Klassenfahrt ins Gruselschloss - Ein Fall für die Schwarze Pfote ; 7
Geisterstunde.« Mit diesen Worten drehte er seinen Rollstuhl in die andere Richtung und rollte aus dem Vitrinen-Zimmer. Mit einem lauten Knall fiel die Tür hinter ihm ins Schloss.
»Wie hat er das denn gemeint?«, fragte Merlin.
Fips guckte auf seine Armbanduhr. »Es ist gleich Mitternacht. Angeblich kriechen um diese Zeit doch immer die Geister aus ihren Löchern.«
»Dann lasst uns schleunigst abhauen«, beschloss Merlin.
Kopfschüttelnd rollte Charlotte mit den Augen. »Ihr glaubt doch wohl hoffentlich nicht an so einen Nonsens?«
Merlin ging gar nicht auf die Frage ein. Vorsichtig öffnete er die Tür zum Treppenhaus. Die Luft war rein. »Kommt!«
Ohne Zwischenfälle erreichten Charlotte, Merlin, Fips und Hugo wieder den Teil des Gebäudes, in dem die Schlafräume für die Gäste lagen. Merlin und Fips begleiteten Charlotte und Hugo zu ihrem Zimmer.
»Das war ja wohl ein Reinfall.« Enttäuscht drückte Charlotte Merlin ihre Taschenlampe in die Hand. »Es gibt hier weder einen wertvollen Edelstein noch Gespenster!« Das letzte Wort sprach sie übertrieben mit tiefer, gruseliger Stimme aus und zwinkerte Merlin dabei zu.
»Das mit den Gespenstern finde ich gar nicht so schlimm«, murmelte Fips.
Die Jungs wünschten ihrer Freundin eine gute Nacht.
»Und schön brav sein, Hugo«, befahl Merlin. Dann machten sich Fips und er auf den Weg in den zweiten Stock. Zu ihrer Verwunderung war der Flur hell erleuchtet.
»Vielleicht hat jemand entdeckt, dass wir uns rausgeschlichen haben«, flüsterte Fips ängstlich. Von irgendwoher war das Geräusch einer rauschenden Klospülung zu hören. Merlin hatte sich schon gewundert, dass es in dem kleinen Bad in ihrem Zimmer keine Toilette gab. Anscheinend waren aber hier auf dem Gang welche.
»Irgendwer hat das Licht angeknipst, weil er mal musste«, beruhigte Merlin seinen Freund.
Mit einem kurzen Knall flog die Sicherung heraus. Auf einen Schlag war es zappenduster. Nicht mal die grüne Notbeleuchtung funktionierte noch. Dann hörten sie schnelle Schritte.
Geist Nummer eins
Geist Nummer eins
Wie eingefroren standen Merlin und Fips in der Dunkelheit. Der Lichtkegel einer Taschenlampe hüpfte durch das Treppenhaus. Die Schritte kamen näher.
»Mist«, fluchte Merlin. Charlottes Lampe konnte er auf keinen Fall einschalten. Sonst würden sie sofort entdeckt werden. Und ihr Zimmer lag am anderen Ende des Ganges. Das würden sie im Dunkeln niemals so schnell finden. Kurz bevor das Licht ausgegangen war, hatte er eine Tür ganz in ihrer Nähe gesehen. Sie war um einiges kleiner als die anderen.
›Vielleicht nur ein Abstellraum‹, dachte er und packte Fips am Arm. Er tastete nach dem Griff, öffnete die Tür und zog seinen Freund mit nach drinnen. Leise schlossen sie die Tür und lehnten sich von innen dagegen. Auch hier war es schwarz wie die Nacht.
›Hauptsache in Sicherheit‹, dachte Merlin. Ein leises Plätschern drang an seine Ohren. Um zu sehen, woher es kam, knipste er die Taschenlampe an. Vor Schreck wäre sie ihm fast aus der Hand gefallen. Der Lichtstrahl schien mitten in eine grässliche Fratze mit weit aufgerissenen Augen. Sie öffnete ihren zahnlosen Mund und fing an zu kreischen.
Sie mussten hier raus. Als hätte er einen Geist gesehen, rannte Merlin über den langen Flur zu ihrem Zimmer. Mit der Taschenlampe leuchtete er den Weg. Dass sie leicht entdeckt werden könnten, war ihm jetzt egal. Schlimmer konnte es nicht werden. Fips folgte ihm.
Merlin verkroch sich unter seiner Bettdecke und bibberte vor Angst. Bis er seinen Freund lachen hörte.
»Was ist denn daran bitte so lustig?«, flüsterte Merlin durch den schmalen Spalt zwischen Stockbett und Wand.
»Ich kann nicht mehr«, kam es von unten. Fips platzte fast vor Lachen. So gut er konnte, versuchte er es zu unterdrücken, um die anderen nicht zu wecken.
»Weißt du, wer da grade vor uns saß?« Ohne auf Merlins Antwort zu warten, fuhr Fips fort. »Das war …« Er bekam fast keine Luft mehr. »Das Gespenst gerade, das war die Schimmsel«, prustete er heraus. »Auf dem Klo!«
Merlin rief sich noch mal das grässliche schreiende Gesicht, das ihn gerade fast zu Tode erschreckt hatte, ins Gedächtnis. Der zahnlose Mund war damit zu erklären, dass die Direktorin ihre Dritten herausgenommen und in einem Glas am Bett stehen gelassen hatte.
»Oh Mann, ich glaub’s nicht!« Fips hatte recht. »Die sieht ja nachts noch gruseliger aus als tagsüber.« Jetzt brach auch Merlin in Gelächter aus.
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