Klappohrkatze auf Reisen
pommes , konnten aber dennoch ein paar lobende Worte über ein Himbeerbeignet einflechten, das wir auf einem Markt entdeckt hatten. Schließlich sagte sie mit einer kehligen Stimme und nur einem Hauch von französischem Akzent:
»Herzlichen Glückwunsch. Jetzt seid ihr echte Franzosen. Wenn ihr eine gute Mahlzeit verzehrt und dabei über nichts als anderes Essen redet, dann heißt das, dass ihr jetzt zu den unsrigen gehört.«
Hey, wenn man in Rom ist, macht man’s wie die Römer; wenn man in der Provence ist – nein, isst, Sie verstehen schon, was ich meine, oder?
Unsere Tage begannen sich nur noch ums Essen zu drehen.
Zu den größten Vergnügen, wenn man dort lebt, gehört das Einkaufen auf den Märkten, die an jedem Wochentag an einem anderen Ort stattfinden. Als wir endlich den Zeitplan kapiert hatten, begannen wir ihnen hinterherzureisen. Dienstags gab es einen kleinen Markt im Dörfchen Gordes. Samstags in Apt. Beide Orte liegen in verkehrsgünstiger Entfernung zu Goult, also wurden wir Dienstags- und Samstags-Stammkunden. Der größte und spektakulärste Markt fand sonntags in L’isle-sur-la-Sorgue statt. Dort lockten nicht nur die Lebensmittel, sondern auch unzählige Stände mit den herrlichsten Antiquitäten. Am Sonntag auf den Markt zu gehen, entwickelte für mich einen ähnlichen Reiz, wie Disneyland ihn auf Fünfjährige ausübt.
L’isle-sur-la-Sorgue ist kein großer Ort – vielleicht dreitausend Einwohner –, aber an Sonntagvormittagen wird er viermal so groß. Das Dorf selbst ist wunderschön. Es ist ganz flach, anders als die meisten Orte in der Umgebung, die auf Hügeln thronen, und hat krumme, kopfsteingepflasterte Straßen, die in alle Richtungen auseinanderlaufen. Außerdem ist der Ort von mehreren Kanälen umgeben, und das klare, fließende Wasser, die Mühlräder und hölzernen Brücken verleihen ihm eine ganz eigene Atmosphäre. Unter der Woche (außer donnerstags, da gibt es eine Miniaturausgabe des großen Marktes) ist der Ort still, leise und reizend. An Sonntagen aber gleicht er von sieben Uhr morgens bis ein Uhr mittags einem Irrenhaus. Jeder Zentimeter der kopfsteingepflasterten Straßen quillt über von Händlern und Kunden. Die Händler haben ihr spezielles Revier im Laufe der Jahre abgesteckt (in einigen Fällen bin ich ziemlich sicher, dass bestimmte Familien ihren Wein oder ihre Kartoffeln seit ungefähr dreihundert Jahren an derselben Stelle verkaufen). Die Käufer lassen sich ziellos treiben, bis sie sehen, was sie suchen, oder drängen sich, besonders wenn es wärmer wird und mehr Touristen auftauchen, durch die Menge, um von allem das Beste zu erhaschen. Es ist so europäisch, dass man vor Glück weinen möchte, vor allem, wenn der einheimische Drehorgelspieler, der zufällig aussieht wie der junge Maurice Chevalier, mit Federhut und buntem Umhang über den vollen Markt spaziert und seine romantischen Balladen schmettert.
Norton gefiel es sehr, in seiner Schultertasche über diesen Markt geschleppt zu werden. Wenn er seine Karten richtig ausspielte, und das tat er meistens, bekam er kleine Häppchen von allem Möglichen ab, von hausgemachter Wurst über kräftigen, stark riechenden Ziegenkäse bis zu Schokoladentörtchen. Janis und ich spielten unsere Karten meistens auch richtig aus. Wir brauchten nicht lange, um unsere Lieblingshändler ausfindig zu machen und Stammkunden zu werden (viele der Händler waren auch auf den Märkten von Gordes und Apt vertreten, sodass wir sie zwei- oder dreimal in der Woche trafen). Einer unserer Lieblinge war ein kleiner, wundervoll netter und fröhlicher Mann, der unbeschreiblich leckere Tartes machte und sie mit Hilfe seiner achtjährigen Tochter von seinem Lastwagen aus verkaufte. Er buk im Städtchen Venasque, ungefähr fünfundvierzig Minuten über eine kurvenreiche Bergstraße entfernt, und brachte seine köstlichen Kunstwerke dann auf die Märkte. Seine Artischockentarte war wie Nektar für die Götter und seine poireaux -(Lauch)-Kreation ebenfalls, aber sein Meisterstück war seine Schalottentarte, so köstlich wie nur irgendetwas, das ich je probiert habe und das nicht mit Schokolade überzogen war. Und wo wir schon beim Thema sind, er machte zufällig auch eine Schokoladen-Karamell-Tarte, die meiner unmaßgeblichen Meinung nach in den Louvre gehört. Zum Glück für die Cholesterinwerte aller Beteiligten befanden wir, dass sie auf keinen Fall mehr als sieben oder acht Pfund Butter enthielt.
Außer unserem Tarte-Typen (so
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