Klappohrkatze - Wie ich vom Katzenhasser zum Dosenöffner wurde: "Wie ich vom Katzenhasser zum Dosenöffner wurde"
ungefähr fünfundzwanzig Minuten bis zur Party geschafft. Mit Norton brauchte ich fünfunddreißig. Er verhielt sich vorbildlich – wurde nie langsamer, ließ sich nicht ablenken, hielt immer hinter mir Schritt, wenn er nicht sogar ausgelassen vor mir herlief. Er miaute ein bisschen mehr als sonst, aber er schien sich nicht zu beklagen. Er war wohl nur ein bisschen geschwätzig.
Um den Strand von Seaview zu erreichen, muss man einen kleinen Hügel hinaufklettern. Wenn man oben ist, steht man auf einer Düne und kann den gesamten Strand der Gemeinde überblicken. Es ist nicht der Grand Canyon oder so, aber es ist ein ziemlich schöner Anblick, vor allem an einem Tag, wenn mehrere Hundert Leute glücklich grillen und essen und miteinander spielen.
Ich kletterte hinauf, stand einen Moment da, genoss die Aussicht und entdeckte Cindy. Sie winkte; ich winkte zurück. Ich drehte den Kopf, um nach dem Laufwunder zu sehen, und sagte dann: »Na los, tun wir’s.«
Norton miaute einmal und folgte mir. Den Hügel hinunter in die lachende Horde. Innerhalb von Momenten verstummte die lauteste Veranstaltung der Saison. Ein Kopf nach dem anderen drehte sich nach uns um, die Leute hörten auf zu essen, die Musik verstummte. Die weltgewandten Fire Islander hatten schon frisbeespielende Hunde in ihrer Mitte gesehen. Sie hatten einen Klammeraffen gesehen, der mit Eimer und Schaufel Löcher in den Sand grub. Sie hatten sogar einmal ein weibliches Mitglied der Single-orientierten Kismet-Gemeinde gesehen, das kein Fußkettchen trug. Aber sie starrten alle auf das Kätzchen, das über das sandige Ufer gelaufen war, um mit ihnen zu feiern.
»Wo kommen Sie her?«, fragte die erste Person, an der wir vorbeikamen.
»Aus Fair Harbor«, erklärte ich ihm.
»Ihre Katze ist drei Kilometer mit Ihnen bis hierher gelaufen?«
Ich nickte. Als ich Cindy und ihre Freunde erreichte, nickte ich wie ein Wahnsinniger, mein Kopf wippte auf und ab, und ich wiederholte die immer gleichen Sätze. »Ja, macht er immer … Scottish Fold. Sehen Sie die Ohren? … Norton … Drei Kilometer … Fair Harbor … Jap … Sehen Sie die Ohren?«
Irgendwann kehrte wieder Normalität auf der Party ein. Die Band spielte wieder, die Backgammon-Spiele wurden fortgesetzt, Shrimps weiter aufgespießt. Norton wollte, nachdem er etwas gegrillten Thunfisch probiert hatte, im Gras spielen gehen, wo er nicht mehr auf Sand war. Ich begleitete ihn zu den Stufen, die vom Strand wegführten, und erklärte ihm, dass ich ihn in ein paar Stunden wieder abholen würde. Ich hob ihn hoch, küsste ihn oben auf den Kopf, dann sah ich zu, wie er verschwand, und wusste, dass er auf mich warten würde, wenn es Zeit wurde, nach Hause zu gehen.
5. Kapitel
Die Katze, die nach Kalifornien flog
M ein Vermieter auf Fire Island war so nett, unsere Sommersaison bis Ende September zu verlängern. Aber am Labor-Day-Wochenende traf es mich wie ein Keulenschlag: Was sollte ich mit Norton tun, wenn ich kein Sommerhaus mehr hatte, wo er den ganzen Tag nach Herzenslust draußen spielen konnte? Wie würde er darauf reagieren, wieder eine Wohnungskatze zu sein? Noch dazu – da ich gerade erfahren hatte, dass New Yorker Katzen besonders häufig durch tödliche Stürze aus Wohnungsfenstern ums Leben kamen – eine Wohnungskatze, deren Dad die Fenster niemals wieder auch nur einen Spalt breit öffnen würde.
Am 1. Oktober war mir noch keine clevere Lösung eingefallen. Nortons Reisen beschränkten sich jetzt auf Ausflüge zwischen Cindys und meiner Wohnung. Wenn sie bei mir übernachtete, kam Marlowe mit. Bei mir fühlte er sich sehr wohl, also schien es nur richtig, dass Norton auch ihr Hausgast war, wenn ich bei Cindy schlief.
Ich fing an, geschäftlich bedingt wieder mehr zu reisen. (Ich sollte vermutlich erklären, dass das mit dem Reisen kompliziert war, weil meine Arbeit sehr kompliziert ist – und vielleicht ist »verwirrend« der passendere Ausdruck, denn eigentlich habe ich nicht nur einen Job, ich habe mehrere, von denen keiner wirklich viel Sinn macht. Ein Teil von mir führt einen Verlag. Dieser Teil erlaubt mir, waschechte, erwachsene finanzielle Entscheidungen zu treffen, interessante Leute zu treffen, von denen ich glaube, dass sie vielleicht ein Buch schreiben möchten, und mit sehr talentierten und sehr temperamentvollen Autoren und Persönlichkeiten zu arbeiten. Ein anderer Teil von mir schreibt und produziert Drehbücher für Film und Fernsehen. Dieser Teil erlaubt mir, eine
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