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Klara Fall, der Lakritzräuber und ich

Klara Fall, der Lakritzräuber und ich

Titel: Klara Fall, der Lakritzräuber und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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verabschiedet hatte, waren schon zehn Minuten vergangen. Ich musste mich beeilen. Auf ins Schlafzimmer!
    Auch dieser Raum war nicht gerade das Werk eines begnadeten Inneneinrichters: Auf dem staubigen Nachtschränkchen neben Mischas Bett lagen ein Häufchen Lakritzbonbons und zwei zerlesene Automagazine. Außerdem standen dort mehrere leere Getränkedosen und das gerahmte Foto einer Frau im Bikini. Ein kurzer Blick genügte: Janette in voller Schönheit! Na, bitte! Noch ein Beweis! Rasch machte ich ein Foto.
    So, jetzt noch den Kleiderschrank und dann nichts wie raus hier! Eher zufällig warf ich einen schnellen Blick aus dem Fenster – und erstarrte: Im Schutz der Hecke sprang Klara hektisch auf und ab und winkte mir aufgeregt zu! Wobei winken das falsche Wort war. Vielmehr kreisten ihre Arme wie Rotorblätter eines Hubschraubers durch die Luft. Ihr Blick war geballte Panik und die Botschaft, die ihr weit aufgerissener Mund formte, war unmissverständlich: RAUS !!!
    Hilfe!
    Augenblicklich begann ich zu zittern. Gleichzeitig hatte ich das Gefühl, keinen Muskel meines Körpers mehr bewegen zu können. Ich war vollkommen erstarrt. Dafür geriet Poldi in Bewegung. Laut bellend stürzte er zur Tür und eine Sekunde später war klar, warum: Ich hörte, wie ein Schlüssel im Schloss gedreht wurde und die Tür aufsprang. Mischa Neubert hatte seine Laufrunde vorzeitig beendet und war nur wenige Meter von mir entfernt!
    Der Schreck fuhr mir in alle Glieder, gleichzeitig löste sich meine Erstarrung. Verdammt, warum hatte Klara mich nicht angerufen?! Die Wohnung war nicht groß. In zwei, drei Sekunden würde Mischa ins Schlafzimmer kommen und mich entdecken. Keine Zeit mehr zu fliehen! Es gab nur eine Möglichkeit: Blitzschnell stieg ich in den Kleiderschrank, presste mich zwischen Hemden, Hosen und Mäntel und biss die Zähne fest zusammen, damit sie nicht aufeinanderschlugen. Eine Zehntelsekunde nachdem ich die Lamellentüren des Schranks von innen zugezogen hatte, betrat Mischa das Zimmer.

    Ich wagte kaum zu atmen. Mischa stand keine zwei Meter von mir entfernt! Mein Herz klopfte so laut, dass ich fürchtete, er könnte es hören. Gleich, gleich würde er den Schrank öffnen, um frische Wäsche herauszunehmen! Es war nur noch eine Frage von Sekunden, bis er mich entdecken würde. Und dann? Was dann?
    Ich biss mir auf die Lippe, um nicht laut aufzuschluchzen. Nie, nie im Leben hatte ich größere Angst gehabt. Meine zitternden Hände tasteten den Inhalt des Schranks ab. Vielleicht gab es hier drin etwas, mit dem ich mich gegen Mischa verteidigen konnte. Irgendetwas! Aber das Einzige, was ich außer Stoff ertastete, war eine Tüte. Vielleicht war da ja etwas Brauchbares drin? Mit den Fingern suchte ich darin herum. Mist, nur Papier! Ganze Bündel von Papier. Einige waren eingerollt. Was mochte das sein?
    Und plötzlich, urplötzlich, wusste ich, was ich entdeckt hatte: die Beute aus dem Tankstellenüberfall! Mischa hatte das Geld hier im Schrank versteckt, zwischen seinen Hosen und Hemden. Jetzt, endlich, hatten Klara und ich den Beweis. Aber es war zu spät. Alles war zu spät. Weil Mischa mich gleich entdecken würde. Und was dann passieren würde, darüber wollte ich gar nicht nachdenken …
    Zottelpoldi machte das Ganze noch schlimmer, indem er wie ein Flummi gegen den Schrank sprang und laut bellte. Klar, er dachte wahrscheinlich, wir spielten Verstecken!
    „Schnauze!“, brüllte Mischa den Hund an.
    Durch die Lamellen hindurch sah ich, dass er sich das verschwitzte Sport-Shirt über den Kopf zog, dann schnürte er seine Laufschuhe auf und stöhnte. Hatte er sich beim Joggen verletzt? War er deswegen früher zurückgekommen? Egal, es spielte keine Rolle mehr.
    Aber plötzlich durchfuhr mich ein klitzekleiner Hoffnungsschimmer: Mischa war verschwitzt. Wenn das Schicksal gnädig war, würde er gleich duschen gehen. Und während Mischa unter der Dusche stand, würde ich unbemerkt fliehen können. Ich ballte die Hände zu Fäusten und drückte mir selbst die Daumen. Das war meine Chance, meine einzige, meine letzte …!
    Umso grausamer die Enttäuschung: Mischa griff nach einem schwarzen Shirt, das auf dem Bett lag, und zog es sich über den Kopf. Mein Mut sank. Offensichtlich hatte er gar nicht vor zu duschen, er zog sich nur um. Und das bedeutete … meinen Untergang. Gleich, gleich würde Mischa den Schrank öffnen, um eine Jeans herauszuholen oder einen Gürtel oder ein paar frische Strümpfe oder, oder,

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