Klara Fall, der Lakritzräuber und ich
wisst ihr eigentlich, wie gefährlich diese Aktion war?“ Bastian Fall raufte sich die Haare. „Da hätte sonst was passieren können. Ich darf gar nicht dran denken …! Erst schleicht ihr euch bei dem Typen als Hundesitter ein, dann verfolgt ihr ihn und seine Freundin und zum Schluss durchsucht ihr seine Wohnung!“
„Aber so hat Miss Marple doch auch immer ermittelt“, verteidigte sich Klara.
„Ja, aber das sind Filme beziehungsweise Romane. Da gelten andere Regeln.“ Klaras Vater schüttelte den Kopf. „Oh Mann, wenn das deine Mutter erfährt, Jannis …“
Ich zuckte zusammen. „B-b-bitte nicht! Ich meine, ehrlich, das wäre im Moment echt zu viel für sie, nach der Trennung von Papa und …“ Ich brach ab.
Anscheinend sah ich so verzweifelt aus, dass Klaras Vater schnell abwinkte. „Schon gut, Jannis. Von mir erfährt sie nichts. Aber ihr beide müsst mir versprechen, dass ihr ab jetzt keinerlei Alleingänge mehr macht, okay?“
Klara und ich sahen uns an. „Das heißt, ab jetzt ermitteln wir mit dir zusammen?“, fragte Klara.
„Oh nein, ermittelt habt ihr mehr als genug“, stoppte Klaras Vater unsere Begeisterung. „Und ich für meinen Teil will damit gar nicht erst anfangen. Um ehrlich zu sein: Ich glaube, ich wäre kein halb so guter Detektiv wie ihr zwei.“
Irrte ich mich oder blitzte da in seinen Augen ein klitzekleines Lächeln auf?
„Nein, jetzt geht es darum, eure Informationen an die Polizei weiterzuleiten. Denn es weist ja tatsächlich alles darauf hin, dass dieser Mischa den Überfall auf die Tankstelle begangen hat.“
„Können wir nicht einfach zur nächsten Polizeiwache gehen und denen erzählen, was wir rausgefunden haben?“, fragte ich.
Klara sah mich an, als sei ich nicht ganz richtig im Kopf. „Was meinst du, was die zu unserem Einbruch bei Mischa sagen …?!“
Stimmte auch wieder.
Eine Weile grübelten wir alle drei schweigend vor uns hin.
„Ich hab’s!“, rief Klaras Papa plötzlich aus. „Miriam, die Schwester von meinem alten Schulfreund Peer, ist bei der Polizei. Die werde ich jetzt anrufen und um ein konspiratives Treffen bitten …“
„Ein konspira-was?“, fragte ich.
„Ein Geheimtreffen“, erklärte mir Klara, „ein Treffen, von dem niemand etwas erfahren darf.“
Oh, das klang gut.
Miriam Seifert war als Kriminalkommissarin zwar nicht direkt für unsere Siedlung zuständig. Aber als Klaras Vater ihr am Telefon erzählte, worum es ging, versprach sie, noch am gleichen Nachmittag vorbeizukommen.
Klara und ich nutzten die Zeit, um alle Beobachtungen, die wir gemacht hatten, in einer Art Bericht zusammenzufassen. Das hatte Klaras Vater vorgeschlagen. Und ich fand, das Ergebnis sah ziemlich professionell aus.
Das fand auch die Polizistin, als wir ihr unseren Bericht später gaben. Die Fotos, die ich mit meinem Handy geschossen hatte, hatten wir ausgedruckt und dazugelegt. Nachdem sie alles kurz überflogen hatte, berichteten Klara und ich abwechselnd von unseren Recherchen.
Miriam Seifert hörte aufmerksam zu, ohne uns zu unterbrechen. Erst als ich von meinen Funden in Mischas Wohnung erzählte, zog sie die Augenbrauen hoch. „Ihr wisst schon, dass das nicht in Ordnung war, oder?“
„Den Punkt haben wir bereits ausführlich besprochen“, schaltete sich Klaras Vater mit einem grimmigen Seitenblick auf Klara und mich ein.
Hier war eindeutig Reue angesagt! Also nickten Klara und ich eifrig. „Das war total bescheuert von uns!“, beteuerte Klara.
„Allerdings!“ Miriam klappte das Büchlein, in dem sie sich Notizen gemacht hatte, zu. „Aber ihr habt wirklich einiges herausgefunden. Dieser Mischa Neubert ist übrigens kein unbeschriebenes Blatt. Nachdem du vorhin den Namen genannt hattest, Bastian, habe ich gleich kurz im Polizei-Computer geguckt, ob wir etwas über ihn haben. Und tatsächlich: Mischa Neubert stand schon mal im Verdacht, einen Kiosk überfallen zu haben. Damals konnte man ihm allerdings nichts nachweisen.“
„Echt?“ Klaras Augen blitzten vor Aufregung. „Und was passiert jetzt mit ihm?“
Die Polizistin stand auf. „Ich spreche gleich mit den Kollegen, die den Fall bearbeiten. Vermutlich wird euer Mischa festgenommen.“
„Wahnsinn …“, hauchte Klara beeindruckt.
„Kannst du die Namen der beiden denn heraushalten?“, fragte Klaras Papa und deutete auf Klara und mich.
Miriam Seifert nickte lächelnd. „Ich denke schon.“
Ich atmete auf. Obwohl es natürlich auch ein bisschen schade war,
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