Klara Fall, der Lakritzräuber und ich
dass wir jetzt nicht vor OskarBenniSamRamon mit unserem Ermittlungserfolg protzen konnten …
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Und dann ging alles ganz schnell: Bereits am nächsten Morgen wurde Mischa Neubert verhaftet. Ungerechterweise bekamen Klara und ich davon nichts mit. Weil das Wetter umgeschlagen war und es in Strömen goss, hatten wir uns gnädig bereit erklärt, Mama zu helfen, ihre Unmengen von Büchern einzusortieren. Es dauerte Stunden!
Gegen Abend kam Klaras Papa mit seinem Werkzeugkasten vorbei, um unsere restlichen Lampen aufzuhängen. Sogar ich musste zugeben, dass unsere neue Wohnung jetzt schon fast gemütlich aussah. Während Mama unterwegs war, um als Dank für unseren Einsatz in der Wohnung Pommes und Currywurst für alle zu holen, bekam Klaras Vater einen Anruf von Miriam Seifert. Natürlich wollten Klara und ich mithören!
Tatsächlich hatte die Polizistin spannende Neuigkeiten: Nachdem ihre Kollegen Mischa die erdrückenden Beweise gegen ihn vorgelegt hatten, hatte er den Überfall auf die Tankstelle gestanden. Auch seine Freundin Janette hatte zugegeben, Mischa Tipps für Zeitpunkt und Ablauf des Überfalls gegeben zu haben. Und: Der Rest der Beute war tatsächlich in Mischas Kleiderschrank gefunden worden! Einen Teil hatte er schon ausgegeben.
Mama, die bis zu diesem Zeitpunkt noch nichts von unserer Arbeit als Hobbydetektive mitgekriegt hatte, bekam Augen wie Teetassen, als wir ihr beim Essen davon erzählten. Vor allem, als sie nach und nach hörte, wie Klara und ich maßgeblich zur Lösung des Falls beigetragen hatten. Dabei erfuhr Mama natürlich nur von dem halbwegs harmlosen Teil unserer Ermittlungen (und der reichte für ihre Nerven …). Mein „Besuch“ in Mischas trautem Heim blieb top secret . Klaras Papa hielt dicht, wie er es mir versprochen hatte.
Nachdem sich die Aufregung über Mischas Verhaftung gelegt hatte und Mama gerade meine Lieblingsschokoriegel als Nachtisch verteilte, sprang Klara plötzlich wie von der Tarantel gestochen auf.
„Der Hund!“, rief sie. „Was ist denn mit dem armen Zottelpoldi passiert, als Mischa verhaftet wurde? Sitzt der jetzt etwa auch im Gefängnis?“
„Keine Sorge“, beruhigte Bastian sie. „Laut Miriam ist Poldi fürs Erste bei einer Nachbarin von Neubert untergekommen.“
„Ja, und was passiert danach mit ihm?“, fragte ich.
Klaras Vater zuckte die Achseln. „Tja, es hörte sich nicht so an, als ob die Dame Poldi behalten will. Sie scheint schon älter zu sein …“
„Das heißt, Zottelpoldi muss ins Tierheim?“ Klara sah mich entsetzt an. „Das können wir doch nicht zulassen, Jannis!“
„Nee!“, sagte ich. „Poldi ist zwar verrückt, aber wirklich total lieb.“
„Und gelehrig“, ergänzte Klara, „also, wenn man ihn richtig trainieren würde, meine ich.“
„Kinder mag er auch“, sagte ich, „vor allem Kindernasen.“
„Einfach der ideale Begleiter“, schwärmte Klara, „zumal, wenn man zu Hause arbeitet.“ Sie zwinkerte ihrem Vater zu.
„Mit anderen Worten …“
„Zottelpoldi ist perfekt!“
„Ich hab’s!“, rief Klara. „Wir könnten ein Dog-Sharing machen!“
„Dog-Sharing?“, echote Mama.
„Da teilen sich zwei Familien einen Hund“, erklärte Klara. „Halbe Arbeit, doppelter Spaß!“
Ich musste zugeben, manchmal hatte Klara Fall wirklich gute Ideen …
Mama und Klaras Papa sahen sich verblüfft an. „Also, da haben wir ja wohl auch noch ein Wörtchen mitzureden!“
Aber nur ein kleines.
© Dietmar Theis
Katja Reider begann kurz vor der Geburt ihres ersten Kindes zu schreiben – und blieb bis heute dabei. Sie hat zahlreiche Kinder- und Jugendbücher veröffentlicht, die in viele Sprachen übersetzt wurden. Ihre Lieblingsthemen sind Glückssuche, Toleranz und die (nicht) alltäglichen Abenteuer des Alltags. Die Autorin lebt mit ihrem Mann, ihren zwei Kindern und einem kleinen Hund (der übrigens Poldi heißt) in Hamburg.
Weitere Infos unter www.katjareider.de .
© studioline Leipzig
Stefanie Reich , geboren 1984, studierte an der Bauhaus-Universität Weimar Visuelle Kommunikation. Die Diplom-Designerin lebt und arbeitet als selbstständige Illustratorin in Leipzig.
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