt.
Tipp Nr. 2: Nachdem man sich die Haare gerauft hat, weil man nicht darauf kommt, wie man ein amerikanisches Telefon in einen französischen Telefonanschluss einstöpselt, geht man in einen französischen Eisenwaren- oder Elektroladen. Sie haben spezielle Adapter, die auf amerikanische Telefone passen – obwohl das eigentlich nicht sein darf, denn wie wir uns erinnern, ist der Besitz
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