Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Klappohrkatze - Wie ich vom Katzenhasser zum Dosenöffner wurde: "Wie ich vom Katzenhasser zum Dosenöffner wurde"

Klappohrkatze - Wie ich vom Katzenhasser zum Dosenöffner wurde: "Wie ich vom Katzenhasser zum Dosenöffner wurde"

Titel: Klappohrkatze - Wie ich vom Katzenhasser zum Dosenöffner wurde: "Wie ich vom Katzenhasser zum Dosenöffner wurde" Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
Vom Netzwerk:
mietete ich dort jeden Sommer ein Haus, in der Stadt Fair Harbor. Es war ein wunderschönes kleines, meerblau angestrichenes Strandhaus; ein Zimmer, gemütlich eingerichtet, mit einer Einbauküche und einem Schlafboden. Es hatte eine hübsche Veranda, die ich, obwohl der Strand nur ungefähr fünfzehn Meter entfernt war, kaum je verlassen wollte. Die gesamte Insel ist ungefähr vierzig Kilometer lang und zwei Blocks breit vom Hafen bis zum Strand. Es gibt viele kleine Siedlungen mit jeweils unterschiedlichen Regeln und Lebensstilen. Die Regeln rangieren von Kein Essen in der Öffentlichkeit in einer besonders dicht besiedelten Gemeinde über Kein Lagerfeuer am Strand in einer besonders vorsichtigen Gemeinde bis hin zu Keine Wasserflugzeuge reicher Leute sollten hier landen, sonst schießen wir denen die Köpfe weg in einer Arbeitersiedlung. Die Lebensstile reichten von Wilde-Geschiedene-Heterosexuelle-aus-Manhattan-feiern-die-ganze-Nacht-in-der-Disco-auf-der-verzweifelten-Suche-nach-einem-Date-für-Silvester über Langweilig-bitte-gebt-meinem-Haus-keinen-komischen-Namen-ich-bin-hier-um-auszuspannen-nicht-um-mit-Fremden-zu-reden bis hin zu Wenn-du-nicht-schwul-bist-und -Can’t Stop The Music- nicht-schon-mindestens-dreimal-ausgeliehen-hast-dann-brauchst-du-gar-nicht-erst-von-Bord-zu-gehen . Ich war in einer der Langweilig-bitte-etc. -Gemeinden, und es gefiel mir dort sehr. Tatsächlich fand ich es regelrecht himmlisch. Es gab ein Restaurant, in dem ich einmal pro Sommer aß, einen kleinen Lebensmittelladen, in den ich, wie erwähnt, ein bisschen zu häufig ging, und ein Billigwarenhaus, das von einer Frau geführt wurde, die früher Tänzerin bei den Rockettes war. Es gab eine Menge netter Familien mit einer Menge netter Kinder. Und am besten war, dass Autos auf Fire Island verboten sind. Wenn man nicht laufen will, kann man ein Fahrrad nehmen. Wenn man beides nicht will, dann kann man nur noch in der Sonne sitzen und den Wellen lauschen, die an den Strand rollen. Es wirkt wie ein Ort, an dem die Zeit stillsteht, mit seinen hölzernen Stegen, den Wassertaxis und diesem Jeder-kennt-jeden-Gefühl. Und vor allem ist es ein sicherer Ort. Fire Island gibt einem das Gefühl, dass dort nichts Schlimmes passieren kann, dass man dort, wenn man ein Kind ist, höchstens mal hinfällt und sich das Knie aufschlägt, oder dass man, wenn man ein Erwachsener ist, auf einer Cocktailparty höchstens mal zu viel trinkt und mit einer dicken Frau namens Naomi im Bett landet. Deshalb hielt ich Fire Island für den perfekten Ort für Nortons ersten richtigen Ausflug.
    Als Cindy begriffen hatte, dass ich das wirklich ernst meinte und dass ich meine Katze auf gar keinen Fall ein ganzes Wochenende allein lassen würde, beschloss sie, auch Marlowe mitzunehmen. Sie wollte nicht, dass er mit dem Gefühl aufwuchs, das vernachlässigte Stiefkind zu sein.
    Für unsere erste Reise en famille nahmen wir Tommy’s Taxi, einen Van-Service, der uns (und viele yuppifizierte Wochenendausflügler, die gerne die Stadt verlassen wollten und das auch laut verkündeten) in Manhattan abholte und bis zur Fire-Island-Fähre kutschierte. Wir nahmen eine normale Tiertransportbox mit, eine aus Plastik mit Metallgitter obendrauf. Da beide Katzen noch so klein waren, hielten wir eine Box für groß genug.
    Wir stiegen an der Ecke Dreiundfünfzigste und First Avenue zu, luden unsere Taschen in den Van, kletterten hinein und machten es uns so gemütlich, wie es uns zwischen den Juwelen, den Designer-Klamotten und den entblößten Körperteilen irgend möglich war. Die Katzenbox platzierte ich auf meinem Schoß.
    Nach ungefähr fünfzehn Minuten Fahrt beschloss ich, dass es auf keinen Fall gemütlich sein konnte, sich in einem tragbaren Tiergefängnis aufzuhalten, also öffnete ich die Box ein Stück und steckte meine Hand hinein, um beide Kätzchen durch Streicheln zu beruhigen. Marlowe reagierte nicht. Seine Nase war in einer Ecke vergraben, und er gab sich alle Mühe, so zu tun, als läge er schon seit drei Wochen im Koma. Norton dagegen lief sofort zu meinen Fingern hinüber und drückte seine Nase hinein. Ich streichelte ihn für eine Minute, und dann, als Cindy nicht hinsah, weil sie entsetzt ein paar goldene Ohrringe in Form einer Telefonnummer anstarrte – drei Nummern hingen am linken Ohr, vier am rechten; den Ort, an den die Frau sich die Vorwahl hatte tätowieren lassen, wollte ich lieber nicht wissen –, hob ich Norton aus der Box und schloss sie schnell

Weitere Kostenlose Bücher