Klappohrkatze - Wie ich vom Katzenhasser zum Dosenöffner wurde: "Wie ich vom Katzenhasser zum Dosenöffner wurde"
allem faszinierten mich die Krallen, weil Norton, so gerne er auch kratzte, niemals die Krallen ausfuhr, wenn wir miteinander rauften. Er machte sehr deutlich, dass so etwas undenkbar war, und ich war gerührt von seiner instinktiven Sanftheit. Generell war ich extrem interessiert an all den Gründen und Ursachen und der Geschichte seines Verhaltens und seiner körperlichen Reaktionen.
Im letzten Kapitel von Die Natur der Katze wurde die Psychologie der Katzen diskutiert. Und irgendwo in dem Kapitel stand auch, dass man einmal auf Folgendes achten sollte: Wenn man jeden Tag um sechs Uhr von der Arbeit kommt, liegt die Katze zufrieden auf einem bequemen Platz und schläft. Sie ist dann entspannt und ruhig, wenn sie den Kopf hebt, um einen zuhause willkommen zu heißen. ABER : Wenn man normalerweise um sechs Uhr zurückkommt und dann eines Tages erst um elf Uhr abends, dann läuft die Katze, wenn man zur Tür hereinkommt, unruhig hin und her und fragt sich nervös, ob man sie verlassen hat. Das liegt daran, dass ihre fünfzig Millionen Jahre Dschungelinstinkt die Oberhand gewonnen haben und die Katze sicher ist, dass man von einem Raubtier gefressen wurde. Sie hat keine Ahnung, dass man nur mit Kollegen was trinken war und dann noch mit einem Freund eine Runde Baseball geguckt hat. Sie nimmt stattdessen an, dass man in Gedanken war, während man Wasser in einer Lagune getrunken hat, und dass dann ein zwei Tonnen schweres Tier gekommen ist und einen in der Mitte durchgebissen hat.
Ich fing an, mir deswegen Sorgen zu machen. Ich war nicht direkt besessen davon und dachte Tag und Nacht an nichts anderes. Aber wenn Cindy und ich essen gingen und es später als neun Uhr wurde, fing ich an, unruhig zu werden.
»Was ist los?«, fragte sie dann.
»Nichts«, erwiderte ich. Dann sah ich nervös auf die Uhr.
»Was ist los? «, wollte sie wissen. »Du bist ganz zappelig. Das tust du nur, wenn etwas nicht stimmt.«
»Es ist nichts. Wirklich. Ich bin nur ein bisschen müde.«
»Möchtest du gehen?«
»Nein, nein«, erklärte ich dann. »Auf keinen Fall. Mir geht’s gut. Lass uns noch bleiben.«
Nach fünf weiteren Minuten stieß ich sie unter dem Tisch an. »Vielleicht sollten wir jetzt gehen«, flüsterte ich. Und das taten wir dann zu Cindys Verwirrung und Verärgerung.
Wenn wir in meine Wohnung kamen, stand Norton an der Tür und sah uns an. Er musste, da war ich mir sicher, extrem gestresst sein. Ich hob ihn dann auf, streichelte ihn für eine Weile und versicherte ihm, dass sein Dad einen weiteren Tag im gefährlichen Dschungel überlebt hatte, sagte ihm, was für ein großartiges Festessen noch auf ihn wartete, und seufzte dann erleichtert und erschöpft darüber, dass ich eine Krise abgewendet hatte.
Nachdem das zwei Wochen so gegangen war, fand Cindy heraus, was los war. Sie nahm Die Natur der Katze aus dem Regal und warf es weg. Sie verbot mir außerdem, noch mehr über Katzen zu lesen. Sie beschloss, dass es zu gefährlich war.
Die Idee hatte sich zwar bereits in meinem Kopf geformt, aber erst diese ganze Raubtier-Geschichte brachte das Fass zum Überlaufen. Ich fing an zu glauben, dass ich Norton so oft es ging mitnehmen sollte. Ich selbst wäre dann sehr viel entspannter, und es stand für mich fest, dass Norton lieber seinen Dad begleiten als den ganzen Tag in der Wohnung herumsitzen wollte. Die kurzen Taschen-Ausflüge klappten gut. Warum also nicht etwas weitere Reisen?
Cindy war nicht so begeistert davon, wie ich gehofft hatte. Sie erklärte mich für verrückt.
»Du kannst deine Katze nicht überallhin mitnehmen«, informierte sie mich.
Ich mochte das nicht einsehen. »Er mag mich. Er ist ziemlich ruhig. Ich nehme ihn doch auch mit, wenn ich zu dir komme. Was soll die ganze Aufregung?«
»Ich rege mich auf, weil wir hier über eine Katze sprechen. Katzen mögen so etwas ganz und gar nicht.«
» Norton schon.«
»Norton ist noch klein. Er passt sich an alles an. Wenn er größer wird, dann wird er es hassen.«
»Das glaube ich nicht«, meinte ich. »Ich glaube, es wird ihm gefallen.«
»So funktioniert das aber nicht«, sagte sie und schüttelte den Kopf.
»Ich versuche es trotzdem«, erklärte ich ihr. »Ich mag ihn. Ich bin gerne mit ihm zusammen. Und ich glaube, dass er auch gerne mit mir zusammen ist.«
Tatsächlich schwebte mir schon ein Ort vor, an dem es Norton ganz sicher gefallen würde.
Fire Island ist ungefähr eine Auto- oder Bahnstunde von Manhattan entfernt. Wie schon erwähnt,
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