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Klappohrkatze - Wie ich vom Katzenhasser zum Dosenöffner wurde: "Wie ich vom Katzenhasser zum Dosenöffner wurde"

Klappohrkatze - Wie ich vom Katzenhasser zum Dosenöffner wurde: "Wie ich vom Katzenhasser zum Dosenöffner wurde"

Titel: Klappohrkatze - Wie ich vom Katzenhasser zum Dosenöffner wurde: "Wie ich vom Katzenhasser zum Dosenöffner wurde" Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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uns herunter, und ich wusste genau, was er vorhatte. Ich sah ihm direkt in die Augen und schüttelte den Kopf nur ein Mal, aber sehr entschieden – und ich bin überzeugt, dass er deshalb die Leiter wieder hinunter ins Wohnzimmer stieg, einen kleinen Sprung nach dem anderen, anstatt einen großen Dreieinhalb-Meter-Satz zu wagen. Ich wusste (und er wusste), dass er es gekonnt hätte. Aber ich wusste (und ich bin sicher, das wusste er auch), dass ich dann vermutlich einen Herzinfarkt bekommen hätte.
    Als er wieder unten war, erkundete er das Badezimmer, sprang auf den Rand der Wanne, ließ sich hineingleiten. Sie war aus Vinyl, sehr glatt und viel zu rutschig, als dass ein Kätzchen seiner Größe einfach wieder hätte herausspringen können, also musste ich ihn holen gehen, als er ungeduldig zu miauen begann. Das wurde ein ziemlich regelmäßiges Ritual, bis er fast erwachsen war und es allein wieder nach oben schaffte. Mindestens einmal am Tag hörte ich sein trauriges Miauen aus dem Badezimmer und musste ihn eilends retten. Ich muss gestehen, dass ich ihn, teilweise, um mich dafür zu rächen, dass er mich wieder beim Arbeiten, mitten im Gespräch oder beim Schlafen gestört hatte, und teilweise, weil es einfach so lustig anzusehen war, in der Regel noch drei oder vier eigene Versuche unternehmen ließ. Er sah mich, versuchte, die Wannenwand hinaufzuklettern, schaffte es nicht, und rutschte wieder hinunter zum Stöpsel. Nach einigen weiteren erfolglosen Versuchen miaute er verärgert, nur ein Mal, um mich wissen zu lassen, dass der Spaß vorbei war und dass er meine Hilfe wollte – jetzt . Er würde sich nicht länger zu meiner Belustigung lächerlich machen.
    Norton mochte die Wände des Strandhauses besonders gerne, die mit grobem Leinenstoff beklebt waren. Zweifellos sehr hübsch, aber auch sehr gut geeignet zum Klettern.
    Während Cindy und ich uns alle Mühe gaben, Marlowe aus seiner Box zu locken, hörten wir ein kurzes, reißendes Geräusch – eigentlich sogar fünf oder sechs kurze, reißende Geräusche –, und als wir uns umdrehten, sahen wir Norton fast oben an der Decke, die Krallen in den Wandstoff geschlagen.
    Ich fand natürlich, dass es das Großartigste war, was ich je gesehen hatte. Ich wollte Norton auf meiner Liste der großen Abenteurer mit Columbus, Tom Sawyer, John Glenn und dem ersten Menschen, der jemals Fleisch im Versandhandel bestellt hatte, in eine Reihe stellen. Cindy wies mich jedoch – zum Glück für mein Bankkonto – sofort darauf hin, wie teuer es sein würde, jede Wand im Haus neu tapezieren zu lassen. Also holten wir Norton schnell herunter und versuchten, ihm dieses besondere Vergnügen auszureden, obwohl auch das immer wieder vorkam.
    Als Nächstes gaben wir uns alle Mühe, unsere abenteuerlustige Katze stubenrein zu machen. Ein Katzenklo wurde im Badezimmer aufgestellt, und wir trugen ihn dorthin, damit er seine Malheure nicht mit Unwissenheit entschuldigen konnte. (Wie sich herausstellte, benutzte er in drei Jahren auf Fire Island nicht ein einziges Mal ein Katzenklo. Draußen stand ein riesiges Sandklo zur Verfügung, und ich glaube, es machte ihm großen Spaß, sich auf die freie Art seiner Vorfahren zu erleichtern.) Wir stellten ihm und Marlowe auch Schüsseln mit Futter und Wasser hin – natürlich eine eigene für jeden –, aber wir waren sicher, dass es noch Wochen dauern würde, bis Marlowe wieder fraß. Norton nahm die Schüsseln zur Kenntnis, indem er ein oder zwei schnelle Bissen Trockenfutter herunterschlang, aber er war nicht wirklich bei der Sache. Er wollte nur noch nach draußen.
    Obwohl er direkt auf die Fliegengittertür zuhielt, war er noch immer ein kleines Kätzchen – noch nicht ganz drei Monate alt –, und deshalb fand Cindy, dass wir ihn aus gesundheitlichen Gründen noch nicht draußen herumlaufen lassen konnten. Er war zu jung, um all diesen unbekannten Bakterien und Zecken und anderen bedrohlichen Dingen ausgesetzt zu werden, vor denen die Natur nur so strotzte und an die ich nicht einmal denken wollte. Aber er schien so begierig auf die unbekannten Gefilde zu sein …
    Ich fand eine Lösung. Es war ein perfekter Sommertag, also schlüpften wir schnell in unsere offiziellen Fire-Island-Klamotten – Shorts, keine Schuhe, kein T-Shirt für mich, Tanktop für Cindy –, machten uns Eistee und begannen mit Schritt eins, um aus Norton eine Katze mit Freigang zu machen. Wir legten ihm ein blaues Halsband um – das in seinem grauen Fell ziemlich

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